Das Ende der Nacht: Horror-Roman (German Edition)
War da ein Lallen in seiner Stimme? Ein leichtes?
„Das weiß ich doch nicht.“
„Warum sagst du es dann? Dass du es mir sagen kannst?“
„Hab ich doch nicht, Xaver. Mann, irgendwie bist du heute komisch. Willst du vielleicht noch einen Drink?“
„Sicher, Mickey. Entschuldige. Jetzt habe ich schon Halluzinationen.“
Xaver lachte unsicher und Mickey stimmte mit ein. Dann füllte der Wirt Xavers Glas wieder auf. In einem Zug trank er es aus. Xaver war verwirrt. Warum hatte Mickey das gesagt, obwohl er es ja eigentlich nicht gesagt hatte? Xaver verstand es nicht, doch langsam kehrte die Erinnerung an die vergangenen Stunden zurück.
Du hast deine Frau erschossen, nicht wahr? , klang es lachend in Xavers Ohren.
„Was?!“
Auf einmal hatte er Angst, erwischt zu werden. Aber warum? Er hatte doch nichts getan. Sie werden dich verhaften, Mann. Das wird ein gefundenes Fressen für die Zeitungen. Kommissar erschießt Frau im Kindbett.
„Ich habe nichts gesagt“, gab Mickey mit einem besorgtem Blick zurück.
„Das hast du doch“, schrie Xaver auf, „Ich habe es doch gehört.“
„Was soll ich denn gesagt haben?“
„Egal. Gib mir noch einen Drink.“
„Du bist echt komisch heute.“
Ein weiteres Mal füllte Mickey das Glas auf. Jetzt trank Xaver so genießend, wie er es immer tat.
Du weißt doch ganz genau, was ich gesagt habe: Du hast deine Frau gekillt.
„Das ist nicht wahr.“
„Was ist nicht wahr?“, fragte Mickey.
„Du scheiß Arschloch, du weißt alles und treibst ein Spiel mit mir. Was willst du von mir? Geld?“
„Wovon zum Teufel redest du, Xaver?“
„Du Penner weißt ganz genau, wovon ich rede.“
„Nein, Mann. Xaver, was ist mit dir los?“
„Nichts.“
„Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst. Findest du nicht?“
Xaver hob sich vom Hocker und ging zu seinem Jackett. Jetzt fiel es ihm schwerer, das Gleichgewicht zu halten. Und trotzdem hatte er das brennende Verlangen, literweise zu saufen. Als er mit dem Rücken zu Mickey stand, griff er in die Innenseite des Jacketts.
„Xaver, ich schließe jetzt meinen Laden. Wir sehen uns dann morgen oder so.“
„Wie du willst.“ In dem Moment drehte sich Xaver um und hielt den Lauf seiner Dienstwaffe auf Mickey gerichtet. Die Augen weiteten sich so panisch wie von Maria. Ja, da war sie wieder, die Erinnerung!
„Was willst du denn damit, Mann?! Pack das Ding weg!“, schrie Mickey, während Xaver abdrückte. Zwei kurze Schüsse, diesmal laut und ungedämpft. Ein ohrenbetäubendes Geräusch. Es rauschte in Xavers Ohren, als er zum Tresen ging. Mickey fühlte mit seiner rechten Hand an seinen Bauch, führte sie vor seine Augen und machte eine Grimasse, als er sein Blut sah, dass Xaver loslachte.
„Xaver,“ stöhnte er.
Der Angesprochene feuerte erneut, wieder auf Mickeys Bauch. Erst nach dem sechsten Schuss war er zufrieden. Mickey sank hinter dem Tresen zu Boden.
„Niemand wird mich verraten. Verstanden, Micky?“ Xaver hob sich über die Holzplatte und schaute hinter den Tresen. Mickey lag auf dem Rücken und stöhnte. Seine Augen waren verdreht und mit beiden Händen hielt er seinen Bauch. Das Blut sickerte durch die Finger.
„Du Arschloch lebst noch?“
Mit diesen Worten sprang Xaver über den Tresen und landete mit beiden Füßen auf Mickeys Händen und Bauch. Dieser schrie ein letztes Mal auf. Sein Gesicht riss jeden Muskel in die Weite, eine Totenmaske, die im nächsten Moment in sich zusammen fiel. Leere Augen starrten zur Decke.
„Bist du tot, du Penner?!“, schrie Xaver. Er war sich nicht sicher und trampelte weiter auf Mickeys Bauch herum, bis er beinahe ausrutschte.
„Du wirst mich nicht verraten! Ist das klar?!“, schrie er den Toten an.
In seiner Wut fand Xaver ein Messer neben der Kasse, die auf der Theke stand, nahm es und stach wahllos auf den leblosen Körper ein, bis er sich aus unzähligen Wunden öffnete und Blut und Innereien den Boden beschmutzten. Xaver grunzte und stöhnte. Laute, die er noch nie zuvor aus seinem Mund vernommen hatte.
Wie lange er auf seinen toten Freund einstach, wusste er nicht, nur dass es irgendwann vorbei war. Außer Atem ließ er das Messer fallen, ging auf Toilette und betrachtete sich im Spiegel. Sein Gesicht eine verzerrte Maske, aber nicht tot sondern voll von wütendem Leben, weit aufgerissene Augen, ein unnatürliches Grinsen, das seine Nase zusammen zog. Er wusch sich die Hände, spritzte sich Wasser ins Gesicht und hoffte auf Regen.
„Das
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