Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
Mitte des Raumes um eine Grube herum, über der ein Drehspieß errichtet worden war. Aus dem oberen Stück eines Stalagmiten, der aus dem Boden wuchs, hatte man eine flache Schüssel gehauen. In der Schale plätscherte frisches Wasser in kontinuierlicher Strudelbewegung.
Chatter seufzte tief. »Hier sollten wir eigentlich eine Weile sicher sein. Ich muss nach Grieve sehen.« Er deutete auf die Bänke. »Setzt euch bitte.« Mit einer Handbewegung flammte es zwischen den Steinen unter dem Drehspieß auf, und eine anheimelnde Wärme breitete sich aus. »Wärmt euch auf, solange ich fort bin.«
»Lass mich mitkommen.« Ich gesellte mich zu ihm. »Ich muss ihn sehen. Bitte.«
»Wenn du meinst …« Er legte den Kopf schief. »Ich weiß nicht so recht.«
»Chatter, wir sind gekommen, um Peyton, Grieve und dich zu uns nach Hause zu holen. Ich werde zu ihm gehen, so oder so.« Ich sah ihm in die Augen. Er hielt meinem Blick stand und blinzelte ganz langsam, und plötzlich merkte ich, dass ich mich auf ihn zubewegte. Ich schüttelte den Kopf. »Lass das. Auch ich bin zu einem Teil Cambyra-Fee, ich weiß, was du versuchst.«
»Cicely, wie sollen wir mit dir kommen –«
»Sei still.« Ich hielt die Hand hoch. »Ihr habt gar keine Wahl. Chatter, wir sind stärker, als du glaubst, und wir werden alles tun, was nötig ist, um unsere Freunde, uns selbst und diese Stadt zu retten. Ich liebe Grieve, und er liebt mich. Bring mich zu ihm.«
»Aber vielleicht magst du nicht, was du siehst.« Ein düsterer Ausdruck huschte über sein Gesicht, verschwand jedoch schnell wieder. »Na gut, dann komm mit. Aber nur du. Grieve wird im Augenblick nicht viel mehr als deine Gesellschaft ertragen können.«
»Bist du sicher, dass du das allein machen willst?«, fragte Kaylin.
Ich hob die Schultern. »Ich habe keine große Wahl. Haltet einfach eure Augen und Ohren offen.«
Und so folgte ich Chatter nach hinten, wo eine weitere Öffnung in einen schmalen Durchgang führte. Er reichte so weit hinein in den Berg, dass ich das Ende nicht sehen konnte, aber links und rechts davon gingen weitere Kammern ab. Chatter führte mich zur ersten, und wir zogen den Kopf ein, um durch die Türöffnung zu treten.
Der Raum war wie eine Schlafkammer ausgestattet. Weiches Licht erhellte das Innere, und in einem Winkel befand sich ein Bett, das aus dem Fels geschlagen worden und dick mit Moos und Decken gepolstert war. Eine Kommode zur Linken sah aus wie aus dem viktorianischen Zeitalter gepflückt, ein Diwan und ein Tischchen daneben aus der Art-déco-Zeit. Doch eigentlich interessierte mich nur die Gestalt auf dem Bett, denn es war Grieve, und er lag so reglos dort, als sei er tot.
Sobald ich eintrat, begann er sich herumzuwälzen und hin und her zu werfen. Mein Wolf winselte; nun, da wir uns so nahe waren, dass wir uns berühren konnten, würde es schwierig werden, die Unterbrechung unserer Verbindung aufrechtzuerhalten. Ich hastete durch den Raum auf ihn zu, doch plötzlich fuhr er hoch, und seine Miene war furchterregend.
»Bleib zurück. Ich kann mich kaum beherrschen, nicht einmal in Chatters Gegenwart.« Seine Augen funkelten und riefen mich, obwohl seine Worte mich zurückstießen.
»Grieve, was ist los mit dir? Was geschieht hier?«
Ich wagte ihm nicht zu sagen, dass ich hierfür verantwortlich war, denn wer wusste schon, was er in seinem Zustand unternehmen würde? Das schlechte Gewissen in mir kämpfte mit dem Gefühl des Triumphs – der Gedanke, dass wir vielleicht durch diese Pest einen Vorteil über den Indigo-Hof erlangten, tanzte in meinem Herzen wie Tinkerbell auf Captain Hooks Grab.
»Ich weiß nicht, aber es hat einige niedergestreckt.« Er mühte sich, sich aufzusetzen. »Du solltest den Zeitpunkt nutzen, um Peyton zu retten, denn ein besserer wird nicht kommen. Heute wirst du sie relativ leicht hinausschaffen können.«
Ich biss mir auf die Lippe. »Du kannst mir nicht helfen, oder? Du bist zu krank.«
Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer Hand über die Augen. »Es geht schon. Aber die echten Vampirfeen – die am Hof geboren sind – werden damit nicht so leicht fertig. Einige gleiten in den Wahnsinn ab, andere ganz und gar in ihre grausame Natur. Ich fürchte, diese Krankheit, was immer es ist, wird sie nur noch schlimmer machen, wenn sie sich einmal angepasst haben.«
Seine Worte waren wie ein Kübel Eiswasser, den man mir über den Kopf geschüttet hatte. »Angepasst? Heißt das, niemand stirbt
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