Das Ende - Alten, S: Ende
ist möglich, dass die Seele einer Frau im Oberen Reich ausharrt, während sie versucht, ihrem Seelengefährten auf dem Weg seiner eigenen Besserung zu helfen.«
Shep löste sich aus der Umarmung. »Was ist mit unserem kleinen Mädchen?«
»Sie ist bereits wiedergekehrt.« Trish sah ihm in die Augen. »Hat dir das dein Herz noch nicht gesagt?«
»Oh mein Gott … es ist Dawn! Die Tochter der Patels … In ihr wohnt die Seele unseres kleinen Mädchens.«
»Ich habe sie immer im Auge behalten … genauso wie dich.«
»Trish … Ich habe schreckliche Dinge getan. Ich bin zum Militär gegangen, um deinen Tod zu rächen. Ich habe gemordet. Ich habe die Dunkelheit in das Leben anderer gebracht.« Zitternd wandte sich Shep zu Virgil um, warf sich auf den Boden, umfasste die Beine des alten Mannes und drückte seine Brust gegen dessen Stiefel. »Es tut mir leid, Gott, bitte vergib mir.«
»Deine Reue wurde angenommen, mein Sohn.«
Shep wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er stand auf und nahm die Hand seiner Seelengefährtin. »Werden wir zusammen sein?«
»Bald. Doch deine Seele muss erst noch gereinigt werden, bevor sie wieder in das Obere Reich zurückkehren kann, auch wenn deine Sündenlast durch deine selbstlosen Handlungen während der letzten vierundzwanzig Stunden geringer geworden ist. Je mehr Licht eine Seele verlangt und empfängt, umso höher steigt sie auf. Alles, was du um dich herum siehst – alles, was in der physischen Welt von Zeit und Sterblichkeit existiert –, wurde geschaffen, damit sich die Seele spirituell verwandelt, von einer Empfangenden zu einer Gebenden wird und sich ihre Unsterblichkeit und Erfüllung im Endlosen selbst verdienen kann. Das ist die Wahrheit, um die die Seele in Form des Gefäßes Adam gebeten hat, und der Schöpfer hat diese Bitte erfüllt, denn Er liebt Seine Kinder bedingungslos.«
»Aber wenn Er uns so sehr liebt, warum ist dann so viel Hass in der Welt? So viel Gewalt? So viel Schmerz und Leid?«
»Darüber haben wir schon gesprochen. Es ist nur möglich, sich die unendliche Erfüllung zu verdienen, wenn der Wille frei ist. Damit der freie Wille eine Herausforderung findet, muss es den Widersacher geben. Die gegnerische Mannschaft. Und das Spiel darf nicht manipuliert sein, denn sonst hätte ein Sieg keinerlei Bedeutung. Der Widersacher ist das menschliche Ego auf genetischer Ebene. In der Schöpfungsgeschichte besteht er im Verzehr der verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis. Wollust, Unersättlichkeit, Raffsucht, Zorn, Gewalt, Betrug, Gier und Verrat – all das sind Anzeichen für ein entfesseltes Ego, und jede selbstsüchtige Handlung lenkt das Licht des Schöpfers hin zu Satan. Die Sünde ist die Weigerung des Menschen, seine wahre Bestimmung zu erfüllen. Würde der Mensch einfach sein
Gefäß erweitern mithilfe der Werkzeuge, die ihm gegeben wurden, gäbe es nie wieder Leid auf der Welt.«
»Und wie können wir das tun?«
»Wie gesagt: indem ihr euer Gefäß erweitert und mehr Licht einlasst. Indem du deinen Nächsten liebst wie dich selbst – auf jene Art, wie der Schöpfer alle Seine Kinder liebt: bedingungslos. Die Liebe ist eine Waffe des Lichts. Sie hat die Macht, alle Formen der Dunkelheit auszulöschen. Spiritualität bedeutet nicht, immer nett zu sein, Patrick; sie bedeutet, die ganz und gar nicht netten Eigenschaften, die man so hat, umzuwandeln. Wenn es dir gelingt, sogar deine Feinde zu lieben, dann vernichtest du ihre Dunkelheit und ihren Hass. Und was noch wichtiger ist: Du vertreibst die Dunkelheit, die in dir selbst steckt. Was danach zurückbleibt, sind zwei Seelen, die den Funken der Göttlichkeit erkennen, den sie beide teilen. Denk darüber nach. Es ist keiner von deinen immer schon guten Charakterzügen, der den Lichtschalter umlegt. Das Licht geht an, wenn jemand die eigene Negativität, das eigene reaktive Verhalten erkennt, an der Wurzel packt und in etwas anderes umwandelt. Wenn sich die große Mehrheit der Menschen dieses Wissen zu eigen macht, werden alle unendliche Erfüllung und Unsterblichkeit erringen können. Wenn jedoch umgekehrt das negative Verhalten der großen Mehrheit einen bestimmten Punkt überschreitet, dann hat der Todesengel freie Bahn, und selbst die Gerechten werden Leid erfahren.«
»Ist es das, was hier gerade geschieht, Virgil? Läuft das Böse so sehr Amok, dass die Menschheit noch einmal ganz von vorne beginnen muss?«
Der alte Mann wirkte auf einmal sehr ernst. »Die Generation Noahs war
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