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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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den Untersuchungen zu urteilen, war er ohnehin nicht von großem Wert. Die Biologen stuften ihn als Produkt einer wohlbekannten Spore ein, die zu schwach war, um von Interesse zu sein. Mit Hilfe des kleinen Generators des Flugzeugs fertigte Boyd Routinefilme von der Genstruktur an, machte sich aber nicht die Mühe, sie zu analysieren.
    „Solche Sachen kommen immer häufiger vor“, sagte einer der Biologen beim Rückflug. „Und wir müssen jedem einzelnen Fall nachgehen und sehen, ob wir es mit einer wertvollen oder gefährlichen neuen Spezies zu tun haben. Diese Dinge entwickeln sich eben auch weiter. Wir haben noch immer nicht alle Resultate über rezessive Mutationen, die als Strahlenfolge bei der Bombardierung entstanden sind, ausgewertet. Wahrscheinlich werden wir noch mehrere Jahrhunderte lang wachsam sein müssen.“
    Die Nützlichkeit von Boyds Mikroskop war der Obrigkeit nicht verborgen geblieben. Im Verlauf der nächsten Woche wurde es einer eingehenden Untersuchung unterzogen, um festzustellen, ob man vielleicht ähnliche Geräte selbst herstellen konnte. Zu Boyds Erleichterung wies es keinerlei Schäden auf, als er es zurückbekam. Selbst wenn man es duplizieren konnte, würde er in den nächsten Jahren kaum die Chance haben, ein neues zu bekommen.
    Er mußte noch zwei Tage arbeiten, danach folgte eine längere Unterbrechung. Es war etwas eingetreten, das die Laboratorien der großen Kathedrale von St. Bonaforte in die Dringlichkeitsstufe hob, und alle hochbegabten Zytologen wurden dorthin beordert. Auch Boyd und Ben waren auf der Liste.
    Ellen hatte seine gesamte Ausrüstung verpackt und beschriftet, als er kam und die Einberufung durchlas. Sie mußte zurückbleiben und wurde vielleicht vorübergehend vom Dienst suspendiert. Sofort suchte er nach einer Möglichkeit, sie anderweitig zu beschäftigen, doch sie stoppte ihn sofort.
    „Dr. Morrow bat mich, ihm während Ihrer Abwesenheit zu helfen, Dr. Jensen.“
    Morrow war ein recht junger, attraktiver Mann, der von allen geliebt und geschätzt wurde – ganz besonders von Frauen. Doch das ging Boyd nichts an und löste das Problem ausgezeichnet. Vielleicht freute sie sich über die Versetzung.

11
     
     
     
    Die Kathedrale von St. Bonaforte war das Nervenzentrum Amerikas. Sie bestand aus einer Reihe von miteinander verbundenen Gebäuden, wobei das Hauptgebäude der Administration vorbehalten blieb. Dieses Gebilde hatte die vierfache Größe jeder anderen Kathedrale, und viele der angrenzenden Bauwerke waren nur unwesentlich kleiner. Es handelte sich um eine häßliche Zusammenballung von Stein und offenen Räumen, aber fast jede Architektur, die der Notwendigkeit und nicht der Planung entspringt, ist häßlich. Doch von hier aus wurde effektiv das Leben von fünf Milliarden Menschen kontrolliert, und die Organisation funktionierte mit einer geradezu beispiellosen Effizienz.
    Boyd erhaschte nur einen flüchtigen Blick darauf, während sie mit einem großen Lastwagen zu den Laboratorien der Lebenswissenschaften gebracht wurden. Auch diese entpuppten sich als ein großer Klotz aus Beton und Stein. Da die irdische Gesellschaft letztlich von dem maximalen Nutzen aller existierenden Lebewesen abhing, wurde gerade auf die Kontrolle dieses Lebens große Aufmerksamkeit gerichtet. Vielleicht, weil die anfallenden Arbeiten zum Großteil Routine waren, gab es hier weitaus mehr durchschnittliche Mediziner als wirklich gute, wenn man ihnen auch zugute halten mußte, daß die Idee, das Leben gehöre zum Einflußbereich der Kirche, ihre berufliche Weiterbildung mit einer Unzahl theologischer und philosophischer Kurse behinderte. Trotzdem gab es noch sehr viele begnadete Männer in dem Feld, und die meisten waren hier konzentriert.
    Boyd selbst wurde einem Laboratorium zugeteilt, das sehr gut ausgerüstet und mit zwei Mönchen und einem Priester als seinen Assistenten besetzt war. Auch Ben kam in dieses Laboratorium. Es waren große Tanks installiert, was Boyd zu der Vermutung brachte, sie würden es mit irgendeiner Algenform zu tun bekommen. Er hatte kaum seinen Koffer ausgepackt, als sie auch schon zum Konferenzraum beordert wurden. Das war ein Amphitheater, das gut und gerne einige hundert Leute fassen konnte, ausgestattet mit Projektoren, Modellen und allem, was sonst noch für Demonstrationen erforderlich war. Ungefähr einhundert Leute hatten sich eingefunden.
     
     
    Ein Mann in der Robe eines Bischofs, doch mit dem intelligenten, kalten Blick eines

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