Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
dieses Getränk wahre Wunder gegen Erkältung wirkt.«
Er wartete keine Antwort ab, sondern stellte einen Topf mit Wein auf die heiße Herdplatte.
»Wenn ich schon Glühwein trinken muss, dann wenigstens aus deiner löchrigen Tasse. Die hast du doch hoffentlich dabei? Vielleicht schützt mich ihre magische Kraft nicht nur vor Schnupfen, sondern bringt mich auch auf kluge Gedanken.«
»Warum eigentlich nicht?«, meinte Sir Schürf und griff in die Jackentasche. »Diese Tasse wirkt auf dich offenbar genauso stark wie auf die Mitglieder meines Ordens. Und schaden kann es dir nicht, daraus zu trinken.«
»Schlimmer kann es ohnehin nicht werden«, sagte ich, denn ich spürte allmählich, dass ich eine verstopfte Nase bekam.
»Halt mal«, meinte Lonely-Lokley und streckte mir die Tasse entgegen. Sein Handschuh war mit großen Runen bestickt. Dann schenkte er mir ein wenig Glühwein ein. »Das reicht.«
Ich fürchtete kurz, diesmal werde es mit der löchrigen Tasse nicht klappen und ich hätte wegen des Schnupfens den Glauben an meine magischen Kräfte eingebüßt. Doch alles lief reibungslos: Der Glühwein blieb trotz der Löcher in der Tasse, als hätte ich das halbe Leben in Lonely-Lokleys ehrwürdigem Orden verbracht.
Ich trank den Wein in einem Zug und fühlte mich gleich viel besser. Zwar hatte ich noch immer Schnupfen, doch er ließ schon nach, und mir war klar, dass er sich meiner diesmal nicht bemächtigen würde. Ich fühlte mich so leicht, frei und ausgeglichen, dass selbst viel schlimmere Ereignisse meine Stimmung nicht würden verschlechtern können.
Ich gab Lonely-Lokley die Tasse zurück und lauschte auf die Signale meines Körpers. Zuerst verschwand der Schnupfen. Der leichte Halsschmerz leistete kurz Widerstand, aber auch er war rasch verschwunden, und ich musste mich nur ein wenig räuspern. Anscheinend hatte ich die Erkältung bereits im Ansatz erstickt und mir so ein paar Tage Krankheit erspart.
»Schön, Schürf«, rief ich, als ich wieder reden konnte. »Deine Tasse arbeitet wie immer. Jetzt können wir endlich darüber sprechen, weshalb du eigentlich zu mir gekommen bist.«
»Willst du dich wirklich in meine Träume einmischen? «, fragte Lonely-Lokley. »Das ist sehr großzügig von dir, aber ich glaube, du bist vor allem neugierig.«
»Das ist doch eine gute Basis für ein neues Abenteuer«, sagte ich leicht verlegen.
»Und was möchtest du unternehmen, Max? Eigentlich wollte ich dir vorschlagen, uns wieder einen Traum zu teilen - so wie damals auf der Reise nach Kettari. Aber dadurch könnten wir viel Zeit verlieren, denn ich träume längst nicht jeden Tag von diesem Strand. Das war zwar gestern der Fall, aber wer weiß, wann es wieder passiert. In drei Tagen? In einer Woche? Außerdem arbeitest du nachts, was unser Vorhaben erschweren dürfte.«
»Eigentlich arbeite ich vierundzwanzig Stunden am Tag. Das hat mir Sir Juffin eingebrockt, aber ich will nicht klagen - immerhin führe ich ein interessantes Leben. Weißt du, Schürf, ich glaube, ich sollte zunächst den Familiensitz der Melifaros besuchen. Im Schlafzimmer seines Großvaters hatte ich die schönsten Träume meines Lebens. Ich mache mich heute noch auf den Weg. Ich weiß zwar nicht, ob meine Reise etwas nützen wird, aber angenehm wird sie gewiss.«
»Glaubst du denn, dass mein Problem so eilige Maßnahmen verlangt?«, fragte Schürf interessiert.
»Das nicht, aber mich treibt die Abenteuerlust. Nicht umsonst hat Juffin mir gerade zwei Sorgenfreie Tage gegeben. Er behauptet, ich hätte kein Talent, mich zu erholen, und ich fürchte, er hat Recht. Schon vor Sonnenuntergang habe ich eine nette Nebenbeschäftigung an Land gezogen. Da wir schon bei unserem Chef sind: Warum erzählst du ihm eigentlich nicht von deinen seltsamen Träumen?
Schließlich ist er ein alter, erfahrener Mann, der fast alles über die dunklen Sphären des Lebens weiß. Meine Erfahrung dagegen reicht nur, um zu sagen, dass mir ab und zu Träume widerfahren.«
»Eine lustige Formulierung«, bemerkte Schürf.
Das war typisch - nie wusste ich, welche Bemerkungen er übergehen und welche Wendung ihm gefallen würde.
»Was Sir Juffin anlangt«, begann mein Freund, als er das Heft, in das er meine Formulierung notiert hatte, wieder in die Jackentasche schob, und setzte dann neu an: »Es handelt sich hier um deine, nicht um meine Träume, und nur du kannst anderen davon erzählen, denn jeder hat ein Recht auf Geheimnisse. Das steht sogar im
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