Als Flora zuviel Rotwein trank - Noch eine sehr romantische Komödie (Leckere Lords von Ruby Royce) (German Edition)
1.
Surrey, Dezember 1822
"Wir sollten Flora fragen, ob sie mitkommen will", sagte Eugenia St. Yves. Sie rollte sich auf ihren Bauch und küsste die nackte Schulter ihres Mannes. Dieser musste allerdings noch zu Atem kommen. Als es ihm gelungen war, fragte er (sicher nicht ganz unberechtigt): "Was lässt dich, um Himmels Willen, in so einem Moment an Flora Parker denken?"
"Ich würde mir eben wünschen, dass es so einen Moment auch in Floras Leben gäbe." Ihre Fingerspitzen strichen zärtlich über seine Brust.
Dominic St. Yves betrachtete seine Frau mit einem amüsierten Glitzern in den Augen. "Deine Freundin Flora ist ein hoffnungsloser Fall."
Gigi - wie sie von Familie und Freunden genannt wurde - stützte sich auf ihre Ellbogen und erwiderte seinen Blick. "Nein, Dominic, das ist sie nicht. Und wenn du dir etwas mehr Mühe geben würdest sie kennen zu lernen, könntest du entdecken, dass sie über ein wirklich zartes Wesen verfügt."
"Das hat sie in meiner Gegenwart noch nicht durchblicken lassen. Erinnerst du dich, wie sie Raleigh die kannibalischen Riten der Karibik darlegte, während er versuchte sein Lamm zu essen?"
"Natürlich erinnere ich mich. Ich möchte trotzdem, dass sie mitkommt. Immerhin muss sie einen Ehemann finden und als ihre Freunde sind wir es ihr schuldig, sie dabei zu unterstützen. Wo sollte sie denn eine bessere Gelegenheit haben, als mit uns? So wie ich die Schwerenöter kenne, die du deine Freunde nennst, bleiben wir keine zwei Tage von ihnen verschont."
"Die was?" Dominic war verdutzt.
Gigi rümpfte die Nase. "Du hast mich genau verstanden, Durchlaucht. Die Schwerenöter. Oder sollte ich sie lieber Abenteurer nennen und damit die Tatsache unter den Teppich kehren, dass ihre Hauptbeschäftigung darin besteht, sich mit Damen zweifelhafter Reputation zu treffen, ihre Vermögen für teure Schneider auszugeben und sich mit verschiedensten Substanzen zu berauschen, wenn sie nicht gerade jagen, boxen, segeln, wetten oder Karten spielen? Die sich niemals in der feinen Gesellschaft zeigen und daher auch keine Gelegenheit bekommen, Flora Parker richtig kennen zu lernen?"
"Du meinst Lackerby und Darlington?"
"Und Napier, Sunderland, Wilton… du weißt schon, all diese Kumpels seiner Majestät. So wie du selbst."
Er packte sie und zog sie zu sich heran. "Du kleiner Teufel. Ich war kein einziges Mal mit denen unterwegs, seit ich dich traf. Das weißt du ganz genau."
"Ich weiß… weil du nicht in der Lage bist, meinem glorreichen Körper fernzubleiben."
"Das stimmt…" Er küsste sie voller Verlangen.
"Ich werde Flora schreiben und ihr mitteilen, wie erfreut wir wären, wenn sie den Sommer mit uns in Italien verbrächte."
"Gut…" Dominic hatte keine Lust darüber zu diskutieren. Nicht jetzt. Aber bevor er sich von der Leidenschaft hinreissen ließ, hatte er noch einen lichten Gedanken.
"Warte!" Er hielt seine lüsterne Frau in sicherem Abstand von seinem Gesicht.
"Mmmmmh?"
"Ihre Mutter bleibt zu Hause!"
"Natürlich…" schnurrte Gigi und schob sich langsam über Dominic.
Der Duke klammerte sich an die Überreste seiner Vernunft. "Was ist mit deinen Eltern?"
"In der Schweiz…" ihr heißer Atem berührte seinen Nacken. "Zur Kur."
"Sicher?"
"Oh ja, sie waren schon letztes Jahr sehr zufrieden mit den Auswirkungen, die so eine Kur auf Mr. Wimples—"
Dominic bedeckte ihren Mund mit seinem. Es gab Dinge, an die wollte er nicht denken. Nicht jetzt.
2.
Lago Maggiore, Italien, Juni 1823
Es war eine gute Sache, einflussreiche und vermögende Freunde zu haben, dachte Miss Flora Parker. Das hatte ihre Mutter ihr ein ganzes Leben lang einzubläuen versucht, aber erst jetzt, da sie auf einem Ast saß, von dem aus sie über einen riesigen Park blickte, der zu einem riesigen Anwesen gehörte, das wiederum über den riesigen Lago Maggiore blickte, den zweitgrößten der prä-alpinen italienischen Seen, der von der Schweiz, durch die mächtigen Großherzogtümer Piedmont und Lombardei, bis ins nördliche Italien reichte, wurde ihr klar, dass ihre Mutter im Grunde genommen recht hatte.
Es war früher Nachmittag und die Ruhe der siesta lag sanft über dem Palazzo Sforza und seinen wohlgenährten Bewohnern. Hin und wieder raschelten die Blätter von Floras Baum in einem warmen Windhauch, ein Hund bellte im entfernten Dorf oder ein Vogel sang eine hübsche Melodie. Die Blumen und Büsche hüllten Flora in einen herrlichen Duft, den sie tief in sich einsog, um regelrecht von
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