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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hinzugefügt, man habe für dieses kleine Wunder immerhin ein Millennium gebraucht. Fangen wir bloß keinen neuen Streit über die Beilegung eines alten an, hatte der Grieche mit einem dröhnenden Lachen gewarnt – sagt mir lieber, wie ich mit meinen Glaubensbrüdern fertigwerde!
    Wenn auf der Straße ein Geistlicher dem Vertreter einer anderen Religion begegnete, begrüßte man sich, um allen ein Beispiel zu geben. Die Männer der Schweizergarde grüßten alle Gottesmänner und nahmen vor den höchsten ihre Brillen oder Helme ab.
    Das war die einzige Geste, die ihnen erlaubt war. In der Stadt ging die Rede, daß sie noch nicht einmal schwitzten.
    »Gespenstische Typen«, bemerkte Ryan, der in Hemdsärmeln an einer Straßenecke stand. Amerikanische Touristen knipsten. Juden guckten noch ein wenig verärgert. Araber lächelten. Christen, die durch die zunehmende Gewalt zum größten Teil aus Jerusalem vertrieben worden waren, kehrten nach und nach zurück. Alles machte hastig Platz, als die fünf Männer flott die Straße entlangmarschierten und die behelmten Köpfe hin- und herdrehten. »Sie sehen wirklich wie Roboter aus.«
    »Es hat seit der ersten Woche nicht einen einzigen Angriff auf sie gegeben«, sagte Avi.
    »Mit denen würde ich mich auch nicht gern einlassen«, bemerkte Clark leise.
    In der ersten Woche hatte ein arabischer Jugendlicher bei einem Straßenraub eine ältere Jüdin erstochen, ohne politische Motive. Er hatte den Fehler begangen, dies in Sichtweite eines Schweizers zu tun, der ihn eingeholt und wie im Film mit Karateschlägen außer Gefecht gesetzt hatte. Der Araber war vor die Troika gebracht worden, wo man ihn vor die Wahl stellte, entweder vor ein israelisches oder vor ein islamisches Gericht zu kommen. Er entschied sich für einen Prozeß unter der Scharia, sein zweiter Fehler. Nachdem seine Verletzungen in einem israelischen Krankenhaus ausgeheilt waren, kam er vor ein Gericht unter Imam Ahmed bin Yussif und wurde nach islamischem Recht verurteilt. Später brachte man ihn nach Saudi-Arabien, wo er in aller Öffentlichkeit geköpft wurde. Ryan fragte sich, wie Prävention auf hebräisch, griechisch und arabisch hieß. Die Israelis waren von der Geschwindigkeit und Strenge des Urteils verblüfft, während die Moslems nur mit den Schultern zuckten und meinten, der Koran sei eben auch ein strenges Strafgesetzbuch, das sich über die Jahre als sehr wirksam erwiesen habe.
    »Sie sind über diese Regelung immer noch nicht ganz froh, nicht wahr?«
    Avi runzelte die Stirn. Ryan zwang ihn nun, entweder seine persönliche Meinung zu sagen – oder die Wahrheit. »Man fühlt sich sicherer, seit die Schweizer hier sind ... und was ich jetzt sage, bleibt unter uns, Ryan.« Die Wahrheit hatte die Oberhand gewonnen.
    »Aber sicher.«
    »Es mag zwar noch ein paar Wochen dauern, aber mein Volk wird die Vorteile erkennen. Bei den Arabern sind die Schweizer beliebt, und Friede herrscht auf den Straßen nur, wenn die Araber zufrieden sind. So, würden Sie mir nun bitte etwas verraten?« Daraufhin machte Clark eine leichte Kopfbewegung.
    »Mal sehen«, meinte Ryan und schaute die Straße entlang.
    »Was hatten Sie mit der Sache zu tun?«
    »Gar nichts«, erwiderte Jack so kalt und mechanisch, wie die Gangart der Soldaten war. »Das Ganze war Charlie Aldens Idee. Ich fungierte nur als Bote.«
    »Das macht Elizabeth Elliot aller Welt weis.« Mehr brauchte Avi nicht zu sagen.
    »Sie hätten mir die Frage nicht gestellt, wenn Sie die Antwort nicht wüßten. Warum fischen Sie also?«
    »Sehr elegant.« General Ben Jakob setzte sich, winkte dem Kellner und bestellte zwei Bier, ehe er weitersprach. Clark und der zweite Leibwächter tranken nicht. »Ihr Präsident hat uns mit seiner Drohung, die Waffenlieferungen zu stoppen, zu sehr unter Druck gesetzt.«
    »Gewiß, er hätte etwas behutsamer vorgehen können, aber ich bestimme die Politik nicht, Avi. Den Prozeß hat Israel selbst ausgelöst, als die Demonstranten erschossen wurden. Das weckte bei uns Erinnerungen an Episoden aus unserer eigenen Geschichte, an die wir lieber nicht denken, und neutralisierte Ihre Lobby im Kongreß. Vergessen Sie nicht, daß viele dieser Leute auf der Seite der Bürgerrechtsbewegung standen. Sie haben uns in Zugzwang gebracht, Avi. Außerdem...« Ryan hielt abrupt inne.
    »Außerdem?«
    »Kann die Sache Erfolg haben, Avi. Sehen Sie sich doch nur um!« sagte Jack, als das Bier kam. Er war so durstig, daß er sein Glas mit dem ersten

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