Das echte Log des Phileas Fogg
englische Sprache beherrschte, jene andere, bisher unbekannte Sprache erlernen zu helfen. Dank dieser Aufzeichnungen gelang es einem hervorragenden Linguisten der Universität von Oxford, Sir Beowulf William Clayton, Vierter Baronet von Clayton, von dem in der Saville Row 7 gefundenen Text immerhin ein Drittel des Leserlichen zu übersetzen.
Infolge meiner Nachforschungen * über das Leben von General Sir William Glayton, Erster Baronet, Vater von Phileas Fogg, war ich die erste Person, die von derÜbersetzung erfuhr; diese Nachforschungen hatten es nämlich ermöglicht, Foggs Elternhaus ausfindig zu machen und damit die aufschlußreichen Notizbücher.
* Tarzan Alive. A Definitive Biography of Lord Greystoke, New York, Doubleday & Co. 1972
Der seit langem verlassene Herrensitz der Foggs wurde von meinem englischen Kollegen, dem zuvor erwähnten Linguisten, sorgfältig durchsucht, einem Ururenkel von Sir William Clayton aus der Ehe mit seiner zehnten Frau, Margaret Shaw. Sir Beowulfs Suche führte zur Auffindung der Notizbücher und erlaubte ihm die teilweise Übersetzung des Tagebuchs. Aufgrund der Angaben, die Sir Beowulf mir lieferte, habe ich die Geschichte hinter Jules Vernes Geschichte rekonstruiert: Das echte Log des Phileas Fogg.
P. J. F.
1
Verne beschrieb Phileas Fogg als einen bärtigen Byron, einen Menschen von solcher Ruhe, daß er 1000 Jahre habe leben können, ohne zu altern. War diese Bemerkung über seine mögliche Langlebigkeit nur ein Zufallstreffer, ein flüchtiger Gedanke, der ganz unbeabsichtigt mit der Wahrheit übereinstimmte?
Denn ein 1000jähriges Leben hatte man Fogg versprochen. Im Jahre 1872 soll er ungefähr 40 Jahre alt gewesen sein, und diese Angabe stimmt. Die Wirkung des eridanischen Elixiers tritt erst ein, sobald der Körper ein Alter von etwa 40 Jahren erreicht hat, dann jedoch gebietet es dem Alterungsprozeß nachdrücklichen Einhalt. Heute würde Fogg aussehen, als wäre er vielleicht um 1 bis 2 Jahre gealtert, falls er überhaupt noch lebt. Die Möglichkeit, daß es ihm gut geht und er irgendwo in England lebt, besteht durchaus. Kann jemand einen Grabstein zeigen, worin sein Name eingemeißelt ist, das Jahr seiner Geburt, 1832, und das Datum seines Todes? Niemand kann es.
Mr. Fogg war hochgewachsen, besaß einen kräftigen Körperbau und ein sympathisches Gesicht; anderes läßt sich kaum von jemandem erwarten, der Byron so ähnlich sein soll. Sein Haar und sein Bart waren hell; das heißt bei Verne, daß er ein blonder oder hellblonder Typ war. Die Farbe seiner Augen wird von Verne nicht erwähnt. Ein Bericht von Scotland Yard jedoch – nach wie vor einsehbar für jeden, der sich die Mühe macht, ihn herauszusuchen – gibt ihre Farbe als dunkelgrau an. Dies ist von dem Mitglied einer Familie zu erwarten, die für ihre grauen Augen bekannt war.
Sein Gesicht war bleich, eine natürliche Folge der Gewohnheit, sich nur einmal täglich und nur für den Zeitraum der Sonne auszusetzen, den es erfordert, um hintereinander 1151 Schritte zu tun. Seine Zähne, im Gegensatz zu denen des typischen Engländers jener Tage, waren prachtvoll. Er hatte nicht einen Zahn durch Karies verloren, welche die Bevölkerung Großbritanniens in der Mitte des 19. Jahrhunderts seuchenähnlich heimsuchte. Diese Eigenschaft, wie auch das Grau der Augen, war anscheinend durch Vererbung bedingt. Andererseits, da er während seiner Kindheit mehrere Arten von Elixieren erhielt, könnte die Gesundheit seiner Zähne durchaus auf der Wirkung einer Droge beruht haben, von deren Ursprung uns Jahrtausende und viele Lichtjahre trennen.
Zum Zeitpunkt, da diese Geschichte beginnt, am Mittwoch, dem 2. Oktober 1872, besaß Mr. Fogg, so scheint es, keinerlei Verwandte. Er wohnte in der Saville Row 7, und der einzige Mitbewohner des Hauses war sein Diener. Er hatte Bekannte, aber keine regelrechten Freunde. Seine einzige Erholung bestand im Spaziergang vom Haus zum Reform-Club, der Zeitungslektüre und im Whistspiel. Verne zufolge hatte er viele Jahre lang gelebt wie das Pendel einer Uhr. Tatsächlich jedoch waren diese ›vielen Jahre‹ nur vier, nämlich von 1868 bis 1872. Doch seine Gegenwart strahlte so viel Beharrlichkeit und Standfestigkeit aus, daß die Leute ihn als eine unveränderliche Einrichtung betrachteten, wie den Milchwagen oder gar ein Haus.
Fogg bestand darauf, daß die Temperatur seines Rasierwassers exakt 30°C betrage. An diesem Morgen kam sein Diener, James Forster, mit dem
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