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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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ausgehöhlt, Überarbeitung hatte sein Urteilsvermögen verwirrt, und so war er am hellichten Tag des Lebens beraubt worden.
    Wieviel geringer standen da die Chancen für Boyd Jensen vom Mars?

3
     
     
     
    Seine Chancen hätten sich noch weiter verringert, wenn nicht Mrs. Branahan an seine Tür geklopft hätte, um ihn zu wecken. Sein Körper hatte die harte Matratze und die irdische Schwerkraft fast unerträglich gefunden, so daß er lange nicht hatte einschlafen können. Als er endlich schlief, geschah dies wie im Zustand der Betäubung. Ihre Rufe brachten ihn schließlich hoch, aber bevor er sich bei ihr bedanken konnte, war sie bereits selbst zur Arbeit fortgegangen.
    Er brauchte eine Viertelstunde, um mit der fremdartigen grauen Kleidung fertig zu werden. Bluse und Jackett waren noch verhältnismäßig einfach zu handhaben, und schließlich bekam er auch heraus, welche Seite der hautengen Hosen vorn war. Eine Einzelheit hielt ihn besonders auf, bis er erkannte, zu welchem Zweck die gepolsterte Fläche die Hose an dieser Stelle leicht wölbte. Merkwürdige Anstandssitten! Er war aber gezwungen, dieses Polster zu tragen, da die Hose ohne es schlimm aussah.
    Beim Weggehen traf er auf Buckel-Pete. Er mußte von Gordini bestens instruiert worden sein, da er ihn auf ein empfehlenswertes Eßlokal hinwies. Boyd hatte mit seiner Lebensmittelrationierungskarte Anspruch auf zweimal wöchentlich Fisch oder Krill, aber er entschied sich für das trockene, brotartige Zeug mit Namen Chlorellabrot. Es schmeckte zwar fad, aber er hätte ohnehin nicht viel gegessen. Das Restaurant war vollbesetzt mit Gästen, von denen er sich eingeengt fühlte. Andererseits fühlte er sich aber auch durch das ihm fremde Verhalten, das er nicht einmal genau zu beschreiben wußte, von ihnen isoliert.
    Auf der Straße wimmelte es von Männern, Frauen und Kindern, die sich alle in die Richtung der Fabrikgegend bewegten. In der Masse befand er sich anscheinend in Sicherheit, denn niemand machte einen besorgten Eindruck. Er schritt flott aus, soweit es seine protestierenden Muskeln zuließen. Das Laboratorium befand sich drei Kilometer von seinem Wohnquartier entfernt, aber ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, daß er noch vor sieben Uhr und damit rechtzeitig dort eintreffen würde.
    Plötzlich ergriff ein zotteliger Mann von finsterem Äußeren sein Handgelenk. Er wich zurück, aber der Mann versuchte zu lächeln.
    „Verstecken Sie bloß Ihre Uhr, Mensch!“ raunte ihm eine tiefe Stimme eindringlich zu. „Oder wollen Sie, daß man Ihnen auflauert und Sie umlegt? Sie befinden sich in New City – und nicht in einer Kleinstadt auf dem Land!“
    Boyd wollte ihm gerade danken, aber der Mann nickte ihm nur zu und verschwand. Einen Moment lang empfand er dennoch ein Gefühl der Wärme. Es war für Boyd der erste sichtbare Beweis, daß alle Äußerlichkeiten dieses Planeten keine Rückschlüsse auf das Wesen seiner Bewohner zuließen. Diese Geste, einschließlich der Aufmerksamkeit von Mrs. Branahan, halfen wesentlich mehr als die ziemlich herablassende Hilfsbereitschaft eines Gordini.
     
     
    Firculo fand bei seinem Eintreffen Boyd bereits in der winzigen Laboratoriumskabine vor. Er begann damit, im Raum herumzugehen und die verschiedenen Geräte zu bezeichnen und ihren Zweck zu erklären: Thermostat und Regulierungsvorrichtung für den Brutschrank, Gefäße mit Lösungsmitteln und Nährstofflösungen, Pipetten, Uhren, Bechergläser.
    „Sie werden sowieso nicht alles gleich am ersten Tag verstehen“, sagte er mechanisch. „Verflixt, Sie trifft zwar keine Schuld, aber man hätte mir keinen Grünschnabel als Gehilfen schicken sollen. Hier, wissen Sie, was das ist?“
    „Ja, eine Hefepilzkultur. Ich weiß zwar nicht, welcher Typus es ist, aber die Kultur stirbt offenbar ab.“ Boyd nahm eine Pipette, sog einen Teil der Kultur auf und praktizierte ihn in eine frische Lösung. „Na ja, kein Wunder, wenn sie sich in zwanzig Prozent Alkohol befindet.“
    Firculo stand sekundenlang mit offenem Mund da. „Ach, Sie haben bereits mit Hefepilzen gearbeitet?“ wunderte er sich dann. „Ich denke, Sie kommen vom Mars?“
    „Da gibt’s auch Hefepilze“, erwiderte Boyd. Immerhin hatte er fast ein Jahr lang mit Hefe- und Schimmelpilzkulturen gearbeitet und dafür seinen Magistergrad erhalten.
    Firculo wurde freundlicher. „Nicht zu glauben! Prima. Wenn das so ist, brauchen Sie nur diese Anweisungen hier durchzulesen und alle Ergebnisse, die Sie erhalten,

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