Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
ausdruckslosen Gesichter, während die Kometen unablässig über ihnen kreisten.
»Das war ja einfach«, bemerkte Ethan.
»Sie wissen nicht, was sie tun sollen«, entgegnete Phelim. »Sie sind da nicht anders als die Gläubigen, die sich draußen versammelt haben: bestürzt und verletzt, weil der Zweite Träumer den Skylord zurückgewiesen hat. Sie benötigen eine starke, entschlossene Führung. Und die bietet Ihr ihnen. Ihr habt die Lösung. Natürlich wenden sie sich Euch zu.«
»Wann können wir das Wurmloch öffnen?«
»Ich werde dafür sorgen, dass Eure Staatskanzlei den Vertrag sofort an Viotias Premierministerin schickt. Wenn Likan uns nicht enttäuscht, wird er umgehend an uns zurückgehen. Das Wurmloch kann binnen zwei Stunden in Betrieb gehen. Wir haben eine Reihe von Orten vorbereitet, in die es mündet.«
»Ich hoffe, Colwyn City gehört dazu.«
»Ja. Die Stadt verfügt über einen Raumhafenkomplex, der uns sehr zustatten kommt.«
»Und unsere Polizeikräfte?«
»Vierzigtausend stehen zur sofortigen Entsendung bereit, zusammen mit Einsatzfahrzeugen und der erforderlichen Ausrüstung, um Volksunruhen niederzuschlagen. Ist das Wurmloch geöffnet, haben wir sie in sechs Stunden drüben. Im Verlauf der nächsten vier Tage wird eine weitere Viertelmillion folgen.«
»Ausgezeichnet.«
»Ich hatte gehofft, dass Ihr zustimmen würdet.« Phelim zögerte. »Wir haben noch keinen Plan, was wir machen, wenn der Zweite Träumer sich vollends seiner Fähigkeiten bewusst wird. Wir brauchen etwa einen Tag, um unsere Traummeister über ganz Colwyn verteilt in Stellung zu bringen.«
»Aber wir können vorher den kompletten Kapsel- und Raumschiffverkehr stilllegen?«
»Ja. Das hat höchste Priorität. Wir wollen ihn innerhalb der Stadtgrenzen halten.« Abermals das untypische Zögern. »Aber um ihn zu lokalisieren, muss er noch ein weiteres Mal träumen. Nach heute Nacht wird er das vielleicht nicht mehr.«
Ethan schloss die Augen und sank, geschwächt von all der Anstrengung, auf seinem Thron zusammen. »Er wird. Wenn er wüsste, was er bereits getan hat.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Vor einer Stunde erhielt ich einen Anruf von Sektionsleiter Trachtenberg auf Centurion Station. Er hielt es für wichtig genug, uns seine Beobachtungen mitzuteilen und sich dabei der Navy-Relaisstationen zu bedienen. Gleich nachdem der Zweite Träumer seinen Kontakt zu dem Skylord beendet hat, hat eine Expansionsphase der Leere eingesetzt. Das ist kein Zufall. Sieht so aus, als nähme der Skylord die Zurückweisung persönlich. Unser einsiedlerischer Freund wird ihn wohl oder übel beschwichtigen müssen, oder wir enden alle damit, dass uns die Demarkationslinie zerfetzt. Ein ziemlicher Ansporn, finden Sie nicht?«
Inigos siebter Traum
Edeard wachte mit einem leichten Brummschädel auf. Wieder einmal. Der letzte Abend war der dritte in Folge gewesen, an dem er mit Macsen und Boyd ausgewesen war.
Er setzte sich aufrecht und befahl Licht. Augenblicklich begann die hohe, gewölbte Decke in einem matten, cremefarbenen Leuchten zu schimmern. Einer seiner drei Ge-Schimpansen eilte herbei, um ihm ein Glas Wasser und ein kleines Pulverdragee zu bringen, das er von Doktor Murusas Lehrling bekommen hatte. Edeard ließ die winzige Pille auf seiner Zunge zerplatzen und schluckte sie mit etwas Wasser herunter.
Seine Gedanken kehrten zu einem Morgen vor Jahren in Witham zurück, als Fahin sein schreckliches Katerkur-Gebräu zusammengemixt hatte. Es war immer noch das wirksamste Mittel, das er kannte. Edeard war sicher, dass die Pillen kaum mehr als Placebos darstellten, eingedenk des Lehrlings mit seinem nur spärlichen Einkommen. Rasch trank er das Glas aus. Fahin hatte immer gesagt, dass Wasser dabei half, das Gift wegzuspülen.
Das runde Becken im Bad der Maisonette verfügte nun über eine Reihe schmaler Stufen an einem Ende, über die er hineinsteigen konnte. Er tauchte bis zum Nacken ein, setzte sich auf das Sitzbord und seufzte dankbar auf. Ein Ge-Schimpanse goss Flüssigseife ins Becken, die zahllose kleine Bläschen aufsteigen ließ. Er schloss erneut die Augen und wartete darauf, dass der Kater nachließ. Die Wassertemperatur war perfekt, exakt Körperwärme. Es hatte ihn einige Wochen des Herumexperimentierens gekostet, bis alles so war, wie er es wollte; das Badewasser in Makkathran war für Menschen normalerweise recht kühl. Außerdem hatte er das Loch im Boden, das als Toilette fungierte, neu gestaltet. Der
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