Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
einen Augenblick später stand ein prächtiger sandfarbener Puma vor uns.
Wir hatten uns gerade wieder in Bewegung gesetzt, als ich innehielt. Die Leichen der Wachen, die wir ausgeschaltet hatten, waren fort.
»Verdammt. Jemand war hier. Los, legen wir einen Schritt zu.«
»Wir könnten euch schneller zurückbringen. Ich kann einen von euch durch die Schatten mitnehmen, und Chatter ist verdammt schnell –«, setzte Kaylin an, doch ich schüttelte den Kopf.
»Hier sind drei, die auf Hilfe angewiesen sind, wodurch einer zurückbleiben müsste, und das will ich nicht. Schnell jetzt.« Ich kämpfte mich durch den frischen Schnee zum Hang und begann den Anstieg. Die anderen folgten mir. Ulean half uns, indem sie uns Böen in den Rücken schickte, die uns anschoben.
Wir schafften es zum Gipfel und kehrten, diesmal unter Chatters Führung, zum Pfad zurück. Doch schon ein paar Minuten später blieb er wieder stehen. »Sie könnten am Weg lauern, und sie werden garantiert kein Risiko eingehen, sondern in einer Stärke aufmarschieren, die wir nicht niederschlagen können. Ich kenne einen anderen Weg, aber er ist gefährlich.«
Stumm sah ich mich zu Leo und Rhiannon um. Sie nickten. Kaylin auch, während Peyton leise schnaufte. Seufzend wandte ich mich wieder Chatter zu. »Dann los. Du gehst voran.«
Schweigend bog er nach rechts ab und tauchte ins Dickicht. Wir hatten es nun mit mindestens einem halben Meter Neuschnee zu tun, und das Unterholz war so dicht, dass wir uns hindurchschieben mussten. Ich dachte mit Unbehagen an unsere Fußspuren, doch bei dem starken Schneefall und der einbrechenden Dämmerung würden sie bald kaum noch zu erkennen sein. Zumal wir hintereinander in einer Reihe gingen.
Der Nachmittag schritt voran, und laut meiner Uhr hatten wir noch etwas über eine Stunde Zeit, bis die Sonne offiziell unterging. Das einzig Gute an der Dunkelheit war, dass dann auch die Vampire erwachen würden, und mit etwas Glück konnten wir vielleicht, nur ganz vielleicht, auf ihre Hilfe zählen. Andererseits wussten sie ja nicht, was wir hier taten. Es hatte also wenig Sinn, auf die Kavallerie zu hoffen.
Schweigend schlugen wir uns durch den dichten Wald, Peyton immer wieder leise schnaubend. In ihrer Pumagestalt war sie an Kälte und Schnee gewöhnt. Chatter hielt in regelmäßigen Abständen an, damit alle aufholen konnten und wir niemanden verloren. Ich fragte mich gerade schon, was genau an dieser Strecke denn gefährlich sein sollte, als wir an die Klamm kamen. Hier gab es keinen einfachen Abstieg; der Rand war felsig und fiel steil ab, und nackter Fels zog sich bis hinunter in den großen Graben.
Eine Gletscherablagerung aus der Eiszeit, wie es viele im Staat Washington gab. Auf ihrem Rückzug hatten die Eismassen, die sich über das Land geschoben hatten, Felsen und Gestein liegen gelassen, und nun zogen sich überall steinerne Decken über das Land. Ginge hier Schnee ab, würde es eine gefährliche Steinlawine geben.
Der Schnee erhöhte außerdem die Gefahr, zwischen den Felsen stecken zu bleiben, sich einen Fuß zu verstauchen oder sogar zu brechen. Ich blickte die Steinkaskade hinab, und mir sank der Mut. Wir würden gut zwei Stunden brauchen, um hinunterzugelangen, und der Aufstieg auf der anderen Seite würde uns die letzten Kräfte rauben.
Chatter hielt an und ging in die Hocke, um den Schnee an der Kante zu untersuchen. »Das wird nicht leicht. Ich kann euch einen nach dem anderen hinunterbringen, aber ich fürchte, um euch auf der anderen Seite wieder hinaufzuhelfen, fehlen mir dann die Reserven.«
»Denkst du denn, du schaffst das, ohne dich selbst zu verletzen?« Ich blickte voller Unbehagen den Hang hinab. Wenn wir erst einmal dort unten waren und nicht mehr hochkamen, saßen wir wirklich in der Falle.
»Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Aber ich will’s versuchen.« Er sah mir direkt in die Augen, und sein Blick war sanft. »Cicely, Grieve würde sich wünschen, dass ich alles tue, was ich kann, um dir zu helfen. Also, bitte lass mich dir helfen.«
Ich nickte. Aber bevor wir uns in Bewegung setzen konnten, strich Peyton gegen meine Hand und schnaubte leicht. Sie tappte an die Kante und setzte leichtfüßig darüber. Eine Person weniger, die Chatter schleppen musste. Dann fiel mir etwas ein.
»Ich kann hinunterfliegen, wenn du meine Kleider mitnimmst, so dass ich sie nachher wieder anziehen kann.«
Rhiannon sah mich zweifelnd an. »Bist du sicher? Du bist erst ein einziges Mal
Weitere Kostenlose Bücher