Das Echo der Vergangenheit
nichts ausmachen. Er stellte die Koffer vor den großen Kleiderschrank auf der anderen Seite des Zimmers.
Er flüsterte ihr zu: »Die Schubladen könnt ihr euch teilen. Nonna hat nicht viel mitgebracht.« Mit der Hand fuhr er über das Holz. »Die hat Rese gebaut.« Als Sofie ihn anstarrte, nickte er. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie gut ist.« Er zeigte auf das passende große Bett, in dem Nonna fast verschwand. »Du kannst dort schlafen oder dich auf die Liege im anderen Zimmer legen. Ich weiß, dass beides nicht optimal ist.«
»Wir kriegen das schon hin. Danke.« Sie und Nonna hatten sich zu Hause die Wohnung geteilt und kamen gut miteinander aus.
Lance stellte ihren Laptop auf den Tisch im anderen Zimmer. Sie folgte ihm und betrachtete das Porträt an der einen Wand.
»Uropa Vittorio«, erklärte er ihr.
»Er sieht aus wie du. Etwas in seinen Augen erinnert mich an dich.«
»Leichtsinn.«
Sie lachte. »Leidenschaft.«
»Er wurde ermordet.«
»Das hat Nonna mir erzählt.«
Er richtete sich auf. »Wirklich?«
»Bevor ihr zwei abgereist seid. Sie hat mir alles erzählt.«
Seine Kinnlade fiel herunter. »Ich soll alles ausgraben und muss ihr schwören, nichts zu sagen, und dann erzählt sie dir alles?«
»Nachdem du die Wahrheit herausgefunden hattest, musste sie sich ja nicht mehr schämen.«
»Sie musste sich nie schämen. Nichts davon war ihre Schuld.«
»Manchmal fühlt es sich trotzdem so an.«
Sein Blick wurde weicher. »Und wie hast du es geschafft, auszubrechen?«
Während sie das Kutscherhaus verließen und auf dem Weg zur Villa den Garten durchquerten, gab sie sämtliche Einwände wieder, die die anderen gegen ihre Reise vorgebracht hatten. »Pop wollte nicht, dass ich alleine quer durchs Land fahre.« Er verstand nicht, dass so etwas nicht so furchterregend war, wenn man einmal dem Tod ins Auge geschaut hatte. Aber das erzählte sie Lance nicht.
»Und Mama?«
»Erstaunlich positiv, als ich eingewilligt habe, hierherzukommen.«
»Damit ist ja auch ihr gedient, weil du ihr von mir berichten kannst.« Lance führte sie in die große italienische Küche. »Das hier hat unser Ururgroßvater gebaut.«
»Quillan Shepard.« Der erste Nichtitaliener im Familienstammbaum. Ein rauer Bergarbeiter und Dichter, dessen geheimnisvolle Abstammung sie nie ergründet hatten, aber Nonna hatte mit tränenreicher Ehrfurcht von ihrem Großvater gesprochen. Sofie ging in dem Raum herum und fuhr mit den Fingern über die Steinwände. »Das sind sicher die ursprünglichen Wände.«
»So ziemlich alles in diesem Raum ist original. Der Rest war in einem ziemlich üblen Zustand, als Rese die Villa gekauft hat. Sie hat das ursprüngliche Aussehen nachempfunden, wo es nur ging. Manchmal hat sie es sogar noch verbessert. Sieh mal hier.« Als sie durch die Tür des Esszimmers in den Salon gingen, zeigte er auf die hölzernen Eckstücke mit geschnitzten Blättern und Reben.
»Wunderschön.«
Er berührte sanft eine der Schnitzereien. »Solches Handwerk findet man heutzutage nicht mehr oft.«
Sofie nickte. »Es wäre eine Schande, wenn sie diese Fähigkeiten nicht nutzen würde.« Das musste er zugeben, aber seine Miene sagte etwas anderes. »Was ist?«
Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. »Ihr Partner.«
»Hat er Interesse an ihr?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Ich weiß nicht. Mir gefällt nur nicht, dass sie unsere gemeinsamen Pläne aufgegeben hat.«
»Lance.« Sofie berührte seinen Arm. »Du hast sie aufgegeben.«
Er seufzte. »Möchtest du den Rest sehen?«
»Klar.«
Er ging die Treppe hinauf. »Ich wohne hier im Meereszimmer.« Es war in einem antiken Marinedesign gehalten, in den Farben Ozeanblau und Sand, die nicht so richtig zu ihm passten, aber die Gitarre in der Ecke machte den Raum zu seinem Zimmer.
Das Zimmer nebenan, in dem Reses Mutter wohnte, war in Rosa- und Cremetönen eingerichtet; hübsch, aber ohne dekorative Gegenstände, die für eine Schizophrene gefährlich sein könnten. Im Gegensatz dazu war das Regenwaldzimmer vollgestopft mit bunten Klamotten, Schmuck, Farben und Gemälden, Büchern mit Sonetten von Shakespeare und anderen Autoren und einer Vielzahl leuchtender Froschskulpturen aus Emaille.
»Stars Zimmer.«
»Natürlich.« Es passte zu dem Wenigen, was sie in der Bronx von Star gesehen hatte.
Lance schloss die Tür und zeigte auf das Zimmer ganz am Ende des Flures. »Maria und das Baby sind da drin und schlafen wahrscheinlich. Sie ist ziemlich
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