Das Ende - Alten, S: Ende
man ihn reizte, hatte Z noch jeden Herausforderer mit einem einzigen Schlag auf die Bretter geschickt.
Der jüngere Bruder, Jesse, war kleiner als seine zwei älteren Brüder, galt aber als der klügste der drei Zwawa-Jungen, zumindest in den Augen ihrer Schwester Christine. Die beiden AIT-Kommandeure befanden sich im Frachtraum des Führungshubschraubers und halfen sich gegenseitig in ihre Überdruckanzüge – orangefarbene Polyvinylchlorid-Schutzanzüge, die abgedichtete Kapuzen und eine autonome Sauerstoffversorgung besaßen. Die Zwawa-Brüder kannten ihr Flugziel, waren aber über den Charakter der Mission nicht informiert worden. Was auch immer ihr älterer Bruder John vorhatte – der Colonel ging kein Risiko ein. Die beiden Besatzungen, die nach Manhattan flogen, waren schwer bewaffnet und hatten Befehle, die sie befugten, die hoheitlichen Aufgaben von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten sowie sämtlicher Dienststellen der Stadtverwaltung zu übernehmen.
9:11 Uhr
Die abkommandierten bewaffneten Posten standen in Habachtstellung vor der Tür zum Saal der Generalversammlung, wo der Sicherheitsrat heute tagte, um all jene unterbringen zu können, die bei der Sitzung zugegen sein wollten. Mary wippte auf den Absätzen hin und her und wartete, während ihr gefälschter Ausweis von einem UN-Sicherheitsbeamten unter die Lupe genommen wurde. Sein Kollege durchsuchte ihre Handtasche.
»Danke, Dr. Petrowa. Arme hoch, bitte. Ich muss Sie nach Waffen abtasten.« Er zögerte, ihren geschwollenen Bauch zu berühren.
»Schon in Ordnung, er mag Sie.« Sie nahm die Hand des Polizeibeamten und drückte sie rechtzeitig
an ihren Bauch, damit er fühlen konnte, wie das Baby strampelte.
»Toll, das ist … unglaublich.« Er wandte sich zu seinem Partner um. »Sie ist sauber, lass sie durch.« Der Beamte gab ihr die laminierte Karte zurück, ohne auch nur einen Moment ihren aufgesetzten russischen Akzent anzuzweifeln oder sich darüber zu wundern, dass sie blass war und stark schwitzte, wobei ihr Schweiß einen säuerlichen Moschusgeruch verströmte.
Im Auditorium herrschte reges Leben, die Menge wartete, um die Rede von Irans Oberstem Rechtsgelehrten zu hören. Mary schlängelte sich einen der Hauptgänge hinunter. Aus tränenden Augen starrte sie auf die Bühne. Ein Wandgemälde, das einen vom Schlachtfeld aufsteigenden Phönix zeigte, diente als Hintergrund für eine eigens aufgebaute hufeisenförmige Anordnung der Stühle, die alle um einen rechteckigen Tisch standen, der für die fünfzehn Mitglieder des Sicherheitsrats reserviert war.
Ich bin der aufsteigende Phönix …
Der Raum drehte sich. Mary schüttelte den Kopf und bemühte sich krampfhaft, die Kontrolle zu behalten. Du musst die Überträger inseminieren . Sie hustete Schleim in jede Handfläche. Berührte in aller Unschuld einen französischen Delegierten, als sie sich an seinem Tisch vorbeiquetschte. Infizierte mit einem Niesen England und Dänemark. Hustete in die Richtung von Brasilien und Bulgarien. Drängelte sich durch einen anderen Gang zurück und ging auf einen Tisch mit Arabern in dunklen Geschäftsanzügen zu. Ein Schild wies sie als Iraker aus.
Auf der Bühne nahm der iranische Mullah seinen Platz am Rednerpult ein, und seine Worte wurden via Kopfhörer simultan in Dutzende von Sprachen übersetzt. »Exzellenzen, ich komme heute zu Ihnen in der Hoffnung,
einen Konflikt abzuwenden, der unweigerlich zu einem weiteren Krieg führen würde. Ich vertrete meine Sache vor der Generalversammlung, weil ich weiß, dass der Sicherheitsrat von den Besatzern Afghanistans und Iraks korrumpiert worden ist …«
Mary tippte einem irakischen Delegierten auf die Schulter, der auf dem Weg zu seinem Platz war. »Bitte? Wo ist die iranische Delegation?«
Der lebende Tote blickte auf ihren geschwollenen Bauch. Deutete auf einen leeren Tisch.
Eine Welle der Panik brachte ihren Puls zum Rasen. Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen, nicht die Mullahs. Sie hastete aus dem Raum und kehrte zum Security-Schalter zurück. »Bitte, ich komme zu spät zu meinem Treffen mit der iranischen Delegation. Wo kann ich sie finden?«
Die Frau an dem Schalter überflog ihr Klemmbrett. »Raum 415.« Sie zeigte den Flur hinunter. »Nehmen Sie den Fahrstuhl in die vierte Etage.«
»Spasiba!« Mary eilte den Korridor hinunter und hustete einen dicken Klumpen Schleim in ihre Hand ab. Sie überprüfte ihn auf Blut, wischte ihn an ihrer Jacke ab, drückte dann den
Weitere Kostenlose Bücher