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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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anderer Wirtschaftswissenschaftler sah die jüngste Krise derart
     klar und detailliert vorher. Was nicht heißen soll, dass er als Einziger die Alarmglocken läutete. Andere Experten prognostizierten
     unterschiedliche Teilaspekte der Finanzkrise, und ihre frühen Einsichten halfen Roubini, »die Punkte zu verbinden« und ein
     umfassendes Panorama zu zeichnen. Roubinis ehemaliger Kollege Robert Shiller von der Universität Yale warnte schon lange,
     bevor die Hightechblase im Jahr 2000 platzte, vor den Gefahren einer Aktienmarktblase und gehörte später zu den ersten Wirtschaftsexperten,
     die auf die alarmierenden Ausmaße der Immobilienblase des folgenden Jahrzehnts hinwiesen. 4
    Shiller war nur einer von vielen Wirtschaftswissenschaftlern und Marktexperten, deren Erkenntnisse in Roubinis Analysen einflossen.
     In einem Vortrag, den Raghuram Rajan, Professor für Finanzwesen an der University of Chicago, im Jahr 2005 vor prominenten
     Ökonomen und Politikern in Jackson Hole, Wyoming hielt, erklärte er, die Gestaltung der Bezüge von Finanzmanagern und |12| Aktienhändlern motiviere diese unweigerlich, unkalkulierbare Risiken einzugehen, was wiederum das Weltfinanzsystem anfällig
     für eine schwere Krise mache. 5 Andere renommierte Experten formulierten in den letzten Jahren ähnliche Warnungen: Die Wall-Street-Legende James Grant erklärte
     beispielsweise im Jahr 2005, die Notenbank der Vereinigten Staaten habe mit ihrer Politik dazu beigetragen, »die größte Kreditblase«
     der Finanzgeschichte entstehen zu lassen. 6 William White, Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, warnte vor den strukturellen Gefahren, die von
     Anlage- und Kreditblasen ausgingen. 7 Der Finanzanalyst Nassim Nicholas Taleb verdeutlichte, dass die Finanzmärkte nicht auf Ereignisse vorbereitet seien, die
     außerhalb der von ihr verwendeten Modelle zur Risikoberechnung lagen. 8 Die Wirtschaftswissenschaftler Maurice Obstfeld und Kenneth Rogoff machten auf die Gefahren der untragbaren Leistungsbilanzdefizite
     der Vereinigten Staaten aufmerksam. 9 Und Stephen Roach von Morgan Stanley warnte genauso wie David Rosenberg von Merill Lynch schon vor geraumer Zeit, die Verbraucher
     der Vereinigten Staaten lebten weit über ihre Verhältnisse. 10
    Diese Liste ließe sich fortsetzen. Doch obwohl diese Experten und Beobachter großes Ansehen genießen, wurden sie und andere
     geflissentlich überhört. Das spricht Bände über den Zustand der Wirtschaft und des Finanzwesens der letzten Jahrzehnte. Die
     meisten Marktteilnehmer schlugen jede Warnung in den Wind und klammerten sich an einen so einfachen wie sonderbaren Glaubenssatz:
     Märkte sind selbstregulierte Gebilde und als solche stabil, solide und verlässlich. Nach dieser Logik würde sich das gesamte
     kapitalistische Wirtschaftsgebäude des 21. Jahrhunderts – unter anderem mithilfe der Innovationen auf dem Finanzmarkt – automatisch
     selbst regulieren und in einem flexiblen Gleichgewicht halten.
    Im Nachhinein mag man das für naiv halten. Doch jahrzehntelang galt diese Vorstellung als Gemeinplatz und war Grundlage für
     wichtige politische Entscheidungen und groß angelegte Investitionsstrategien. |13| Wirtschaftskrisen passten nicht in diese Logik. Sollten tatsächlich wider Erwarten Krisen auftreten, dann handelte es sich
     um bloße Ausreißer: Sie seien extrem unwahrscheinlich, weitgehend unvorhersehbar und hätten nur vorübergehende Auswirkungen.
     Wer sich überhaupt unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten mit dem Phänomen der Krise beschäftigte, betrachtete diese in
     aller Regel als ein Problem, das unterentwickelte und »problematische« Länder betraf, nicht aber wirtschaftliche Großmächte
     wie die Vereinigten Staaten.
    In diesem Buch rücken wir die Krise wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaftswissenschaft. Vereinfacht gesagt beschäftigen
     wir uns mit dem Thema der Krisenökonomie. Wir zeigen, dass Krisen keineswegs die Ausnahme sind, sondern die Regel, und zwar
     nicht nur in Schwellenländern, sondern auch in Industrienationen. Krisen – extreme Phasen des Aufschwungs gefolgt von katastrophalen
     Einbrüchen – hat es schon immer gegeben, und es wird sie immer geben. Obwohl sie vermutlich älter sind als der Kapitalismus
     selbst, spielen sie in dieser Wirtschaftsform eine besondere Rolle. In gewisser Hinsicht sind Krisen ein fester Bestandteil
     des kapitalistischen Genoms. Just die Faktoren, die dem Kapitalismus seine Vitalität

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