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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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mir tun könntest. Dann war das mit der Karte, und du warst nicht da. Als ich herausfand, daß ich schwanger war … in diesem Augenblick vergaß ich alles. Ich hätte auf Knien zu dir kriechen können. Doch selbst dann war es noch schrecklich, da du mich scheinbar nie gewollt hast. Und manchmal war es auch wunderschön.“
    Keine nervenaufreibenden Streitereien mehr. Keine Drogen mehr. Sie mußten sofort zum Blinden Stephan gehen. Vor allem anderen mußten sie den Blinden Stephan aufsuchen.
    Er stand auf und ging auf sie zu, und sie rannte in seine Arme. Ihre Lippen berührten die seinen, er spürte deutlich die Knöpfe ihres Kleides.
    Dann wurde die Tür krachend aufgestoßen, und zwei schwarzgekleidete Militärpriester kamen herein. Mort stand zwischen ihnen. Der größere der beiden trat einen Schritt vor. „Boyd Allen Jensen, Sie und Ihre Partnerin stehen unter Arrest wegen höchster Verbrechen gegen die Kirche und die Menschheit. Folgen Sie uns freiwillig, nur so können Sie unnötiges Aufsehen vermeiden.“

 
18
 
     
     
    Boyds Verstand schien einen Augenblick auszusetzen. Zuerst völliges Unverständnis, dann wurde ihm seine Lage voll bewußt. Ein kalter Knoten in seinem Magen schien all seine Gefühle aufzusaugen und hinterließ seinen Verstand fast leer. Ellen hatte sich umgedreht und nestelte an den Knöpfen ihres Kleides herum, während die Uniformierten geduldig warteten. Kein Hauch der Gewalt umgab sie – nur eine ruhige Sicherheit und ein Gefühl der Überlegenheit. Sie gaben sich keine Mühe, das Mädchen zur Eile anzutreiben.
    Mort schluchzte, was er schon seit einer ganzen Weile zu tun schien. „… hätte es ihnen niemals gesagt. Schwesterchen, du mußt mir glauben, ich bin kein Verräter.“
    „Ich glaube dir, Mort“, sagte sie. In ihrem Gesicht stand noch immer deutlich der Schock geschrieben. Man konnte sehen, welche Mühe es sie kostete, die Kontrolle über sich aufrechtzuerhalten, doch sie zeigte keine Furcht. Sie wandte sich um, küßte Boyd rasch, dann trat sie vor. Die Wachen traten beiseite, um die drei Gefangenen durchzulassen.
    Mort murmelte unaufhörlich vor sich hin, der Angstschweiß stand auf seiner Stirn. Er ging zwischen den Wachen und den anderen beiden. Am Fuß der Treppe stolperte er und stieß gegen Boyd. Sein Flüstern war kaum hörbar. „Wenn ich einen Ausbruchsversuch unternehme, sehen Sie zu, daß sie entkommen kann.“
    „Nein!“ flüsterte Boyd zurück. Sie hätten keine Chance. Doch Mort war bereits wieder zurückgefallen, er murmelte und winselte bei jedem Schritt.
    Sie erreichten die Eingangshalle, wo Buckel-Pete sie mit schockierter Überraschung erwartete. Der kleine Mann duckte sich hastig in seine Eingangstür zurück, als die Wachen vorüberschritten. Doch weiter wich er nicht zurück. Als Boyd an ihm vorbeikam, griff er nach vorn und tippte ihm auf die Schulter. „Ich werde auf Ihre Zimmer aufpassen. Ich werde darauf aufpassen, bis die Hölle zufriert!“
    Draußen wartete ein geschlossener Wagen auf der anderen Seite der Straße, der in sicherer Entfernung von einer wachsenden Menge umringt wurde, alle stießen einander gegenseitig beiseite, um einen besseren Blick auf das Spektakel zu bekommen. Morts Gejammere war immer undeutlicher geworden, nun wurde es lauter. Der Mann schien kaum mehr imstande zu laufen, eine der Wachen mußte ihn stützen.
    Plötzlich bewegte Mort sich mit einer Geschwindigkeit, die man ihm gar nicht zugetraut hätte. Er schlug um sich und traf einen der Priester mit solcher Wucht, daß er vornüber kippte und frontal mit dem anderen zusammenstieß. Mit seinen dicken Beinen stieß er sich vom Boden ab, sprang an den beiden verdutzten Wachen vorbei und rannte direkt auf die gaffende Meute zu. Er wimmerte und weinte bei jedem Schritt.
    Die beiden Wachen hatten sich fast augenblicklich wieder aufgerichtet und begannen ihre Waffen zu ziehen. Einen Augenblick lang sah es trotzdem so aus, als könnte Mort die Flucht gelingen. Dann tauchte aus dem Innern des Wagens ein dritter Priester mit gezogener Pistole auf. Mort sah ihn, beschleunigte sein Tempo aber nur noch. Er wollte sich auf den dritten Mann stürzen, und er war auch schon fast bei ihm, als der Schuß erklang. Mort taumelte noch fünf unsichere Schritte weiter, dann fiel er zuckend zu Boden. „Lassen Sie mich zu ihm“, bat Boyd. Der große Priester neben ihm zögerte, doch dann nickte er achselzuckend. Er trottete neben Boyd zu der am Boden liegenden Gestalt, während der

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