Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
Finanzzentren |20| der Welt. Kapitel 5 zeigt, wie und warum die Krise die gesamte Welt erfasste und so unterschiedliche Länder wie Island, Dubai,
Japan, Lettland, Irland, Deutschland, China und Singapur traf. Dabei widersprechen wir der herkömmlichen Auffassung, der Rest
der Welt sei von einer Krankheit infiziert worden, die in den Vereinigten Staaten ihren Anfang genommen habe. Die Schwächen,
die das Finanzsystem der Vereinigten Staaten aufwies, waren vielmehr weit verbreitet und in vielen Ländern sogar noch stärker
ausgeprägt. Die Epidemie traf also nicht unterschiedslos alle Länder, sondern nur solche, deren Finanzsystem ähnliche Probleme
aufwies.
Während andere Autoren die Finanzkrise fast ausschließlich in Hinblick auf die Vereinigten Staaten analysieren, sehen wir
sie als eine sehr viel umfassendere Krise des Kapitalismus im 21. Jahrhundert. Indem wir die oftmals überraschenden internationalen
Dimensionen des gegenwärtigen Problems nachzeichnen, zeigen wir in Kapitel 5 die Wahrheit über das weltweite Finanzsystem,
die internationale Makroökonomie und die grenzübergreifenden Auswirkungen nationaler Geld- und Finanzpolitik, die hinter der
Krise steckt. Aus den jüngsten Ereignissen können wir eine Menge lernen, und zwar nicht nur über Ausnahmesituationen, sondern
auch über den Normalbetrieb der Weltwirtschaft.
Jede Krise endet irgendwann, und die gegenwärtige ist keine Ausnahme. Doch die Nachwirkungen halten sich oft noch jahre- oder
jahrzehntelang. In Kapitel 6 zeigen wir auf, warum das so ist und warum nach jeder Krise, auch nach dieser, Deflation und
wirtschaftlicher Abschwung drohen. Wir erklären, wie Notenbanken in der Vergangenheit mithilfe der Geldpolitik Krisen entgegenwirkten
und inwieweit sie diese Ansätze wiederbelebt haben. Gleichzeitig waren Notenbanken in vielen Finanzkrisen, auch in dieser,
zu improvisierten Neuerungen gezwungen. Diese Erste-Hilfe-Maßnahmen mögen zwar kurzfristig Wirkung zeigen, doch wie jedes
nicht erprobte Medikament können sie für den Patienten am Ende sogar tödlich sein.
|21| Das gilt auch für die Geldpolitik. In Kapitel 7 untersuchen wir, wie Regierungen öffentliche Mittel eingesetzt haben, um die
Krise einzudämmen. Einige ihrer Maßnahmen gehen auf Keynes zurück, andere stellen dagegen einen massiven und beispiellosen
Eingriff in die Wirtschaft dar. Dieses Kapitel beurteilt die künftigen Auswirkungen der radikalsten Schritte, die zur Beilegung
der Krise ergriffen wurden, und schätzt deren Risiken für die Zukunft ein.
In diesem Teil des Buchs werfen wir eine beunruhigende Frage auf: Ist angesichts des Umfangs der staatlichen Interventionen,
die zur Stabilisierung des Systems erforderlich sind, der Laissez-faire-Kapitalismus als solcher überhaupt noch haltbar? Nach
der Krise könnten Staaten und Regierungen eine deutlich größere direkte und indirekte Rolle in der Weltwirtschaft spielen.
Dies wird vor allem in Form zunehmender Regulierungsmaßnahmen und staatlicher Aufsicht geschehen. Deshalb legen wir in den
Kapiteln 8 und 9 die Blaupausen für eine neue Finanzarchitektur vor, die dem Finanzmarkt ein größeres Maß an Transparenz und
Stabilität verleiht. Dazu gehören unter anderem langfristige Reformen zur Stabilisierung des internationalen Finanzsystems:
eine engere Zusammenarbeit der Notenbanken; verbindliche Regulierung und staatliche Aufsicht nicht nur der Geschäfts-, sondern
auch der Investmentbanken, Versicherungen und Hedge-Fonds; Maßnahmen zur Einschränkung riskanter Verhaltensweisen von Finanzunternehmen,
die nach allgemeinem Dafürhalten »zu groß für einen Konkurs« sind; größere Eigenkapitalbeteiligung und Liquidität der Finanzunternehmen;
und schließlich Maßnahmen, um die Gefahr des rücksichtlosen Verhaltens sowie die fiskalischen Kosten zur Rettung von Finanzunternehmen
zu verringern. In diesen Kapiteln geht es auch um eine der brisantesten Fragen überhaupt: Welche Rolle sollten Notenbanken
in Zukunft bei der Kontrolle von Spekulationsblasen spielen?
Kapitel 10 beschäftigt sich mit den extremen Ungleichgewichten in der Weltwirtschaft und zeigt auf, welche radikalen Reformen
der internationalen Währungs- und Finanzordnung notwendig |22| sein könnten, um künftige Krisen zu vermeiden. Zunächst gehen wir der Frage nach, warum in den letzten 20 Jahren so viele
Schwellenländer von Finanzkrisen gebeutelt wurden. Außerdem untersuchen wir die
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