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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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»Du bist ein Waschlappen«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Warum beleidigst du mich?«
    »Ich habe Geräusche gehört«, bemerkte sie schnippisch. »Und ich verlange, dass du sofort nachsiehst, was hinter der Tür da ist.«
    Griffin verzog das Gesicht. »Darling, dahinter liegt der überschwemmte Teil des Kellers. Der Makler und ich, wir haben vor Abschluss des Kaufvertrages einen Blick hineingeworfen und nichts weiter als eine Menge Wasser gesehen.«
    »Sieh trotzdem nach. Tu’s für mich – wenn du wenigstens ein bisschen Mumm in den Knochen hast.«
    Er seufzte, suchte einen großen Schlüssel aus dem mitgebrachten Bund hervor und steckte ihn in die alte, mit breiten eisernen Beschlägen versehene Tür. Sie waren allein in dem muffigen Kellergewölbe der bretonischen Wasserburg, und das Herz klopfte ihm bis in den Hals hinauf. Romina hatte recht: Angst peinigte ihn. Vor einem Monat hatte er auf ihr Drängen hin das feuchte Gemäuer erstanden, das Gewölbe jedoch seither stets gemieden.
    »Worauf wartest du?«, erkundigte sie sich.
    George Griffin drehte den Schlüssel und drückte gegen die Tür.
    Sie knarrte erbärmlich.
    Griffin schluckte. Er versetzte sich einen innerlichen Ruck und ließ seine Taschenlampe aufflammen.
    Der Lichtkegel geisterte zuckend über verwittertes Mauerwerk – große ungefüge Bruchsteinquader, von denen die Nässe abperlte und an manchen Stellen zu Boden tropfte. Das Quietschen drang überlaut durch die Stille. Modriger Geruch schlug ihnen entgegen.
    Der Lichtkreis der Taschenlampe glitt über den Boden und zeigte, dass kein Wasser in dem großen Raum stand. Romina lachte auf.
    »Da siehst du, wie man sich täuschen kann, George. Ich wette, du hast die Sache mit der Überschwemmung nur erfunden, um einen Grund zu haben, nicht herunterzukommen und den Keller genauer zu erkunden.«
    »Ich schwöre dir…«
    »Schon gut. Gehen wir weiter. Ich finde es wahnsinnig aufregend hier unten.«
    »Und die Geräusche, die du vernommen hast?«
    »Gerade deswegen sind wir doch hier, hast du das schon vergessen? Gib mir die Pistole. Ich weiß besser damit umzugehen als du.«
    Es gab nichts, dass er ihr abzuschlagen vermochte. Gehorsam zog er die handliche kleine Schusswaffe, Kaliber 6.35 Millimeter, aus der Jackentasche und händigte sie ihr aus.
    Es war nach Mitternacht. Als sie ihn aus seinem unruhigen Schlummer hochgeschreckt hatte, hatte er sich hastig angekleidet, während sie nur den seidenen Morgenmantel übergeworfen hatte.
    Durch das Fenster des Schlafzimmers hatte er die schwarzen Wolken gesehen, die sich über der trutzigen Festung zusammenballten.
    Herbstwind strich heulend über den Atlantik. Sein unheimlicher Ton hatte sie bis in den Gewölbegang hinein verfolgt, an dessen Ende sie nun standen.
    Romina versetzte George einen Schubs, und sie suchten das Innere des unbekannten Raumes auf. Hinter ihnen blieb die trübe Helligkeit der Gewölbebeleuchtung zurück. Vor ihnen ballte sich die Finsternis, die der Strahl der Taschenlampe wie ein Stollen durchbohrte.
    George vernahm das ferne Heulen des Windes und glaubte auch, ein unterschwelliges Rauschen zu hören. Er fragte sich, wie Romina in ihrem im ersten Stock des Baues befindlichen Schlafzimmer einen Laut hatte hören können, der aus der Tiefe dieser grusligen Umgebung kam. Die Antwort erhielt er überraschend. Das Geräusch erscholl, schwebte heran und fing sie ein. Es ließ George Griffin erschauern und spüren, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Der Ton bebte in ihm nach und sorgte dafür, dass sich Puls und Herzschlag zu einem waren Stakkato beschleunigten.
    Romina klammerte sich an ihm fest. »Da – jetzt hast du es auch gehört. Es ist so laut, dass es durch die ganze Burg dringt.«
    »Was… was war das?«
    »Ein Stöhnen, würde ich sagen.«
    »Mehr ein Röhren.«
    »Was meinst du – von einem Menschen?«
    George war froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Ihm wurde wechselweise heiß und kalt, und der Schweiß trat ihm aus allen Poren.
    Er war überzeugt, leichenblass zu sein. »Ich habe keine Ahnung, womit wir es zu tun haben, D-Darling. Aber… ich tue keinen einzigen Schritt mehr nach vorn. Kehren wir um.«
    Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Vielleicht haust hier irgendwo ein Tier. Oder ein Gespenst. Irrsinnig.« Entschlossen griff sie nach seiner Hand und führte den Lichtstreifen der Taschenlampe. Leicht vibrierend verharrte er auf einer Öffnung in dem feucht glänzenden Mauerwerk. »Da ist ein

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