Das Echo aller Furcht
Schluck zu einem Drittel leerte.
»Es bestehen geringe Chancen«, räumte Ben Jakob ein.
»Ihre Informationen über Syrien sind besser als unsere«, betonte Ryan. »Wie ich höre, äußert man sich dort inzwischen positiv über das Abkommen, wenn auch ganz diskret. Habe ich recht?«
»Wenn’s wahr ist«, grunzte Avi.
»Wissen Sie, was solche positiven Informationen so problematisch macht?«
Ben Jakob starrte nachdenklich eine Wand an. »Daß man sie nicht glauben will?«
Jack nickte. »Und da sind wir Ihnen gegenüber im Vorteil. Wir haben das hinter uns.«
»Wohl wahr, aber die Sowjets proklamierten nicht zwei Generationen lang die Absicht, Sie vom Erdboden zu tilgen. Richten Sie Ihrem Präsidenten Fowler aus, daß solche Bedenken nicht so leicht zu zerstreuen sind.«
Jack seufzte. »Das habe ich längst getan, Avi. Ich bin nicht Ihr Feind.«
»Aber auch nicht mein Verbündeter.«
»Wieso nicht? Das Abkommen ist in Kraft, wir sind Alliierte. Es ist meine Aufgabe, General, meiner Regierung Informationen und Analysen zu liefern. Die Politik wird von Leuten gemacht, die über mir stehen und klüger sind«, fügte Ryan trocken hinzu.
»Wirklich? Und wer sind die?« General Ben Jakob lächelte den jüngeren Mann an und senkte seine Baß-Stimme. »Sie sind nun seit knapp zehn Jahren beim Nachrichtendienst, Jack. Die U-Boot-Affäre, die Geschichte in Moskau, Ihre Rolle bei der letzten Wahl...«
Ryan bemühte sich vergeblich, Beherrschung zu zeigen. »Herr Jesus, Avi!« rief er und fragte sich: Woher weiß er das?
»Ein Verstoß gegen das erste Gebot, Dr. Ryan«, spottete der stellvertretende Chef des Mossad. »Wir sind hier in der Stadt Gottes. Passen Sie auf, sonst werden Sie von den Schweizern erschossen. Sie können der reizenden Miß Elliot ausrichten, daß wir bei den Medien immer noch Freunde haben. Wenn sie zu viel Druck macht, könnte eine solche Story ...«
»Avi, wenn Ihre Leute Liz darüber informieren, wird sie nicht wissen, worüber sie reden.«
»Mumpitz!« schnaubte General Ben Jakob.
»Sie haben mein Wort.«
Nun war der General überrascht. »Das kann ich kaum glauben.«
Jack leerte sein Glas. »Avi, mehr kann ich nicht sagen. Haben Sie jemals an die Möglichkeit gedacht, daß Ihre Informationen aus einer nicht ganz zuverlässigen Quelle stammen könnten? Eines kann ich Ihnen sagen: Von dem, was Sie eben angedeutet haben, weiß ich persönlich nichts. Wenn es einen Kuhhandel gegeben haben sollte, wurde ich herausgehalten. Schön, ich habe Grund zu der Annahme, daß sich etwas getan hat, und könnte sogar Spekulationen anstellen, aber wenn ich jemals vor den Richter kommen sollte und Fragen beantworten muß, kann ich nur sagen, daß ich von nichts weiß. Und Sie, mein Freund, können eine Person nicht mit Informationen erpressen, die sie nicht kennt. Es bedürfte einiger Überredungskunst, sie davon zu überzeugen, daß sich überhaupt etwas Entsprechendes getan hat.«
»Moores und Ritters Plan war genial, nicht wahr?«
Ryan stellte sein leeres Glas auf den Tisch. »So etwas gibt es nur im Film, General, aber nicht im wirklichen Leben. Mag sein, daß Ihre Information etwas dünn ist. Das sind spektakuläre Meldungen oft. Die Realität hinkt der Kunst hinterher.« Geschickt pariert, dachte Ryan und grinste. Ein Punkt für ihn.
»Dr. Ryan, 1972 veranstaltete die japanische Rote Armee im Auftrag des Schwarzen September der PLO auf dem Flughafen Ben Gurion ein Massaker, dem vorwiegend Pilger aus Puerto Rico zum Opfer fielen. Der einzige Terrorist, den unsere Sichcrheitskräfte lebend fassen konnten, erklärte beim Verhör, daß seine toten Genossen und ihre Opfer sich in Sterne am Himmel verwandeln würden. Im Gefängnis trat er zum Judaismus über und biß sich sogar die Vorhaut ab, was allerhand über seine physische und psychische Beweglichkeit aussagt«, erklärte General Ben Jakob gelassen. »Erzählen Sie mir also nicht, eine Sache sei zu verrückt, um wahr zu sein. Ich bin nun seit über zwanzig Jahren beim Geheimdienst, und sicher ist für mich nur eins: Ich habe längst noch nicht alles gesehen.«
»Avi, so paranoid bin selbst ich nicht.«
»Ihr Volk mußte keinen Holocaust erleben, Dr. Ryan.«
»Ich bin irischer Abstammung. Zählen Cromwells grausame Strafexpedition und die große Hungersnot von 1846 etwa nicht? Steigen Sie von Ihrem hohen Roß, General. Wir stationieren US-Truppen in Israel. Wenn es zum Krieg kommt, fließt amerikanisches Blut im Negev, auf dem Golan oder
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