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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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dessen Brust die Sony noch geschnallt war, in Sicherheit. Ein anderer warf eine Blendgranate durch das zerbrochene Fenster, während Dennis Black und die restlichen drei Teamleute durch die offene Tür rannten. Es fielen keine weiteren Schüsse. 15 Minuten später knisterte es im Kopfhörer.
    »Hier Teamführer. Gebäude durchsucht. Zwei Subjekte tot. Subjekt 2 ist William Ames. Subjekt 3 ist Ernest Thorn, der zwei Kugeln in der Brust hat und offenbar schon eine Weile tot ist. Waffen der Subjekte neutralisiert. Tatort gesichert. Wiederhole: Tatort gesichert.«
    »Himmel noch mal!« Leary hatte zum ersten Mal in seinen zehn Jahren beim FBI einen Waffeneinsatz miterlebt. Paulson kam auf die Knie, nachdem er seine Waffe entladen hatte, klappte das Zweibein ein und trabte dann auf das Gebäude zu. Der SAC kam ihm zuvor und stand nun mit der Dienstpistole in der Hand bei John Russells Leiche, die zum Glück auf dem Bauch lag. Blut verbreitete sich auf dem rissigen Zement.
    »Saubere Arbeit!« lobte der SAC das Team, und das war sein letzter Schnitzer unter den vielen Fehlern, die an diesem Tag gemacht worden waren.
    »Sie unfähiges Arschloch!« Paulson stieß ihn gegen die Mauer. »Daß diese Leute tot sind, ist Ihre Schuld!« Leary sprang dazwischen und schob Paulson von dem verdutzten Mann weg. Nun erschien Dennis Black, der keine Miene verzog.
    »Machen Sie Ihren Dreck weg«, knurrte er und führte seine Männer weg, ehe es zu weiteren Zwischenfällen kommen konnte. »Was macht der Kameramann?«
    Der Schwarze lag mit der Kamera überm Gesicht auf dem Rücken. Die Reporterin kniete am Boden und erbrach sich. Aus gutem Grund: Zwar hatte ihr ein Agent das Gesicht abgewischt, aber ihre teure Bluse war eine blutrote Obszönität, die sie noch wochenlang in ihren Träumen verfolgen sollte.
    »Alles in Ordnung?« fragte Dennis. »Stellt das verdammte Ding ab!«
    Er legte die Kamera auf den Boden und schaltete die Lampe aus. Der Kameramann schüttelte den Kopf und griff an eine Stelle knapp unterm Brustkorb. »Gute Idee. Schreiben Sie mal an den Hersteller der Weste. Ich glaube...« Und dann verstummte er. Nach einer Weile erkannte er, was geschehen war, der Schock setzte ein. »Mein Gott, was ist passiert?«
    Paulson ging zum Fahrzeug, ein schwerer Kombi, und legte sein Gewehr in den Kasten zurück. Leary und ein anderer Agent blieben bei ihm, um ihm über die Streßperiode hinwegzuhelfen – und versicherten, er habe genau richtig gehandelt. Der Scharfschütze hatte nicht zum ersten Mal getötet, aber eines war allen Einsätzen gemein, wie verschieden sie auch gewesen sein mochten: Man bereute, was man hatte tun müssen. Nach einem echten Todesschuß kommt kein Werbespot.
    Die Reporterin überfiel die normale posttraumatische Hysterie, und sie riß sich die blutgetränkte Bluse vom Leib, ohne zu bedenken, daß sie darunter nackt war. Ein Agent wickelte sie in eine Decke und beruhigte sie. Inzwischen waren weitere Fernsehteams erschienen und hielten vorwiegend auf das Gebäude zu. Dennis Black sammelte seine Leute ein, ließ die Waffen entladen und befahl ihnen, sich um die beiden Zivilisten zu kümmern. Die Reporterin gewann nach ein paar Minuten die Fassung wieder. Sie fragte, ob das Ganze denn notwendig gewesen sei, und erfuhr dann, daß ihr Kameramann getroffen worden, aber dank der kugelsicheren Weste, die sie entgegen der Empfehlung des FBI abgelehnt hatte, unverletzt geblieben war. Hierauf geriet sie in einen euphorischen Zustand, überglücklich, überhaupt noch am Leben zu sein. Der Schock sollte zwar bald zurückkehren, aber sie war trotz ihrer Jugend und Unerfahrenheit intelligent und hatte bereits etwas Wichtiges gelernt. Sie nahm sich vor, beim nächsten Mal auf einen guten Rat zu hören; ihre Alpträume würden diesen Vorsatz nur unterstützen. Schon nach 30 Minuten konnte sie sich ohne Hilfe wieder auf den Beinen halten, hatte ihr Ersatzkostüm angezogen und berichtete mit ruhiger, wenngleich brüchiger Stimme über ihr Erlebnis. Den größten Eindruck aber machte beim TV-Netz CBS das Videoband; der Chef der Nachrichtenredaktion nahm sich vor, den Kameramann schriftlich zu belobigen. Seine Aufnahmen enthielten alle Elemente einer Sensation – Spannung, Tod und eine ebenso mutige wie attraktive Reporterin – und liefen an diesem sonst relativ ereignislosen Tag in den Abendnachrichten an erster Stelle. Am Tag danach wurden sie in den Frühnachrichten aller anderen Sender gebracht. Jedesmal warnte der

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