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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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eines Bischofs, doch mit dem intelligenten, kalten Blick eines administrativen Wissenschaftlers, trat auf Boyd zu, um ihn zu begrüßen. „Ich bin glücklich, Sie bei uns zu haben, Dr. Jensen. Ich habe Ihre Abhandlung gelesen, und ich glaube, dies ist ein Zeitpunkt, in dem wir den unterschiedlichen Standpunkt eines Mannes vom Mars benötigen. Ich bin Markoff, Sie werden mir direkt verantwortlich sein.“
    Markoff war ein Name, der für Boyd eine gewisse Bedeutung hatte. Dieser Mann hatte eine der gebräuchlichsten Methoden zur Gen-Transformation entdeckt, doch Boyd hatte bisher nicht gewußt, daß es sich um einen irdischen Wissenschaftler handelte.
    Markoff stimmte einer diesbezüglichen Frage mit einem erfreuten Lächeln zu. „Die Beschäftigung damit hat mir damals viel Spaß gemacht. Es freut mich, daß meine Methode auch auf dem Mars als nützlich angesehen wird; das wußte ich bisher nicht. Aber seitdem habe ich mich zurückgezogen. Ich überlasse das Experimentieren nun den jüngeren Forschern.“
    Eine leichte Unruhe kam auf, als die Begrüßungszeremonie begann. Der Mann auf der Plattform war nahezu einen Meter neunzig groß, und seine Haartracht stand noch einmal zwei oder drei Zentimeter in die Höhe. Er war schlank und knochig, dennoch lag in seinen Bewegungen eine animalische Gewandtheit. Seine Stirn war zu hoch für sein Gesicht, dieses selbst war hager und zerfurcht.
    „Der Heilige Vater selbst“, murmelte jemand, doch das hatte Boyd bereits vermutet. Eine selbstverständliche und einzigartige Macht schien von dem Mann auszugehen.
    Seine Stimme war trocken, fast dünn. Ökonomisch und präzise umriß er ihr Problem. Eine Algenform war entdeckt worden, und zwar von der Antarktisflotte, die man zu Anfang nur als eine Kuriosität betrachtet hatte. Es schien sich um das bekannte Dinoflagellat zu handeln, das zusammen mit der Kieselalge den Löwenanteil der Planktonvegetation des Meeres ausmachte. Doch der Fund war keine Pflanze, sondern verhielt sich wie ein Tier. Das machte ihn zwar zu einer außergewöhnlichen Kuriosität, war aber nichts Überraschendes. Euglena viridis, das war schon seit Jahrhunderten bekannt, war auch in der Lage, in eine tierische Lebensform überzugehen und dann wieder ins Pflanzenstadium zu schlüpfen. Doch wie die Rotten berichteten, hatte diese neue Form sich so rasch ausgebreitet, daß sie bereits ernsthaft das gesamte Plankton gefährdete. Wenn es nicht schnell gelang, die Natur dieser Bedrohung zu erkunden und die neue Lebensform auszurotten, dann konnte es in diesem Jahr zu einer ernsthaften Mißernte kommen. Und das hätte den Hungertod von Milliarden allein in dieser Hemisphäre zur Folge.
    „Sie haben höchstens drei Wochen Zeit, um dieses Problem zu lösen – optimistischen Schätzungen zufolge“, endete Bonaforte. „Möge Gottes Hilfe Sie begleiten.“
    Markoff übernahm die technische Einführung und unterrichtete sie über den bisherigen Wissensstand, der sehr niedrig war. Die Zellen hatten sich so schockierend rasch ausgebreitet, daß man davon vollkommen überrumpelt worden war.
    Die kleine Kreatur schien für das Leben als Tier ausgezeichnet ausgestattet zu sein. In seiner normalen, pflanzlichen Form bewahrte es sich selbst durch Schwimmbewegungen mit kleinen, haarähnlichen Auswüchsen vor dem Absinken. Nach der Metamorphose entwickelte es einen Schlund und war in der Lage, sich von pflanzlichen Zellen zu ernähren. Es war eine sehr komplexe Zelle, und Boyd zweifelte daran, in drei Wochen auch nur das Grundwissen darüber erwerben zu können.
    Sein Interesse konzentrierte sich hauptsächlich auf verschiedene Formen subzellularer Viren, die die Algen befallen hatten, denn schon früher hatte er seine Zeit hauptsächlich mit dem Studium von Viren verbracht. Etwas, das ihn ganz besonders faszinierte, war ein Teil des Nukleus jenes Dinoflagellates, der aussah, als wäre er von einem Virus angegriffen worden, das nun irgendwie zu einem variablen Teil der Zellstruktur geworden war. Doch er konnte keinen Unterschied dazu in einer tierischen Modifikation entdecken. Noch weniger fand er heraus, wie die Tiere es anstellten, sich so rasch zu vermehren. Er landete immer wieder in Sackgassen.
     
     
    Das volle Ausmaß der Notlage wurde ihm erst am Ende des ersten Tages bewußt. Er hatte zwar erwartet, daß das Essen in dem Gebäude gereicht würde, doch zu seiner Überraschung hatte man auch eine ganze Etage in einen Schlafsaal umgewandelt. Offensichtlich wollte man

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