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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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sich das an?“
    Es hörte sich absolut verkommen an – aber mit großer Wahrscheinlichkeit könnte es klappen.
    „Jetzt müßten wir noch einen Weg finden, um es ihr zu beweisen“, meinte er nachdenklich. „Mort, wie gut kennen Sie diese Marian? Könnten Sie ein Treffen arrangieren, bei dem Ellen uns sehen könnte?“
    Mort schlug mit einer Hand kräftig auf Boyds Rücken. „Alle Wetter, Doktor, Sie haben das Zeug zu einem Intriganten. Sicher – klar, so eine Chance wird sie sich nicht entgehen lassen. Einen richtigen, lebenden Marsianer! Ich werde sie vor das Tor des Instituts, wo Sie arbeiten, bestellen. Und nun – was springt für mich heraus?“
    „Wenn Sie noch sicherstellen können, daß Ellen nicht ihren Job an den Nagel hängt, dann gilt das Geschäft“, antwortete er. In wenigen Wochen schon würde sie eine außerordentlich geschickte Labortechnikerin geworden sein, so daß ihr die Arbeitssuche keine Probleme mehr bereiten würde, nicht einmal auf der Erde. Er wollte nicht, daß sie ständig wieder in die schützenden Arme Morts zurückkehren mußte.
    Mort verließ ihn mit den kleinen Pflastern und Instruktionen, wie sie anzuwenden waren und wie viele man zur maximalen Dosierung verwenden konnte, wobei letzteres aber kaum einen praktischen Wert hatte. Boyd blieb mit seinem Gewissen zurück.
    Die Erde war ein herrlicher Ort. In einem Jahr oder so würde er, wenn er so weitermachte, nicht nur Morts volles Vertrauen und dessen Zustimmung gewonnen haben, nein, in diesem Zeitraum konnte er zu einem zweiten Mort werden.
    Ellen erschien am nächsten Morgen wie üblich zur Arbeit. Ihr Gesicht war geschwollen, und sie zeigte deutliche Anzeichen von Mangel an Schlaf, doch sie war kalt und beherrscht. Die Kratzer in seinem Gesicht erklärte er als Überbleibsel einer Straßenkeilerei, in die er unschuldig verwickelt worden war, was niemand bezweifelte. Nur Ben betrachtete sie näher, während sie arbeiteten.
    Im Laufe dieses Tages griff er einmal, ganz in seine Arbeit vertieft, zu ihrem Schreibtisch hinüber, um sich etwas zu holen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie angeekelt zurückfuhr. Sie behielt einen gezwungenen freundlichen Gesichtsausdruck bei, und auch ihre Stimme klang sanft, doch ihre Augen waren kalt wie Eis.
    „Bitte berühren Sie mich nicht, Dr. Jensen.“
    „Tut mir leid“, antwortete er, bemüht, auch seine Stimme unbeteiligt klingen zu lassen. „Ich werde mich bemühen, daran zu denken.“
    Er dachte daran. Er hätte es auch nur schwerlich wieder vergessen können. Im Verlauf des langen Tages bildete sich eine Spannung heran, so daß seine Arbeit schließlich fast nutzlos wurde. Doch sie schien davon nicht betroffen zu sein. Sie arbeitete weiterhin mit kalter, unbeteiligter Präzision. Einmal, als sie eine hochkomplizierte Messung auf dem Schirm fehlerlos beendet hatte, schüttelte er den Kopf. Sie schien diese Geste richtig zu interpretieren.
    „In unseren Slums lernen die Leute der unteren Klasse, unter allen Umständen zu arbeiten, Dr. Jensen“, sagte sie tonlos. „Ich hoffe, Sie halten mich noch immer für kompetent.“
    Er hätte sich besser gefühlt, wenn sie vollkommen abweisend gewesen wäre und ihn überhaupt nicht angeschaut hätte. Das wären die Anzeichen eines Ärgers gewesen, den er hätte verstehen können. Doch diese kalte Kontrolle ließ ihn erschauern. Er wollte sich gerade wieder seinen Aufgaben zuwenden, als er merkte, daß es Zeit war, nach Hause zu gehen. Er deckte sein Mikroskop zu und begann, seinen Labormantel aufzuknöpfen.
    Ellen kam näher, ohne ihn zu berühren. „Ich möchte Ihnen etwas sagen. Bitte gehen Sie noch nicht gleich.“
    Sie wartete, bis sie beide allein in dem Labor waren. Während dieser Zeit saß sie vollkommen stumm auf dem Labortisch neben ihm. Als die Tür sich hinter dem letzten Arbeiter geschlossen hatte, wandte sie sich ihm zu.
    „Mort sagte mir, er habe mit Ihnen gesprochen“, sagte sie leise. „Das tut mir leid. Ich muß hysterisch gewesen sein, mich ihm anzuvertrauen. Es tut mir auch leid, daß ich versucht habe, Sie zu töten. Nein, bitte sagen Sie nichts. Ich wollte Ihnen nur eines sagen: Ich werde Ihr Benehmen nicht offenbaren. Mort hat Sie angelogen, fürchte ich. Man muß nicht beichten, wenn an einem selbst gesündigt wurde, sondern nur dann, wenn man selbst gesündigt hat.“ Sie erhob sich gewandt und ging dem Ausgang zu. „Vielen Dank, daß Sie gewartet haben, Dr. Jensen. Gute Nacht.“
    Er folgte ihr langsam. Erst

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