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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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abzuwimmeln. Danach seufzte er tief auf und rieb sich die Stirn. „Er hat einfach Angst, die Forschungen hier könnten sich möglicherweise als nicht so wichtig herausstellen, so daß ein weiterer Priester hierher versetzt werden muß. Ich hätte besser Ihr Studium nicht erwähnen sollen, da er nur den kleinen Abschluß in Naturwissenschaft hat. Na, wie sieht’s aus? Haben Sie schon einen Ansatzpunkt?“
    „Vielleicht. Jedenfalls sollte man sich keine unnötigen Hoffnungen machen“, erwiderte Boyd.
    „Aha.“ Firculo stand die Sorge auf dem Gesicht geschrieben. „Zwar gehört mir dieses Projekt hier, aber falls die Gordinis ihren Kredit zurückfordern, muß ich aufhören. Hab’ schon schwer genug dafür bluten müssen, alles mühsam auf die Beine zu stellen. Wenn wir es aber schaffen, diese Spezies zu stabilisieren, kann ich mich zur Ruhe setzen und mir ein Grundstück mit Villa anschaffen. Meistens aber kommt es anders als man denkt. Die eine Zelle zu entdecken, nach der wir suchen, ist ein reines Glücksspiel.“
    Er ging seiner Wege und überließ Boyd wieder seiner langweiligen Tätigkeit. Wahrscheinlich war es für jemanden, der genauestens die Anweisungen befolgte, eine mühselige Arbeit. Boyd ertappte sich jedoch dabei, daß er die meiste Zeit mit dem Ausschauen nach Ellen verbrachte. Sie schien eine Art Mädchen für alles zu sein. Zu sehen, wie sie herumflitzte und große Behälter mit Flüssigkeiten transportierte, die er vermutlich nur eben anzuheben vermochte, ließ ihm angst und bange werden. Die Arbeit machte ihr offenbar aber keine besondere Mühe. Nebenbei wurde damit noch die Enge des Kleids betont, und die Kurven darunter traten deutlicher hervor. Boyd hatte infolge seiner Krankheit viel von den sonst normalen Erfahrungen mit Mädchen entbehren müssen, und seine Großmutter hatte die wenigen Mädchen, mit denen er angebändelt hatte, noch verjagt – wegen seines verdorbenen Bluts, wie er jetzt bitter erkannte.
    Und doch konnte er sich, verflixt noch mal, nicht mit einer Erdenfrau einlassen! Er wollte ja unbedingt zum Mars zurück.
    Drei Tage Langeweile bei der Arbeit und Alleinsein in seinem Zimmer – mehr konnte er nicht ertragen. Mrs. Branahan lächelte ihm immer im Flur zu und weckte ihn regelmäßig, aber darüber hinaus bot sie keinerlei Freundschaftsbeweis an, und er wollte sich auch nicht aufdrängen. Anders Buckel-Pete, der wortreich wertvolle Hinweise über gesellschaftliche Verhältnisse auf der Erde gab, währenddessen geschäftig die wasserlosen Klosetts leerte oder einfach den Flur fegte. Boyd aber genoß keine wahre Gesellschaft außer seinen Büchern. In ihnen befand sich das komprimierte, kurz zusammengefaßte Wissen, zu dessen Studium er bisher nicht gekommen war – die Theorie der Genstruktur nach dem neuesten Wissensstand, aber auch graphische Darstellungen und Erklärungen der, seltsamen DNA-Ketten in den menschlichen Genen. Ohne Doktortitel war er eigentlich nicht befugt gewesen, sie zu besitzen, aber es war ihm gelungen, sie vor der Abreise einem Studenten abzukaufen. Der marsianische Zoll hatte sie nicht beanstandet – vermutlich deshalb, weil dort niemand wußte, was in ihnen stand.
    Sie waren jedoch kein Trost für seine Einsamkeit und Langeweile. Meistens hielt er die Büffelei nicht länger als eine halbe Stunde aus. Er entdeckte, daß es eine Zeitung gab, aber der größte Teil des Inhalts sagte ihm nicht viel. Das Hochwasser des Missouri war in diesem Jahr schlimm gewesen und hatte sogar die vierte Terrasse überschwemmt. Siebzehn Millionen Menschen wurden dadurch obdachlos. Das wurde als unbedeutend hingestellt, und Boyd begann seine Vorstellungen dahingehend zurechtzurücken, daß siebzehn Millionen Menschen wenig bedeuteten.
    Schließlich wandte er sich an Firculo. „Man könnte schnellere Ergebnisse durch verstärkte Anregung der Zellen erreichen“, führte er aus. „Warum gehen wir nicht auf die Zellen, die überlebt haben, zurück und bauen sie neu auf?“
    Firculo hatte offenbar niemals ganz verstanden, worum es Boyd ging, aber er ließ jetzt erkennen, daß etwas in dieser Art schon von Priester-Wissenschaftlern sowie von Medizinern unternommen worden war. Solche Leute zu engagieren, lag außerhalb seiner Möglichkeiten. Die Priester verrichteten ihre eigene Arbeit, für die sie ohnehin zuwenig Personal besaßen, während ein Mediziner es nicht für den Lohn tun würde, den er zahlen konnte. Außerdem käme er nicht an die Ausrüstung heran, die

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