Das Ende - Alten, S: Ende
Patrick ein psychischer Schalter umgelegt, sodass er innerlich wieder völlig kalt wird. »Nur für den Fall, dass Sie das Memo noch nicht bekommen haben: Wir wurden angegriffen.«
»Und wer hat Sie angegriffen? Die Entführer vom 11. September waren Saudis. Warum sind Sie nicht in Saudi-Arabien und bringen saudische Kinder um?«
»Amerikanische Soldaten bringen keine Kinder um. Ich meine, bei allem gebotenen Respekt, niemand von uns hat jemals die Absicht, ein Kind zu verletzen. Helfen Sie mir mal, Dr. Kantor. «
»Tut mir leid, mein neu hier eingetroffener Soldat. Es wird Zeit, dass Sie die Augen aufmachen. Es gibt keinen Weihnachtsmann, der Osterhase ist tot, und alles, was Hollywood und Uncle Sam Ihnen über den Krieg beigebracht haben, ist Bullshit. Glauben Sie, Cheney und Rumsfeld geben auch nur einen faulen Rattenarsch auf den Vormarsch der Demokratie und die Freiheit des Irak? Hier kommen die Nachrichten, Shep: Bei dieser Invasion ging es immer nur um Geld und Macht. Unsere Aufgabe besteht darin, die Bevölkerung unter Kontrolle zu halten, damit Washington das Öl kontrollieren kann, wodurch ein Haufen reicher Leute noch viel, viel reicher wird. Und die Milliarden, die für den Wiederaufbau vorgesehen sind? Das Geld wird für Militärbasen verwendet und wandert in die Taschen privater Rüstungsunternehmen und Sicherheitsdienste wie Halliburton und Brown und Root. Bechtel hat einen Vertrag bekommen, der der Firma die Kontrolle über den Euphrat und den Tigris zusichert. Das Unternehmen macht ein Vermögen, während die Leute vor Ort kein Trinkwasser mehr haben. Geld und Macht, mein Junge, und die wirklichen Opfer des Krieges sind die Kinder. Aber ich bezweifle,
dass diese Meldung es jemals in die Abendnachrichten schaffen wird.«
»Schon wieder soll es um Kinder gehen? Bei allem gebotenen Respekt, Sir, wovon sprechen Sie überhaupt?«
»Eine halbe Million Kinder, um genau zu sein.« Die dunklen Augen des irakischen Arztes sind voller Wut. »Als Sie ’91 zum ersten Mal in unser Land einfielen, haben Ihre Soldaten ganz bewusst unsere zivilen Einrichtungen unter Beschuss genommen – ein genau kalkulierter, aber schändlicher Akt, der eine Verletzung der Genfer Konvention darstellte. Sie haben die Dämme zerstört, die zur Bewässerung unserer Felder dienten. Sie haben unsere Pumpstationen zerstört. Sie haben unsere Wasserwerke und unsere Kläranlagen zerstört. Mein kleiner Sohn starb weder durch eine Bombe noch durch eine Kugel, Sergeant Shepherd. Mein Sohn starb an Diphtherie. Die Medikamente, mit denen ich Alis entzündetes Herz hätte behandeln können, durften aufgrund der Sanktionen, die Amerikaner und Briten bei den Vereinten Nationen durchgesetzt hatten, nicht in mein Land eingeführt werden.«
Das Flachboot kam näher. Shep sah, dass die Gestalt, die eine Kapuze trug, jetzt im Heck stand. Und langsam ruderte.
»Unser Land ist nicht zurückgeblieben, Sergeant. Vor der ersten amerikanischen Invasion gehörte das irakische Gesundheitssystem zu den besten der Welt. Jetzt werden wir wieder von Cholera und Typhus, Durchfallerkrankungen und Grippe heimgesucht. Und von Hepatitis A, Masern, Diphtherie, Hirnhautentzündung – die Liste geht endlos weiter. Fünfhunderttausend Kinder sind seit 1991 zugrunde gegangen. Und jeden Tag sterben Hunderte, weil wir keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr haben. Überall liegen Abfälle und Kot herum, wodurch sich Infektionskrankheiten ausbreiten. «
Shep sieht die Leiche, die fast vollständig von tiefem Ufergras bedeckt ist.
»Inzwischen stirbt jedes achte irakische Kind vor seinem fünften Geburtstag, und jedes vierte ist chronisch unterernährt.«
Er drückt die Leiche des ertrunkenen sieben Jahre alten Mädchens an seine Brust und beginnt von Kopf bis Fuß heftig zu zucken, als er das Gesicht erkennt …
»Also sagen Sie mir bitte nicht, dass Ihnen der Tod meines Sohnes leidtut. Sie haben keine Ahnung, wie es ist, wenn man ein Kind verliert.«
… Strahlende Augen.
»Patrick, pass auf!«
Flammen schossen hoch, als sich eine Benzinpfütze entzündete. Shep stolperte nach hinten und bedeckte das Gesicht mit seiner gesunden Hand.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Er nickte Paolo zu und ließ den Arm sinken. Eisige Kälte erfüllte ihn. Das Flachboot aus seinem Tagtraum glitt langsam die Park Avenue hinab.
Im Holzkahn stand der düstere Schnitter und benutzte den Stab seiner Sense, um damit durch die Fluten zu steuern.
Shep wich zurück, als die
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