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Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft

Titel: Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nouriel Roubini , Stephen Mihm
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Schwellenländern aus endemischer
     Armut und Unterentwicklung herausgeholfen haben, hat die Häufigkeit und Heftigkeit von Wirtschafts- und Finanzkrisen in Schwellen-
     und Industrieländern zugenommen. Dieses Buch zeigt nicht nur auf, wie wir in diesen Schlamassel geraten sind, sondern wie
     wir ihm entkommen können – und zwar endgültig.

|25| Kapitel 1
Der weiße Schwan
    Wann begann der Boom? Vielleicht mit dem Beginn der Immobilienspekulation, als Börsenneulinge Vorstadtgrundstücke wie Aktien
     kauften und verkauften und innerhalb weniger Wochen oder gar Tage ihre Gewinne verdoppelten und verdreifachten. Vielleicht
     waren die Dinge allerdings auch schon früher aus dem Gleichgewicht geraten, als die Verheißungen einer neuen Ökonomie mit
     einer neuen Technologie und neuen Branchen ganz gewöhnliche Menschen an die Wall Street lockten und sie dazu brachten, dort
     ihre Ersparnisse aufs Spiel zu setzen.
    Politiker warnten nicht etwa vor den Versprechungen des schnellen Reichtums, sondern stießen ins gleiche Horn. Kein geringerer
     als der Präsident der Vereinigten Staaten verkündete, der Staat solle die Wirtschaft nicht behindern, und die Notenbank unternahm
     nichts, um die ausufernde Spekulation einzudämmen. Neue Finanzprodukte wurden für ihren unersetzlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum
     gepriesen. Wie Pilze schossen neue Finanzunternehmen aus dem Boden, um schwer durchschaubare Sicherheiten an unerfahrene Anleger
     zu verkaufen und Millionen von Menschen Kredite zu großzügigen Konditionen zur Verfügung zu stellen.
    Irgendwann schlug der Boom in eine Blase um. Jeder, von den Banken bis zu den gewöhnlichen Verbrauchern, verschuldete sich
     bis über beide Ohren. Das geschah in der zweifelhaften, wenngleich |26| merkwürdig überzeugenden Vorstellung, dass die Preise nur weiter steigen konnten. Die meisten Ökonomen freuten sich: Der Markt
     habe immer Recht, meldeten sie, und es sei ratsam, nicht einzugreifen. Eine Hand voll Mahner warnte vor einem bevorstehenden
     Knall, doch sie wurde verlacht und ignoriert.
    Als die Krise schließlich zuschlug und die gesamte Wall Street erfasste, gerieten traditionsreiche Finanzunternehmen unter
     dem Ansturm der verschreckten Gläubiger ins Wanken. Der Sturm flaute immer wieder ab, und manche Beobachter verkündeten prompt,
     das Schlimmste sei überstanden. Doch dann verschlechterte sich die Situation zusehends. Finanzunternehmen wurden in den Abgrund
     gerissen, und obwohl einige wenige Investmentbanken – ganz besonders Goldman Sachs – dem Strudel entkamen, gab es für andere
     alteingesessene Unternehmen keine Rettung. Kredite wurden eingefroren, das gesamte Finanzsystem kam zum Erliegen, und selbst
     kreditwürdige Unternehmen suchten händeringend nach Möglichkeiten, ihre Kredite zu refinanzieren.
    Mit dem Absturz des Aktienmarkts wurden Kredite gekündigt, Unternehmen gingen reihenweise pleite, und die Verbrauchernachfrage
     brach ein. Betrügerische Anlagegeschäfte kamen ans Licht, und es wurde erkennbar, dass in der Finanzwelt Betrug und geheime
     Absprachen an der Tagesordnung waren. Die Probleme griffen rasch von den Vereinigten Staaten auf den Rest der Welt über, und
     ausländische Aktienmärkte, Banken und Investmentfirmen brachen zusammen. Die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe, die Industrieproduktion
     stürzte ins Bodenlose, und angesichts der sinkenden Preise ging die Angst vor der Deflation um. Es war das Ende einer Epoche.
    All das ereignete sich nicht etwa vor wenigen Monaten, sondern vor über 80 Jahren, zu Beginn der Weltwirtschaftskrise. 1 Damals wie heute trugen Spekulationen auf dem Immobilien- und dem Aktienmarkt, minimale staatliche Aufsicht und eine Vielzahl
     neuer Finanzprodukte dazu bei, eine Blase zu schaffen, deren Platzen den Beinahe-Zusammenbruch der Wall Street, einen heftigen |27| wirtschaftlichen Niedergang und eine weltweite Krise zur Folge hatte. Es ist kein Zufall, dass die jüngsten Ereignisse derart
     erschreckende Parallelen zu einer Jahrzehnte zurückliegenden wirtschaftlichen Katastrophe aufweisen: Dieselben Kräfte, die
     die Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre auslösten, waren auch in den Jahren vor unserer Weltfinanzkrise aktiv.
    Es ist auffällig, dass viele der Merkmale, die diese beiden Krisen auszeichnen – der irrationale Überschwang, die lawinenartige
     Verschuldung, die Innovationen auf dem Finanzmarkt, die Überbewertung von Anlagen, die Panik, der Ansturm auf Banken und

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