Sternenschweif, 41, Verzauberte Herzen (German Edition)
1
„So, mein Kleiner!“ Laura Foster hatte gerade das Netz mit Heu aufgefüllt, da zupfte Sternenschweif auch schon die ersten Halme heraus und kaute genüsslich darauf herum. Lachend strich Laura ihrem kleinen grauen Pony über den Rücken. „Lass es dir schmecken.“ Dann flüsterte sie verschwörerisch: „Du musst ja gestärkt sein, wenn wir heute Nacht wieder losfliegen.“
Sternenschweif war kein gewöhnliches Pony. Vor einiger Zeit hatte Laura herausgefunden, dass sie ihn mithilfe eines Zauberspruchs in ein wunderschönes weißes Einhorn verwandeln konnte. Doch nicht nur das – als Einhorn besaß Sternenschweif magische Kräfte. Er konnte sprechen, durch die Lüfte fliegen, kleine Verletzungen und Krankheiten heilen und vieles mehr. Seit Laura dies wusste, verwandelte sie ihn fast jede Nacht und flog heimlich mit ihm los.Niemand außer den anderen Einhornfreunden durfte davon wissen. Nicht einmal Lauras Familie oder ihre besten Freundinnen Mel und Jessica waren eingeweiht. Laura seufzte, als sie daran dachte. Wie gerne würde sie ihnen einmal erzählen, welch tolle Abenteuer sie mit Sternenschweif zusammen schon erlebt hatte. Doch es war ein großes Geheimnis, das sie sorgfältig hüten musste, um die Welt der Einhörner nicht in Gefahr zu bringen.
Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. „Laura, Telefon!“, hörte sie von draußen die Stimme ihrer Mutter. Sternenschweif hielt kurz inne und spitzte die Ohren. „Das ist bestimmt Mel oder Jessica“, meinte Laura. Dann gab sie ihm einenleichten Klaps auf den Hals. „Bis nachher.“ Und zu ihrer Mutter rief sie: „Ich komme!“, während sie eilig aus dem Stall hinauslief.
Die Sonne ging schon unter und Laura fragte sich, weshalb eine ihrer Freundinnen wohl um diese Zeit bei ihr anrief. Im Flur reichte Mrs Foster ihr den Telefonhörer. „Mach nicht zu lang“, sagte sie. „Es gibt gleich Abendbrot.“
Gespannt nahm Laura das Telefon entgegen. „Hallo?“, fragte sie ein wenig atemlos.
Doch nicht Mel oder Jessica antwortete ihr. „Hi, hier ist Paul“, hörte sie eine bekannte Stimme am anderen Ende der Leitung. „Wie geht’s?“
Fast hätte Laura vor Überraschung vergessen, etwas zu erwidern. Mit Paul hattesie wirklich nicht gerechnet. Sie hatte den Jungen in den Pfingstferien in einem Zirkus-Ferienlager kennengelernt und sich mit ihm angefreundet. Er konnte sehr gut voltigieren und hatte ihr damals geholfen, als sie selbst mit Sternenschweif das Voltigieren ausprobiert hatte. Leider wohnte er etwas weiter weg und so hatten sie seitdem nicht mehr viel Kontakt gehabt.
„Paul!“, rief sie jetzt erfreut. „Wie schön, dass du mich anrufst. Mir geht es gut. Und was machst du so?“
Paul räusperte sich ein wenig verlegen. „Ähm, ich wollte dir nur sagen, dass ich am Wochenende einen Wettkampf bei euch in der Nähe habe. Morgen Mittag sind wir schon da. Hast du Lust, mal vorbeizukommen?“
Laura überlegte kurz. Morgen war in der Schule eine Lehrerkonferenz, deshalb hatte sie frei. Sie hatte sich vormittags zwar mit Mel und Jessica zu einem Ausritt verabredet, aber der Nachmittag war noch nicht verplant. Ihre Hausaufgaben konnte sie aufs Wochenende verschieben. Deshalb versprach sie Paul, am folgenden Tag nachmittags vorbeizukommen. Paul nannte ihr die Adresse von dem Reiterhof, auf dem er und seine Voltigier-Gruppe für das Wochenende untergekommen waren. Auch der Wettbewerb am Sonntag würde dort in der Reithalle stattfinden.
„Ich freu mich schon“, sagte Laura. „Leider muss ich jetzt Schluss machen, weil wir gerade zu Abend essen.“ Sie verabschiedeten sich. „Tschüss, bis morgen!“
Nachdem Laura aufgelegt hatte, ging sie fröhlich in die Küche und setzte sich zu ihrer Familie an den Abendbrottisch.
„Du strahlst aber“, meinte Mr Foster augenzwinkernd. „Wer ist denn eigentlich Paul?“
„Na, der Junge, den Laura im Zirkus kennengelernt hat“, kam Mrs Foster Laura zuvor und ihr Mann hob entschuldigend die Hände.
„Laura kennt so viele Kinder, die kann ich mir doch nicht alle merken“, sagte er.
„Paul hat angerufen?“, rief Lauras kleiner Bruder Max jetzt begeistert dazwischen. Er hatte ebenfalls die Ferienwoche im Zirkus mitgemacht und fand Paul ganz toll. Laura glaubte, dass er sich insgeheim einen großen Bruder wie Paul wünschte.
„Paul!“, krähte jetzt auch noch die kleine Sophie aus ihrem Hochstuhl, obwohl sie ganz bestimmt nicht wusste, wer Paul überhaupt war. Laura musste
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