Das Ende des Dollar-Privilegs
Transferzahlungen in den Vereinigten Staaten die Mittel umverteilt.
Das waren ambitionierte Empfehlungen, die bei ausgemachten Nationalisten garantiert eine negative Reaktion hervorrufen würden, auch wenn sich die Autoren des Werner-Berichts beträchtliche Mühe gaben, diese zu entkräften. Anstatt die Ersetzung der Landeswährungen durch eine neue europäische Einheit zu fordern – was, wie die späteren Erfahrungen zeigen, für die Überlebensfähigkeit des Unterfangens unabdingbar war –, schlug sie vor, dass die Landeswährungen wegen ihres Symbolcharakters beibehalten werden sollten. Fragen, wie das europäische System der Zentralbanken funktionieren sollte, wer die Entscheidungen treffen sollte und welches Verhältnis zwischen den Währungsbehörden und den Politikern bestehen sollte, wich er aus. Außerdem schlug er keine schnelle Einführung der Währungsunion vor, sondern einen dreistufigen Übergang über zehn Jahre.
Die Tatsache, dass der Werner-Bericht die Frage umging, wie genau und von wem die europäische Währungspolitik betrieben werden sollte, war eine tödliche Schwäche. Dadurch konnte Bundesbankpräsident Karl Klasen nämlich die deutschen Befürchtungen ausnutzen, die gemeinsame Währungspolitik würde von französischsprachigen Politikern diktiert werden und zu einer Inflationsmaschine werden. Gleichzeitig rief sie in Frankreich Befürchtungen hervor, die Entscheidungsfindung könnte der Politik abgenommen werden und die Bemühungen der Franzosen vereiteln, die Kontrolle über ihr monetäres Schicksal zurückzugewinnen. Zwar unterstützten die europäischen Wirtschafts- und Finanzminister im März 1971 den Werner-Plan, aber sie unternahmen keine konkreten Schritte zu seiner Umsetzung. Das einzige dauerhafte Vermächtnis des Plans war die Idee eines langsamen dreistufigen Übergangs, an dessen Ende die Wechselkurse unwiderruflich aneinander gebunden werden sollten.
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Aber da weiterhin Währungsschocks von den Vereinigten Staaten aus nach außen ausstrahlten, wurde es dringend, etwas zu unternehmen. In den ersten vier Monaten des Jahres 1971 wurden die Investoren wieder besorgt wegen der Aussicht auf eine Dollar-Abwertung und verschoben ihr Vermögen nach Deutschland. Am 10. Mai stoppte die von Kapitalzuflüssen überwältigte Bundesbank ihre Interventionen zur Stabilisierung der D-Mark und ließ zu, dass sie gegenüber dem Dollar stieg. 112 Die Niederlande mit ihren engen wirtschaftlichen Verbindungen zu Deutschland taten es ihr nach.
Frankreich aber nicht, denn die Investoren sahen es nicht mit dem gleichen Vertrauen und es war kein Empfänger von Mittelzuflüssen. Die Franzosen reagierten darauf mit Irritationen. Deutschland habe eigenmächtig gehandelt und die Aufwertung der D-Markt habe wieder einmal ungerechtfertigt den Franc in Mitleidenschaft gezogen. Pompidou informierte die anderen Mitgliedstaaten, Frankreich werde so lange nicht an den Sitzungen der Kommission der Notenbankdirektoren teilnehmen, bis die Situation geregelt wäre – also bis Deutschland und die Niederlande ihre fixen Paritäten wiederhergestellt hätten.
Die Wiederherstellung hatte kaum begonnen, da stellte Nixon am 15. August den Umtausch von Dollar in Gold ein. 113 Dies irritierte die Anleger erneut und führte dazu, dass der Franc und die D-Mark noch weiter auseinanderliefen. Frankreich war zum Handeln gezwungen. Nixon und Pompidou trafen sich auf halbem Weg, auf der Azoreninsel Terceira. Pompidou behielt die Oberhand, indem er mit der Concorde einflog. Gerade hatte der Kongress Nixons Vorschlag abgelehnt, ein Überschall-Passagierflugzeug zu bauen, sodass die Concorde zu einem nicht besonders subtilen Statement für Frankreichs Überlegenheit wurde.
Auch in politischer Hinsicht kamen sich die beiden Präsidenten auf halbem Weg entgegen. Nixon wollte eine kräftige Dollar-Abwertung, um die Wirtschaft anzukurbeln, aber Pompidou befürchtete, ein solcher Schritt würde Europa einen großen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit bescheren. Frankreich hatte zwar keine finanzielle Handhabe, aber als Ex-Banker und ehemaliger Lehrer konnte Pompidou ausgiebig über Wechselkurse dozieren und für dieses Thema konnte der amerikanische Präsident nur wenig Geduld aufbringen. Man kann sich vorstellen, wie der entnervte Nixon mit dem Fuß auf den Boden klopft, während er Pompidous endlosen Erläuterungen der Währungsbeziehungen lauscht.
Am Ende einigten sich die beiden Präsidenten darauf, dass der Dollar um
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