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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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Durchschlüpfen bot.
    „Der Hafen von New City gehört zu den Hauptzentren unserer Schiffahrtsunternehmen“, erklärte Gordini. „Von hier aus verschiffen wir die Frachten in alle Länder, die per Fluß oder Kanal erreichbar sind. Früher benutzten wir dazu natürlich die Eisenbahn. Nachdem uns aber der Schienenstahl ausging, mußten wir uns ein anderes praktikables System ausdenken.“
    „Die Ladung eben war wohl besonders wertvoll“, äußerte Boyd seine Vermutung.
    „Ach, meinen Sie etwa wegen der Wachen? Keineswegs. Das ist reine Routine. Sie müssen wissen, der Schwarzmarkt späht stets nach neuen Versorgungsmöglichkeiten aus. Und statt auf der gesamten Straße zu patrouillieren, ist es wesentlich einfacher, nur jeweils die einzelnen Züge zu bewachen.“
    Allem Anschein nach bewegten sie sich jetzt in Richtung Ozeanufer. Das bunte Durcheinander zusammengestückelter Wohnhäuser wich mehr und mehr Lagerhäusern und Fabrikgebäuden, die, gewaltigen Kästen gleich, unverputzt mit gewöhnlichen Ziegeln und Mörtel errichtet worden waren. Anfänglich hatte Boyd gedacht, es handle sich um zeitgenössische Bauten, dann aber sah er, daß einige bereits unübersehbare Altersschäden aufwiesen.
    Schließlich hielt Jem vor einem Fabrikgebäude, das sich durch Baufälligkeit von der Umgebung abzuheben schien. Gordini aber freute dessen Zustand. „Sie werden in einem elektrifizierten Viertel arbeiten. Hier gibt es, wie Sie sehen, elektrische Leitungen.“ Dabei zeigte er zu den über ihren Köpfen verspannten Drähten hinauf. „Nach wie vor ist der ausreichende Abbau kupferhaltiger Knollen aus dem Meer ein großes Problem. Ein Glück, daß wir nicht in den Verkehr beim Wechsel zur Spätschicht hineingeraten sind.“
    Im Innern des Gebäudes stellten sich Boyd zwei bewaffnete Wachposten in den Weg, die jedoch vom scharfen Befehl des Priesters wieder auf ihre Plätze verwiesen wurden. Ihr Weg führte sie durch eine langgestreckte Eingangshalle hindurch und über krächzende Stufen ins nächste Stockwerk hinauf, das sich dem Blick auf ein Labyrinth aus engen Verschlägen, die mit rohen Trennwänden abgeteilt waren, darbot. Hier schien sich selbst Gordini nicht mehr auszukennen.
    Vom Ende eines Gangs erreichte sie dann ein Begrüßungsruf, worauf sie sich umwandten und einen älteren Priester heraneilen sahen. „Ich habe gerade erst gehört, daß Sie kommen werden. Hätte Sie sonst natürlich am Eingang empfangen. Erfreut, Sie zu sehen …“
    Gordini lächelte dünn. „Kein großes Aufheben, Vater Petty. Wir werden ohnehin nicht lange bleiben. Ich wollte Ihnen nur Ihren neuen Mitarbeiter Boyd Jensen vorstellen.“
    Der Priester nickte, Boyd nur flüchtig ansehend, der seinerseits bemühte herauszufinden, woran hier gearbeitet wurde. Ein schmaler Spalt durch eine offene Tür zeigte ihm einige abgeteilte Kabinen, die wahrscheinlich Laborzwecken dienten; Retorten, Arbeitstische und so etwas wie Brutschränke, dazu eine Fülle sonstiger Ausrüstungsgegenstände, meist gläsern, seltener metallen. Ein hefeartiger Geruch drang zu ihnen herüber.
    Ein bißchen Zeit verging damit, den aufsichtsführenden Leiter, einen tuberkulös aussehenden Mann mit einem nervösen Augenzucken, herbeizuholen. Im Unterschied zu Vater Petty schien er über Boyds Kommen informiert zu sein.
    „Er braucht nicht sofort anzufangen“, erklärt er Gordini. „Ich habe ihn zur morgigen Frühschicht als Ersatz für Branahan eingeteilt. Ich werde schon vorher da sein, um ihn in seine Arbeit einzuführen. Kommt vom Mars, nicht wahr? Na ja, werden ihn schon hinkriegen. Also, morgen früh Punkt sieben, Raum 2211, dort drüben.“
    Boyd starrte mit gemischten Gefühlen in das schlechtausgerüstete kleine Abteil hinein. Er war jedoch nicht in der Position, Kritik zu üben. „Was passiert denn mit Branahan?“ fragte er.
    Firculo, so lautete der Name des aufsichtführenden Leiters, seufzte tief. Sein besorgtes Gesicht nahm den Ausdruck aufrichtigen Bedauerns an. „Eine verdammte Schande, mit Ihrer gütigen Erlaubnis gesagt. War einer meiner besten Leute. Hatte Pech. Sein letztes Kind wurde krank und brachte ihn in Geldschwierigkeiten. Hat die letzte Zeit Doppelschichten gemacht. War wohl zu anstrengend für ihn. Egal. Jedenfalls wollte er heute mal früher nach Hause. Keine Ahnung, was im einzelnen passierte. Ich weiß nur, daß er eine Abkürzung nahm und daß man ihn ein paar Stunden später tot aufgefunden hat. Keine zehn Häuser von seiner Wohnung

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