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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gehen, Allah um Führung und um ein Zeichen zu bitten. Diese Krankheit wollte er bekämpfen wie alle anderen Feinde zuvor – mit Mut und totaler Hingabe. Nie in seinem Leben hatte er Gnade geübt, und er plante nicht, sie nun jemandem zu erweisen. Im Angesicht seines Todes war ihm der Tod anderer noch unwichtiger als zuvor. Blind zuschlagen wollte er jedoch nicht, sondern weitermachen wie bisher und auf eine Gelegenheit warten, die, das sagte ihm sein Glaube, sich irgendwo bieten mußte, bevor sein Weg zu Ende war. Seine Entschlüsse waren immer von Intelligenz geleitet gewesen, und das hatte seinen Erfolg ausgemacht.

2
Labyrinthe
    Wenige Minuten nachdem der Brief aus Georgetown in einem Dienstzimmer in Rom eingegangen war, legte ihn der Mann vom Nachtdienst einfach auf den Schreibtisch des Zuständigen und bereitete sich dann weiter auf ein Examen über die metaphysischen Diskurse des heiligen Thomas von Aquin vor. Am nächsten Morgen erschien der Jesuit Hermann Schörner, Privatsekretär des Generals der Gesellschaft Jesu, Francisco Alcalde, pünktlich um sieben und begann die über Nacht eingegangene Post zu sortieren. Das Fax aus Amerika war der dritte Vorgang von oben und machte den jungen Geistlichen stutzig. Chiffrierte Nachrichten gehörten zwar zu seiner Arbeit, waren aber selten. Der Code oben auf der ersten Seite zeigte Absender und Dringlichkeitsgrad an. Pater Schörner ging eilig den Rest der Post durch und machte sich dann sofort an die Arbeit.
    Pater Rileys Prozedur wiederholte sich nun auf exakt umgekehrte Weise. Der einzige Unterschied war, daß Pater Schörner vorzüglich Maschine schrieb. Er las den Text mit einem optischen Scanner in einen Personalcomputer ein und rief das Dechiffrierprogramm auf. Unregelmäßigkeiten, die bei der Übertragung entstanden waren, führten zu Entstellungen, die sich aber leicht korrigieren ließen, und dann glitt der entschlüsselte Text aus dem Tintenstrahldrucker – natürlich noch in Attisch. Statt Rileys mühseliger drei Stunden hatte dieser Prozeß nur zwanzig Minuten in Anspruch genommen. Der junge Priester kochte Kaffee für sich und seinen Vorgesetzten und las dann über der zweiten Tasse den erstaunlichen Brief.
    Francisco Alcalde war ein älterer, aber ungewöhnlich dynamischer Mann. Für seine 66 Jahre spielte er noch recht gut Tennis, und er fuhr gelegentlich mit dem Heiligen Vater Ski. Er war hager und drahtig, über einsneunzig groß und trug einen dichten grauen Bürstenschnitt über den tiefliegenden Augen, die an einen Uhu erinnerten. Alcalde war ein hochgelehrter Mann, der elf Sprachen beherrschte und vielleicht Europas erste Autorität für mittelalterliche Geschichte geworden wäre, hätte er sich nicht für den Priesterberuf entschieden. Vor allem aber war er ein Geistlicher, dessen Pflichten in der Verwaltung zu seinem Wunsch nach Lehre und Seelsorge im Widerspruch standen. In einigen Jahren wollte er seine Stellung als General des größten und mächtigsten katholischen Ordens aufgeben und wieder an die Universität gehen, um junge Menschen zu inspirieren und in der Kirche eines Arbeiterviertels, wo er sich um normale menschliche Probleme kümmern konnte, die Messe zu lesen – als Höhepunkt eines gesegneten Lebens, wie er dachte. Vollkommen war er jedoch nicht; häufig hatte er mit seiner intellektuellen Eitelkeit zu kämpfen und brachte nicht immer die in seinem Beruf erforderliche Demut auf. Nun, seufzte er mit einem Lächeln, die Perfektion ist ein unerreichbares Ziel.
    »Guten Morgen, Hermann«, grüßte er auf deutsch, als er eintrat.
    »Buon giorno«, erwiderte Schörner und sprach dann griechisch weiter. »Heute liegt ein hochinteressantes Schreiben vor.«
    Alcalde zuckte mit seinen buschigen Augenbrauen. Er wies auf sein Arbeitszimmer. Schörner folgte ihm mit dem Kaffee.
    »Tennis ist heute mittag um vier«, sagte Schörner und füllte seinem Vorgesetzten die Tasse.
    »Wollen Sie mich wieder mal beschämen?« Man erzählte sich im Scherz, Schörner hätte das Zeug zum Profi und könne seinen Verdienst ja an den Orden, dessen Mitglieder ein Armutsgelübde leisten mußten, abführen. »Was steht in dem Brief?«
    »Er stammt von Timothy Riley in Washington.« Schörner reichte das Schreiben über den Tisch.
    Alcalde setzte seine Lesebrille auf. Seine Kaffeetasse blieb unberührt, während er das Dokument zweimal langsam durchlas. Als Gelehrter nahm Alcalde selten zu etwas Stellung, ohne nachgedacht zu haben.
    »Erstaunlich. Von

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