Das elfte Gebot
Mort“, sagte er kalt. „Lassen Sie die Floskeln und sagen Sie mir, weshalb Sie gekommen sind. Sie wollten Verhütungspflaster von mir kaufen, tun Sie also nicht so, als ob deren Gebrauch Sie schockieren würde. Was wollen Sie wirklich?“
„Doktor, Sie fangen an, mir zu gefallen“, versicherte Mort ihm. Er ließ sich auf die Koje fallen. „Na schön, kommen wir zur Sache. Sicher, es ist mir vollkommen egal, was Sie tun, solange Sie das Mädchen nicht verletzen. Ich kann nicht sagen, daß ich diese Hormondinge billige, denn ich glaube, ein Mann hat eine Pflicht zu erfüllen. Aber Ihre Gebräuche sind anders als unsere, und sie kann sich anderweitig um ein Baby kümmern – wenn sie nichts davon weiß. Aber sie weiß es. Und das bedeutet Ärger. Ellen ist ein wirklich religiöses Mädchen. Stellen Sie sich einmal vor, was sie sagt, wenn sie das nächste Mal zur Beichte geht.“
Daran hatte Boyd noch gar nicht gedacht, doch nun trafen ihn die Gedanken an mögliche Konsequenzen wie ein Schlag.
„Das ist es“, fuhr Mort fort. „Sie wird zur Beichte gehen müssen. Und das wird ihr weh tun. Oh, dieses Evangelismuszeug, das spielt keine so große Rolle. Viele Mädchen warten nicht bis zur Hochzeit, und die Priester sind daran gewöhnt. Aber man wird ihr verbieten, noch einmal hinzugehen. Und wegen dem, was ihr zugestoßen ist, wird man ihr in letzter Instanz verbieten, in den nächsten Jahren zu heiraten. Das wird sie am allermeisten schmerzen. Aber das ist noch nicht alles. Sie wird ihnen den Namen des Mannes verraten müssen, der es getan hat.“
Was Mort da sagte, konnte durchaus der Wahrheit entsprechen. Sie würden ihr schon ganz schön hart zusetzen, doch sie würden noch viel mehr bemüht sein, ihn zu bekommen, denn bei aller Haarspalterei konnten sie ihr ja nun wirklich keine Verletzung ihres geliebten elften Gebotes vorwerfen.
Er griff nach seiner Robe. „Schon gut, Mort. Ich werde zu ihrem Priester gehen und ihm die ganze Angelegenheit beichten. Wenn er mich zuerst bekommt, wird es vielleicht nicht so schwer für sie.“
Mort grunzte ablehnend. „Sie bekommen mindestens zehn Jahre in einem der unterirdischen Kraftwerke – und davon bleiben Sie vielleicht fünf am Leben. Gut, gut. Dann wären Sie ein Held. Aber vielleicht weiß ich einen Weg, um es sowohl für Sie als auch für Ellen leichter zu machen. Aber meine Zeit ist wertvoll. Ich appelliere an Ihre Ehre als Gentleman, nachher alles mit mir abzuklären. Nun aber – können Sie beschwören, irgend etwas mit meiner Schwester gehabt zu haben?“
Boyd dachte darüber nach. Er hatte keinen Zweifel daran, daß er mit Ellen geschlafen hatte, doch er konnte nicht beweisen, ob es nicht doch das Mädchen gewesen war, das offensichtlich jeden Mann gewollt hatte, den sie hätte bekommen können. Sie war nahe genug gewesen.
„Sehen Sie? Und sie kann es auch nicht beschwören. Sie hatte Sie nicht in den Armen, als das Licht ausging, oder doch? Oh, schauen Sie nicht so überrascht drein; ich weiß über diese Dinge Bescheid. Hielt sie Sie fest oder nicht?“
„Nein“, gestand Boyd. Er kam sich abscheulich vor, darüber zu diskutieren, aber wenn er dem Mädchen helfen konnte, wollte er es gerne auf sich nehmen. „Nein, ich wollte gerade aufstehen, als die Lichter ausgingen. Ich dachte, wir würden gehen.“
„Ah. Das übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Ich werde ihr sagen, daß ich ein langes Gespräch mit Ihnen hatte. Sie standen auf. Mal sehen. Ja. Sie wußten, Sie hatten dieses Ding im Nacken und wollten sie daher nicht berühren. Sie wird Sie noch immer dafür hassen, daß Sie es überhaupt benutzen, doch auf diese Weise wird sie vielleicht glauben, Sie seien ein Gentleman und so weiter. Sie standen rasch auf und gingen hinaus. Aber dieses kleine Flittchen Marian mit ihrem mordsmäßigen Vorbau – ich kenne sie, ich habe meine Schwester zu ihr geschickt, als sie zum erstenmal ein solches Treffen besuchen wollte –, diese Marian hat Sie erwischt. So könnte es sich abgespielt haben, und ich wette, Ellen wird es glauben. Also hat Ellen jemand anders erwischt. Und Sie waren zu verlegen, um ihr alles zu gestehen. Oh, ich glaube, ich kann alles wieder geradebiegen. Ich werde eben ein wenig grober mit ihr sprechen, nicht so sanftmütig wie beim vorigen Mal. Alles, was sie zu beichten hat, wird sein, zu diesem Treffen gegangen zu sein, vielleicht noch nicht einmal das. Wie hört sich das an?“
Es hörte sich absolut verkommen an – aber mit
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