Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
Schreibergilde sie losgeschickt, um einen Gastwirt festzunehmen, der seiner Steuerpflicht nicht nachgekommen war. Nur auf die Banden, die das eigentliche Problem von Makkathran darstellten, hatten sie nicht den geringsten, wie auch immer gearteten Einfluss.
»Bist du fertig?«, fragte Kanseen über Longtalk, als Edeard seinen Uniformrock zuknöpfte.
Er zog sich seine Stiefel an. Neu, mehr als drei Tageslöhne teuer – aber den Preis wert. »Komme.«
Sie wartete draußen auf dem Laufgang auf ihn, einen Ölmantel über den Arm geschlungen. »Wird bestimmt Regen geben heute«, verkündete sie.
Er betrachtete den wolkenlosen, klaren Himmel. »Wenn du das sagst.«
Sie grinste, während sie die heiklen Treppen hinabstiegen. Jeden Morgen war er aufs Neue versucht, sie in eine etwas weniger gefährliche Form zu bringen – und dann das Wunder der Herrin zuzuschreiben.
»Das wird dein erster Winter in der Stadt, stimmt’s?«, fragte sie.
»Ja.« Edeard konnte sich ein kaltes und zugefrorenes Makkathran kaum vorstellen, der lange Sommer war so herrlich heiß gewesen. Inzwischen war aus ihm ein ganz passabler Fußballspieler geworden (nahm er an), und sein Team hatte bei Jeavons kleiner Parkliga den Dritten gemacht. Die meisten Wirtshäuser hatten draußen Tische und Stühle, wo er so manchen vergnüglichen Abend verbracht hatte. Es hatte sogar einige Abende gegeben, an denen er wieder angefangen hatte zu zeichnen; nicht, dass er irgendjemandem die Ergebnisse gezeigt hätte. Und nachdem es ihm tatsächlich gelungen war, ein bisschen Kleingeld zusammenzusparen, hatten er und Salrana sich endlich auch einmal eine Stadtrundfahrt in einer Gondel gegönnt.
»Freu dich drauf«, sagte Kanseen. »Es wird eine Menge Feste geben zu Neujahr. Und am Neujahrstag spendiert uns der Bürgermeister mittags einen riesigen Ochsenbraten im Golden Park – zu dem allerdings immer alle zu spät kommen, weil sie noch ’nen ausgewachsenen Kater vom Vorabend haben. Und die Parks und Plätze sehen alle so sauber und neu aus, wenn sie vom Schnee bedeckt sind.«
»Klingt gut.«
»Du wirst einen dicken Mantel brauchen. Und eine Mütze.«
»Auf unsere eigenen Kosten?«
»Ich kenne ein paar Geschäfte, die Qualität zu einem erschwinglichen Preis anbieten.«
»Danke.«
»Und vergiss nicht, dir rechtzeitig einen Vorrat an Kohle für deinen Ofen anzulegen. Im Winter sind die Häuser nie so richtig warm, und normalerweise geht der Preis durch die Decke, sobald der erste Schnee fällt. Die Herrin sollte diese Händler verfluchen; es ist kriminell, mit was für Forderungen die durchkommen.«
»Du bist so gutgelaunt heute Morgen«, stellte Edeard fest. »Was ist los?«
»Meine Schwester feiert diesen Samstag das Namensgebungsfest für ihren Jungen. Sie hat mich gefragt, ob ich vor der Herrin die Verantwortung einer Patenschaft übernehmen möchte.«
»Nett. Wie soll der Kleine denn heißen?«
»Dium, nach dem dritten Bürgermeister.«
»Ach ja, richtig.«
»Du hast nicht die geringste Ahnung, wer das ist, hab ich recht?«
Er grinste breit. »Nö, nicht die Bohne!«
Sie lachte.
So stand es dieser Tage um Edeard und Kanseen. Sie waren die besten Freunde. Jegliches Unbehagen, das von dem Abend nach der Abschlussfeier noch zurückgeblieben sein mochte, war inzwischen längst gewichen. Worüber er einigermaßen froh war. Er wollte nicht, dass etwas zwischen ihnen stand. Doch dann wiederum konnte er diesen Kuss nicht vergessen, und auch nicht, was sie dabei empfunden hatten. Es hatte ihm immer der Mut gefehlt, noch einmal zur Sprache zu bringen, worüber sie damals geredet hatten. Und ihr offenbar ebenso.
Was ihn mit seinen widerstreitenden Gedanken an Salrana zurückgelassen hatte, die stets so heiter und meistens so zauberhaft war. Mittlerweile war es ungeheuer schwer zu ignorieren, wie fraulich sie geworden war. Und er nahm an, dass sie das wusste, denn in letzter Zeit bewegten sich ihre Neckereien oft ziemlich hart an der Grenze.
Die Übrigen des Trupps warteten bereits in der Haupthalle der Konstablerwache, wo sie an einem Tisch saßen und gerade ihr Frühstück beendeten. Im Gegensatz zu Edeard kochten nur wenige von ihnen für sich selbst. Macsen hatte eine Brille mit extrem dunklen Gläsern auf, nicht unähnlich der, die Dybal trug. Kanseen sah ihn an und brach in lautes Gelächter aus. »Na, gestern mal wieder in den Theatern gewesen, Jungs?«
Macsen grunzte und schaute sie über den Rand eines Bechers mit starkem schwarzem
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