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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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verweilen.
    »Darf ich hier auf Juffin warten?«, fragte ich laut.
    Noch nie hatte ich im Tor zwischen den Welten etwas gesagt und staunte darüber, wie meine Stimme hier klang und wie lange das Echo nachhallte. Doch ich war seltsam überzeugt, dieses Selbstgespräch sei der einzige Weg, meinen Aufenthalt in der Weltenschleuse zu verlängern. Dann sammelte ich meine Kräfte und fügte hinzu: »Ich muss hierbleiben. Unbedingt.«
    Erstaunlicherweise funktionierte das. Die Tür nach Echo blieb sichtbar, verlor aber ihre Anziehungskraft.
    »Danke«, sagte ich, denn sicher ist sicher. Außerdem soll man immer höflich bleiben.
    Dann erblickte ich Juffin. Er war neben mir, obwohl Worte wie links, rechts, oben, unten, nah oder fern im Tor zwischen den Welten keinerlei Bedeutung haben. Ich hatte das Gefühl, ihn berühren zu können, wenn ich nur die Hand ausstreckte, spürte aber meinen Körper nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig als ihn anzusehen.
    Juffin erschien mir riesig und eigenartig leuchtend, und je länger ich ihn ansah, desto riesiger wurde er. In seiner Nähe glitzerte ein kleines, seltsam konturloses Klümpchen, bei dem es sich um Gugimagon, den hiesigen Freddy Krueger, handeln musste. Ich wusste, dass er tot war, denn nur ein Toter konnte im Tor zwischen den Welten so klein wirken wie er.
    Dann nahm Juffin das Klümpchen in die Hand und schüttelte es. Als er die Faust wieder öffnete, sah ich viele winzige Teile in alle Richtungen davonfliegen. Obwohl sie binnen Sekunden verschwunden waren, wusste ich, dass sie im Tor zwischen den Welten weiterleben würden.
    Plötzlich war Juffin dicht neben mir, legte mir die Hand auf die Brust und warf mich neben meiner DVD-Sammlung aufs Bett.
    »Entschuldige, Junge, das wollte ich nicht. Aber du hast dich nicht verletzt, oder?«, fragte mein Chef gut gelaunt.
    Er saß mit stolzgeschwellter Brust auf der Fensterbank. Hinter seinem Raubtierprofil ging die Sonne auf. So ein Bild lässt sich auf Münzen schlagen.
    »War es das schon?«, fragte ich und lächelte unsicher. »Sind wir wieder in Echo? Ist etwa alles vorbei?«
    »Noch nicht ganz - den Magistern sei Dank«, sagte Juffin lächelnd. »Wir werden noch lange leben. Aber ich fürchte,
    wir müssen jetzt ins Haus an der Brücke, um Sir Schürf aus seiner Zelle zu befreien. Wenn ich richtig rechne, hat er schon ziemlich lange nicht mehr geschlafen. Außerdem hat er sich vermutlich sehr gelangweilt.«
    »Dann lassen Sie uns fahren. Doch halt, ich muss mich noch umziehen. Ich habe Sand in allen Taschen und Ritzen.«
    »Das kannst du später machen«, meinte Juffin mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Sonst willst du dich auch noch baden, und ich fange an, mir Filme anzusehen. Was soll da aus dem armen Lonely-Lokley werden?«
    »Wie Sie wollen«, sagte ich ergeben, spurtete meinem Chef nach und sprang hastig die Treppe hinunter.
    »Wie hast du es eigentlich geschafft, dich so lange im Tor zwischen den Welten aufzuhalten?«, fragte er mich, als wir auf der Straße waren. »Nach all den Anstrengungen, die du durchgemacht hast, hatte ich nicht damit gerechnet, dass dir das gelingen würde.«
    »Es war ganz einfach: Ich habe darum gebeten.«
    »Wen denn?«, fragte Juffin erstaunt.
    »Keine Ahnung. Ich habe laut darum gebeten und mich anschließend brav bedankt.«
    »Dann kann ich dir schon wieder zu einer Entdeckung gratulieren, denn bisher ist niemand auf die Idee gekommen, dort etwas zu sagen. Demnächst versuche ich das auch mal.«
    Juffin musterte mich sichtlich erstaunt. Ich fürchtete schon, größenwahnsinnig zu werden, blieb aber - wie stets - auf dem Teppich.
    Im Haus an der Brücke war es still wie Gerstenbrei. So ruhig ist es dort nur in der Morgendämmerung.
    Unser Büro war leer. Nur auf dem Schreibtisch stand eine Kochplatte, auf der ein Krug Kamra warm gehalten wurde. Der wunderbare Juffin hatte sich offenbar rechtzeitig im Fressfass gemeldet, und seine Bestellung war eher eingetroffen als wir. Solche Voraussicht kann manchmal Leben retten oder doch - wie in diesem Fall - die Lebensgeister wecken.
    Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen und schenkte mir eine Tasse Kamra ein. Mein Chef kämpfte derweil heroisch mit dem Schloss der Verhörzelle.
    »Willkommen in der Freiheit, Schürf!«, rief mein Chef dann. »Ich habe allerdings eine schlechte Nachricht für dich: Unser lieber Freund Gugimagon ist tot.«
    »Den Magistern sei Dank! Ihr wart ziemlich lange unterwegs«, entgegnete Lonely-Lokley und klappte

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