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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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nicht am Rhesusfaktor liegen könne, was man hätte beseitigen können, und das sei die einzige Vermutung gewesen, die er gehabt habe. Schließlich bat er May herein und unterzog sie einer Reihe von Routinetests, wobei er ihr einige simple Fragen stellte, die völlig zusammenhanglos zu sein schienen und nichts mit dem zu tun hatten, was Boyd vermutet hatte. Als sie wieder gegangen war, klopfte Willmark mit den Knöcheln auf einem Blutdruckmesser herum.
    „Ich nehme alles zurück, Dr. Jensen“, sagte er schließlich. „Sie sind kein Narr. Sie sind ein verdammtes Ärgernis, aber das ist etwas, das ich tolerieren kann. Ich weiß auch, daß Sie ein ausgezeichneter Zytologe sind. Sind Sie bereit, einen stolzen Preis zu zahlen, damit ich meinen Einfluß auf einen Kollegen geltend mache – einen guten Arzt, einen Gynäkologen, wie man keinen besseren auf der Erde findet, wo das einer der ehrenvollsten Zweige der Medizin ist?“
    Plötzlich kicherte er. „Vergessen Sie’s, ich werde dafür sorgen, daß Steadman sie auch so annimmt. Und wenn Sie später eine gewisse Dankbarkeit verspüren, dann habe ich da ein paar Bücher, die ich Ihnen gerne leihen möchte. Ein Mann, der weiß, was im Innern einer Zelle passiert, sollte auch wissen, was außerhalb von ihr geschieht, und das nicht nur aus medizinisch-historischen Büchern. Aber ich kann Sie nicht zum Denken zwingen, wenn Sie lesen, daher will ich keine Versprechungen. Intuition! Zwanzig Jahre habe ich damit verbracht, sie bei allen möglichen Einfaltspinseln gesucht, und nun finde ich sie bei einem Zytologen!“
    Er schickte Boyd hinaus, während er telefonierte. Was er auch immer über die Leitung sagte, es wirkte. Nach zwanzig Minuten kam ein ausgemergelter, zorniger Doktor, der ungefähr in Boyds Alter sein mochte, hereingestapft. Zwei Minuten später befahl er May zu sich, gefolgt von ihrem Mann.
    Willmark brachte das Paar wenig später wieder hinaus, und er bedeutete Boyd, ebenfalls dazubleiben. Steadman kam zur Tür heraus, wirkte noch immer zornig und stapfte in die Halle hinaus, doch Boyds Augen waren auf May fixiert. Sie sah aus, als hätte sie die beste Nachricht der Welt erhalten, und Buzz lächelte, wenn auch etwas unsicher. Willmark begleitete sie hinaus, während sie ihre Dankbarkeit versicherten, und May blieb kurz stehen und küßte Boyd die Hände. Schließlich kam der Doktor wieder zurück, jetzt ohne sein väterliches Gehabe. Er deutete mit dem Daumen in Richtung seines Büros.
    „Tut mir leid, daß Sie ausgeschlossen wurden, Boyd. Steadman ist ein Genie, aber er ist ein komischer Kauz und kommt lediglich mit mir einigermaßen gut aus. Natürlich wird noch eine zusätzliche Untersuchung nötig sein, aber er wird sich persönlich um sie kümmern und ist seiner Sache bereits zu 99 Prozent sicher. Hier.“
    Er hatte zwei Gläser voll Whisky hervorgeholt. Mit einem prostete er Boyd zu und wartete, bis dieser dasselbe tat. „Mit einem Patienten täglich geht’s dem Doktor kläglich“, sagte er, wobei er offensichtlich ein altes Sprichwort zitierte. Dann ließ er sich in einen Stuhl fallen.
    „Es gibt eine ganze Menge Fach-Chinesisch, aber die Namen werden Ihnen nicht viel sagen. Nennen wir es eine allergische Reaktion, bei der das Allergenz außer Kontrolle geriet. Mutter und Kind zeigen beide eine Überreaktion durch Streß, aber in ihrem Fall ist das kumulativ. Steadman hat versprochen, daß er das Kind retten kann. Er wird einen Kaiserschnitt machen und Vorkehrungen treffen, die eine Kontaktierung mit ihrem Gewebe vermeiden. Es kann ein paar Stunden leben, es kann auch zu einem kränklichen Erwachsenen heranwachsen, doch er schwört, er kann garantieren, daß es die Taufe bekommen kann. Die Mutter wird sterben – bis zu dem Zeitpunkt der Entbindung wird es Steadmans ganzes Fingerspitzengefühl benötigen, sie am Leben zu erhalten, doch den Streß der Geburt wird sie nicht überstehen.“
    „Aber das bedeutet, daß ihr Leben jetzt noch gerettet werden kann!“
    „Das ist richtig. Wie ich schon sagte, ihr Leben, nicht ihre Seele. Boyd, Sie können diese Lektion auch jetzt lernen. Die Kirche, der Staat und die Mutter selbst würden Sie in kleine Stücke zerreißen, wenn Sie versuchen würden, die Schwangerschaft abzubrechen. Auf dem Mars kommen die Mütter zuerst. Hier ist es, wegen des katholischen Blickwinkels, genau umgekehrt.“
    Natürlich hatte Boyd sich schon so etwas gedacht. „Das ist barbarischer Mord.“
    „Ach was. Tut mir leid, aber

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