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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sprecher empfindsame Gemüter vor den schokkierenden Bildern – nur, um allen Zuschauern klarzumachen, daß ihnen ein ganz besonderer Nervenkitzel bevorstand. Und da fast jeder Gelegenheit hatte, sich die Szenen mehr als einmal anzusehen, ließen viele beim zweiten Mal ihre Videorecorder mitlaufen. Zu ihnen zählte Marvin Russell, der Anführer der »Warrior Society«.
     
    Angefangen hatte es harmlos. Er wachte mit Magenschmerzen auf. Der Lauf am Morgen strengte mehr an als sonst. Er war nicht ganz auf dem Damm. Schließlich bist du über Dreißig, sagte er sich, und kein junger Mann mehr. Andererseits war er immer sportlich und energiegeladen gewesen. Vielleicht war es nur eine Erkältung, ein Virus, die Auswirkung vom Genuß unreinen Trinkwassers, eine Magenverstimmung. Da mußt du dich durchbeißen, dachte er, legte mehr Gewicht in seinen Tornister und trug sein Gewehr nun mit geladenem Magazin. Träge bist du geworden, das ist alles, sagte er sich, so was läßt sich ändern. Er war ein sehr entschlossener Mann.
    Einen Monat lang wirkte das auch. Gewiß, er fühlte sich noch schlapper, aber das war angesichts der zusätzlichen fünf Kilo im Tornister zu erwarten. Die Extramüdigkeit nahm er als Beweis für seine Kriegertugend; er aß wieder einfache Speisen und zwang sich, früher zu Bett zu gehen. Das half. Die Muskeln schmerzten nicht anders als zu Beginn dieses anstrengenden Lebens, und er schlief den ruhigen Schlaf der Gerechten. Die Befehle seines zielstrebigen Willens an seinen widerspenstigen Körper machten alles noch schlimmer. Warum kam er nicht gegen eine unsichtbare Mikrobe an? Hatte er es nicht schon mit viel größeren und bedrohlicheren Dingen aufgenommen? Der Gedanke bedeutete ihm weniger eine Herausforderung als ein kleines Amüsement. Wie bei allen entschlossenen Menschen lauerte der Konkurrent in ihm selbst; der Körper wehrte sich gegen die Befehle des Verstandes.
    Die Beschwerden wollten nicht weggehen. Sein Körper wurde hagerer, gestählter, aber Schmerzen und Übelkeit hielten sich hartnäckig. Das fuchste ihn, und er machte seinem Ärger zunächst Luft, indem er Witze riß. Als seine ranghöheren Kameraden merkten, daß er sich nicht wohl fühlte, führte er als Grund Schwangerschaftsübelkeit an und erntete dafür wieherndes Gelächter. Einen Monat lang hielt er durch, sah sich dann aber gezwungen, die Traglast zu verringern, um seinen Platz vorne bei den Führern halten zu können. Zum ersten Mal in seinem Leben begann er, leise an sich zu zweifeln, und er fand seinen Zustand nicht mehr amüsant. Einen weiteren Monat lang blieb er, abgesehen von der Extrastunde Schlaf, streng bei seinem ruhelosen Pensum, doch es ging ihm weder schlechter noch besser. Vielleicht liegt es nur an meinem Alter, tröstete er sich. Immerhin bin ich auch nur ein Mensch, und es ist keine Schande abzubauen, auch wenn ich mit aller Gewalt versucht habe, in Form zu bleiben.
    Schließlich begann er über seinen Zustand zu klagen. Seine Kameraden, allesamt jünger als er, hatten zum Teil fünf Jahre oder länger unter ihm gedient und zeigten Verständnis. Sie hatten ihn wegen seiner Härte verehrt und sahen seine sich abzeichnenden Schwächen als Zeichen, daß auch er nur ein Mensch war, der für sie dadurch noch bewundernswerter wurde. Einige schlugen Hausmittel vor, und schließlich bedrängte ihn ein guter Kamerad, er sei verrückt, wenn er nicht zum Arzt ginge. Sein Schwager habe in England studiert und sei erstklassig. Und so entschlossen er auch war, seinen Leib zu verleugnen, wußte er doch, daß es Zeit war, einen guten Rat zu beherzigen.
    Der Arzt wurde seinem Ruf gerecht. Er saß in einem blütenweißen gestärkten Kittel an seinem Schreibtisch, erkundigte sich nach den bisherigen Krankheiten und nahm anschließend eine Untersuchung vor. Auf den ersten Blick schien dem Besucher nichts zu fehlen. Der Arzt sprach von Streß – darüber wußte sein Patient Bescheid – und seine zunehmend ernsteren, oft erst langfristig spürbaren Auswirkungen. Er sprach von gesunder Ernährung, maßvoller körperlicher Betätigung, der Bedeutung von Ruhepausen. Seiner Ansicht nach spielten mehrere kleine Faktoren zusammen, eingeschlossen eine harmlose, aber ärgerliche Magen-Darm-Störung; zu deren Linderung verschrieb er ein Medikament. Der Arzt schloß die Konsultation mit einem Monolog über Patienten, deren Stolz der Vernunft im Weg stand, ab. Sein Patient nickte zustimmend und erwies dem Mediziner den ihm

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