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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Juffin, hob ihn in die Luft und warf ihn mit voller Wucht auf den Strand. Wieder lagen zwei Körper im Sand, und wie zuvor zerriss Juffin einen davon.
    »Der Schatten ersteht schnell auf, stirbt aber noch schneller. Ich kann dieses Spielchen noch oft wiederholen. Besser, du tust endlich, was ich verlange.«
    »Lass mich in Ruhe! Du hast deine Mitarbeiter doch zurückbekommen - was willst du noch?«
    »Die beiden vom Kleinen Geheimen Suchtrupp hast du wirklich verabscheut, was? Jetzt ruf endlich deine Opfer her.«
    »Na gut. Aber vorher habe ich eine letzte Bitte. Ich möchte im Tor zwischen den Welten sterben, nicht hier. Kannst du das für mich einrichten?«
    »Warum nicht?«, sagte Juffin unerwartet kulant. »Mit dieser Bitte hättest du unser Gespräch beginnen sollen. Jetzt ruf die Leute her.«
    Der einäugige Alte sah nun beinahe glücklich aus. Wohin waren sein Hass und seine Hartnäckigkeit verschwunden?
    Er ist wirklich verrückt, dachte ich. Was bedeutet es schon, wo man stirbt? Tot ist tot.
    Plötzlich zog Juffin mich am Ohr. Er lächelte zwar, doch seine Augen blickten ernst und sogar ein wenig traurig.
    »Max, die armen Opfer von Gugimagon sind schon da. Merkst du das?«
    »Meinen Sie die durchsichtigen Gespenster am Wasser? «
    »Durchsichtige Gespenster? Offenbar haben wir das Geschehen verschieden erlebt und nehmen Gugimagons Opfer darum unterschiedlich wahr. Wie viele Gespenster siehst du denn?«
    »Lassen Sie mich nachzählen ... siebzehn.«
    »Siebzehn? So viele hatte ich vermutet. Zwar kann ich sie nicht sehen, aber ich spüre sie. Für die ersten zehn finde ich gewiss einen Rückweg nach Echo. Bei den anderen sieben bin ich mir nicht so sicher. Gugimagon, du hast in der Irrenanstalt einen Gedächtniskristall bekommen - gib ihn mir bitte, denn er dürfte mir jetzt nützlich sein.«
    »Da«, sagte der einäugige Alte und reichte Juffin einen anthrazitfarbenen, dunkel leuchtenden Kristall. »Seit wann bist du so fürsorglich? Was kümmert es dich, was aus meinen Opfern wird? Schließlich sind das nicht deine Mitarbeiter.«
    »Natürlich nicht. Von all deinen Opfern stammt keines aus Echo und nur eins aus Tulan, einer Stadt im Vereinigten Königreich. Alle Übrigen sind Fremde. Aber das tut nichts zur Sache. Wir müssen diesen Kristall in siebzehn Teile zerlegen«, sagte Juffin und drehte ihn vorsichtig in den Händen, bis er in siebzehn Stücke zerfiel. »Na bitte«, meinte er zufrieden. »Alle können sich jetzt einen Teil nehmen.«
    Erstaunt beobachtete ich, wie all die fast durchsichtigen Schemen sich einen Kristallsplitter nahmen.
    »Leute, erinnert euch bitte an eure Biografie. Das wird euch im Tor zwischen den Welten helfen. Ich öffne jetzt die Tür dorthin«, sagte Juffin und zeichnete ein großes Rechteck in die Luft.
    Siebzehn durchsichtige Gespenster gingen nacheinander auf Juffin zu und verschwanden binnen einer Minute durch die unsichtbare Tür. Mein Chef setzte sich neben Gugimagon in den Sand. Dem Alten ging es inzwischen sehr schlecht, aber Juffin kümmerte sich nicht darum, sondern wandte sich zu mir, lächelte freundlich und sagte: »Vor vielen, vielen Jahren, als ich fast noch ein Junge war, ist mir das Gleiche widerfahren wie den siebzehn armen Gespenstern. Ein schrecklicher Kerl wie der hier«, fuhr er fort und wies auf Gugimagon, »hatte sich meiner Seele bemächtigt, genauer gesagt - und zum Glück! - nur eines Teils davon. Natürlich verstand ich damals nicht, was mit mir los war. Ich blieb ein unauffälliger Mensch, und niemand wäre auf die Idee gekommen, mich ins Irrenhaus zu sperren, doch etwas fehlte mir. Aber was? Ich war sehr jung und wusste nicht, ob mein Verlustgefühl nur eine jugendliche Grille war oder auf einen tatsächlichen Mangel hindeutete. Allmählich aber vermutete ich, die Leere in mir sei ganz normal, und jeder empfinde das Leben als dumm und freudlos. Nichts interessierte mich wirklich, und mein Dasein war eine Abfolge inhaltsleerer Tage, die einander auf öde Weise glichen. Mein Schlaf war traumlos, und immer spürte ich unendliche Müdigkeit. Ich trieb mich herum, begegnete aber immer nur meinem Ebenbild, das mir aus vielen Spiegeln traurig entgegenkam. Das ist eine Metapher, Max, denn es gibt keine Worte, meinen damaligen Zustand auszudrücken. Am schlimmsten war das dumpfe, aber unfassbar schmerzende Wissen, mein Leben könnte ganz anders aussehen. Dann bot mir der alte Machi Ainti eine Stelle als sein Hilfssheriff an. Heute weiß ich, dass er erst

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