Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
Knospen; waren sie verblüht und blaß geworden, produzierten sie dreißig Meter lange dünne Fruchtträger, die sich leicht in der Brise bewegten und duftende Samen verstreuten. Die Pflanzen wuchsen in einem Kreis, und der Kreis war ein Raum.
    Nur ein Raum. Ein anderer hatte Aquarienwände mit Myriaden von Fischen, kleinen grauen Tieren mit schwarzen, gespaltenen Zungen wie Schlangen. Es waren Wände aus Wasser, die einem die Finger benetzten, wenn man sie hineinsteckte. Kraftfelder hielten sie zusammen.
    Ein weiterer Raum schien in Sterne gehüllt zu sein; gigantische Falter flatterten umher und ließen sich auf den Sternen nieder, die bei jeder Berührung leise aufklangen.
    In einem anderen Raum fiel unablässig Schnee in riesigen Kristallen von zehn Zentimetern Durchmesser, die sich am Boden in Nichts auflösten.
    In wieder einem anderen Raum – aber jeder Raum war verschieden, denn dies war der Palast von Amada Malfreyy, und der Palast stand auf Solite. Amada war selbst anwesend, eben von ihrem Besuch auf der Erde zurückgekehrt. Sie gab ein Fest, um alle alten Freunde um sich zu versammeln und ihnen ihren zweiten Ehemann vorzustellen.
    Es waren annähernd fünfhundert Gäste gekommen. Viele hatten ihre Männer mitgebracht, Männer in bunten und frivol geschnittenen Kleidern, die scharf mit den schwarzen Drapierungen der halbnackten Frauen kontrastierten. Viele Frauen und auch einige Männer waren von Tieren begleitet – Jagdleoparden, Papageien, Affen und Rieseneidechsen von einem Meter Schulterhöhe. Lebhaft drängten sie sich in den festlichen Räumen.
    Buntfarbene Ballons, von künstlichen Winden getrieben, schwebten mit gefüllten Trinkgläsern beladen durch den Palast. Alle tranken, aber keiner schien zuviel zu trinken. Und noch etwas machte das Fest allen irdischen Parties unähnlich: Obwohl alle redeten, versuchte keiner die anderen zu überschreien.
    Der Direktor, geblendet von soviel Glanz, hatte noch nie eine Traumphantasie beobachtet, die auch nur annähernd an dies hier heranreichte. An den sorgfältig registrierten Details erkannte er, daß es sich um Erinnerung handelte, nicht um die kümmerlichen Wunschträume, die die meisten Insassen des Traumhauses 5 in ihren finsteren kleinen Hirnen zusammenbrauten. Floyd Milton war tatsächlich durch diesen unwahrscheinlichen Palast gegangen.
    Er war durch diese bunten, heiteren Korridore gegangen, deren Argonlampen ihr Regenbogenlicht auf den Gesichtern der Gäste spielen ließen. Er hatte diese phantastischen Gerichte gegessen und in seiner stockenden Version der Solitensprache mit den Gästen geredet.
    Milton hatte alles das getan, weil dies sein Palast war. Er war Amadas zweiter Mann, und das Fest fand ihm zu Ehren statt. Die Gäste drängten sich hier, um ihn zu sehen. Es war die große Nacht seines Lebens; und doch fühlte er sich nicht glücklich.
    »Du siehst bedrückt aus, Männchen«, sagte Amada zu ihm. Sie hätte eine Frau von der Erde sein können, wenn man von ihrem spärlichen Haarschmuck absah, der wie ein gelockter Kamm über ihren sonst kahlen Kopf lief. Nun trug sie jenen gequälten Ausdruck zur Schau, den jede Frau zeigt, wenn ihr Mann sich falsch benimmt.
    »Ich bin nicht bedrückt, Amada«, sagte Milton. »Und nenne mich bitte nicht Männchen. Dein blaugefärbter Tiger hier ist ein Männchen.«
    »Aber das ist ein Kompliment, Floyd«, sagte sie, dem Tier die Ohren kraulend. »Ist Subyani nicht ein hübsches Männchen?«
    »Subyani ist ein Tiger. Ich bin ein Mann. Kannst du nicht versuchen, dir diesen kleinen Unterschied einzuprägen?«
    Amada sah nie ärgerlich aus, aber nun vertiefte sich ihr gequälter Ausdruck; er machte sie, Milton mußte es zugeben, nur noch begehrenswerter.
    »Der Unterschied ist mir klar«, erwiderte sie. »Das Leben ist zu kurz, um es damit zu verschwenden, das Offensichtliche zu erläutern.«
    »Nun, mir kommt es nicht so offensichtlich vor«, sagte Milton gereizt. »Was macht ihr überhaupt? Ihr kommt auf die Erde und nehmt alles mit, was ihr könnt – Bäume, Gräser, Fische, Vögel…«
    »Sogar Ehemänner!« ergänzte Amada.
    »Ja, sogar Ehemänner. Ihr tut alles das, Amada, weil ihr euch in die Erde verliebt habt. Alles mögliche bringt ihr hierher. Ich habe das Gefühl, nicht viel mehr als eine exotische Pflanze oder ein Pudel zu sein.«
    Sie kehrte ihm den schönen Rücken zu. »Jetzt benimmst du dich genauso intelligent wie ein Pudel«, sagte sie.
    »Amada!«
    Als sie sich langsam umdrehte, sagte

Weitere Kostenlose Bücher