Das Ende - Alten, S: Ende
AUFWÄRTS-Knopf und wartete, während ihre innere Uhr tickte.
VA Medical Center
East Side, Manhattan, New York
9:13 Uhr
Leigh Nelson führte ihren VIP, seine beiden Gäste und deren Security-Tross den Gang hinunter zur Station 27 und betete, dass alle Spuren der frühmorgendlichen Baseballwette beseitigt worden waren.
Bertrand DeBorns Besuch im Veteranenkrankenhaus war weit mehr als bloß ein Fototermin. Während Präsident Kogelo später an diesem Vormittag zu den Vereinten Nationen sprechen sollte in der Hoffnung, militante Forderungen nach einer Invasion des Iran zu beschwichtigen, bereitete der neue Verteidigungsminister den Boden für eine privat finanzierte verdeckte Kampagne, die eine neue Generation junger Amerikaner für das Militär rekrutieren sollte.
Zwei langwierige Kriege machten es erforderlich, die Vorstellung der Öffentlichkeit von Krieg und Kampf zu ändern. In Zusammenarbeit mit einer der größten New Yorker Werbeagenturen wollte DeBorn Amerikas verwundete Veteranen als die neue Elite der Nation präsentieren – als die wahren Patrioten, deren finanzielle Bedürfnisse befriedigt würden, deren Gesundheitsversorgung garantiert sei und deren Familien einer strahlenden Zukunft entgegensähen. Wenn man ihm das Sternenbanner verpasste, konnte sogar ein Scheißkerl als liebreizender Bursche verkauft werden – vorausgesetzt, das ausgewählte männliche Aushängeschild entsprach dem Image.
DeBorn holte die Ärztin ein und packte die zierliche Brünette am Ellenbogen, wobei sein Handrücken sich gegen ihre rechte Brust drückte. »Keine Querschnittsgelähmten oder Krebspatienten mehr, Doktor. Der ideale Kandidat muss gut aussehen und aus der Mittelschicht kommen, möglichst weiß, gottesfürchtig und christlich sein. Was die Verletzungen betrifft, so dürfen sie sichtbar sein, aber ohne Ekel-Faktor. Keine Kopfverletzungen oder fehlende Augen.«
Leigh knirschte mit den Zähnen und schob die aufdringliche Hand weg. »Mir wurde gesagt, ich soll Ihnen
unsere verwundeten Veteranen zeigen. Wen Sie für Ihre Rekrutierungskampagne aussuchen, bleibt Ihnen überlassen. «
Sheridan Ernstmeyer schaltete sich in das Gespräch ein. »Was ist mit geistiger Klarheit?«
DeBorn dachte über die Frage nach. »Ich weiß nicht. Colonel, Sie sind der Experte. Was meinen Sie?«
Lieutenant Colonel Philip Argenti, ein ordinierter Geistlicher, war der ranghöchste Vertreter der Geistlichkeit in den Streitkräften und von DeBorn persönlich dazu bestimmt worden, die neue Rekrutierungskampagne des Militärs zu leiten. Mit einer Bibel in der einen Hand und einem Gewehr in der anderen, wollte Argenti Familien, die noch unter der Rezession litten, ebenso ansprechen wie treue Anhänger des Militärs – Apfelkuchen essende, Flagge tragende Landeier aus dem Süden, für die der Militärdienst noch immer die ultimative Definition von Patriotismus war. »Geistige Klarheit ist sicherlich erwünscht, aber nicht absolut erforderlich, Herr Minister. Wir werden alles auf kurze prägnante Zitate und Beiträge auf Twitter beschränken.«
Beifall und schrille Pfiffe empfingen Leigh Nelson, als sie DeBorns Gruppe auf Station 27 führte. Verlegen trat sie die verbeulte Bettpfanne von vorhin lässig beiseite und hoffte, dass die Männer sich seit ihrem letzten Besuch beruhigt hatten. »Danke, Freunde, ihr erfüllt ein Mädchen aus West Virginia mit Stolz. Vergesst nur nicht, dass mein Opa mir als kleinem Mädchen beigebracht hat, wie man Schweine kastriert, also treibt’s nicht zu bunt. Ich habe einen ganz besonderen Besucher mitgebracht. Wie wär’s mit einer herzlichen Begrüßung für unseren neuen Verteidigungsminister, Bertrand DeBorn. «
Die ausbleibende Reaktion ignorierend, schritt der rüstige weißhaarige Mann schnell den Mittelgang hinunter, nickte höflich und lief weiter, während er im Geiste jeden verwundeten Kriegsveteranen inventarisierte. Hispanisch … hispanisch … schwarz … Der ist weiß, hat aber das falsche Aussehen. An allen Gliedmaßen gelähmt, nicht gut. Der hier sieht weiß aus, ist aber viel zu mager, wahrscheinlich auf Drogen … DeBorn hielt seine Begleitung auf Trab, derweil seine Enttäuschung wuchs, als wäre er ein besessener Hundezüchter, der in einem Zwinger voller Pudel und Dackel einen Jagdhund sucht, bis Sheridan Ernstmeyer ihn am Arm packte. Die frühere CIA-Attentäterin winkte ihn zu dem letzten Bett auf der linken Seite. Der Vorhang um das Bett war teilweise zugezogen, aber
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