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Das entschwundene Land

Das entschwundene Land

Titel: Das entschwundene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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A. Eriksson.«
    In einem späteren Brief desselben Frühjahrs, nachdem Hanna in Näs zu Besuch gewesen ist, heißt es:
    »ich kann nicht mit Worten beschreiben, wie ich Dich liebe, auch kann ich sonst keine schönen Reden fuhren, aber das mögest Du mir verzeihen. Mir ist diese Gabe nicht vergönnt, die wohl manch einer zu eigen hat. Wenn sich jedoch unsere Augen begegnen, sprechen sie dann nicht die Sprache der Liebe? Dies glaube ich für wahr, jedoch was glaubst Du? Allemal kann treue Liebe in einer für das Auge ruhigen Brust wohnen. Diejenige Liebe, welche nicht so wild wütet, sondern mehr still zuwege geht und alles vernün ftig und verständig nimmt, ist, so meine ich, einer lodernden Flamme vorzuziehen.«
    Darauf antwortete Hanna:
    »Habe Dank, daß Du wünschest, ich möge nach Näs wiederkehren und dort bleiben! Hierzu möchte ich einzig antworten, daß es meine Hoffnung und mein Wunsch ist, des Allwissenden guter Wille möge in allem geschehen und unser eigener Wille sich ihm unterordnen. Fürwahr kann treue Liebe in einer ruhigen Brust wohnen, und gewiß werden wir uns auch ohne schöne Reden verstehen, und gewiß will ich Dir treu zur Seite stehen, falls mein Platz bei Dir ist. Aber ganz sicher ist es vonnöten, daß wir einander erst besser und tiefer kennen und verstehen lernen.«
    Liest man diese Briefe, kommt einem der kleine Verdacht, daß sich Hanna hinter dem Allwissenden deshalb verschanzt, weil sie noch nicht so recht weiß, wie sie sich entscheiden soll. Gleichzeitig aber ist sie ganz offensichtlich froh darüber, mit so inniger Verehrung geliebt zu werden, und ab und zu bekommt Samuel August auch ein Wort zu lesen, von dem er zehren kann.
    »Alles andere verstehst Du wohl sowieso, nämlich daß mir heute nacht von Dir geträumt hat und daß ich in jeder freien Minute an Dich gedacht habe und daß der eine und der andere mich neugierig ausgefragt hat sowie ferner, daß ich wünsche, Du mögest mich bald wieder besuchen ... denk oft an Deine Hanna.«
    Aber ja doch, Samuel August denkt an seine Hanna und kommt mit Freuden zu Besuch nach Hult, und als er sich wieder auf den Heimweg machen muß, begleitet Hanna ihn ein Stück, wo für er sich bedankt:
    »Hab Dank, daß Du mit mir so weit gegangen bist, Du hast es hinterher hoffentlich nicht be reut?«
    »Mich hat es nicht gereut«, antwortet Hanna, »daß ich Dich ein Stück Weges gebracht habe. Nein, ganz und gar nicht! Gemächlich wanderte ich heimwärts, wobei meine Gedanken mir Gesellschaft leisteten, und deshalb hatte ich es nicht eilig, heimzukommen.«
    Dies mag anderen Menschen gar nichts sagen, mir aber gef ä llt die Vorstellung, daß sie, die später meine Mutter werden sollte, an einem Maiabend 1903 gemächlich heimwärts wanderte, wobei ihre Gedanken ihr Gesellschaft leisteten. Ich wünsche mir nur, ich wüßte auch, was sie dachte, ob ihr froh und warm ums Herz war, ob sie bemerkte, wie schön es ringsum war, und ob die Amseln sangen, so wie sie es in Pelarne immer tun, wenn sich im Frühling die Tage neigen. Ich werde es nie erfahren, habe mich aber dafür entschieden, daß es so gewesen sein muß.
    Viel Zeit für Träumereien blieb Hanna wohl nicht. Aus ihren Briefen geht hervor, wie emsig sie tätig ist. Sie sitzt am Webstuhl und webt und hat tausend ander e häusliche Arbeiten zu verrichten , und sonntags singt sie im Kirchenchor, und wenn der Schützenverein oder die Blaukreuzler ein Fest geben, hilft sie Kaffee ausschenken, und als ihre Schwägerin auf dem Nachbarhof erkrankt, springt sie ein und führt dort den Haushalt. Kein Wunder, daß sie ihre Briefe »mit Schnellzugseile«, wie sie es nennt, schreiben muß.
    Aber das muß auch Samuel August häufig tun.
    »Nun ist es an der Zeit«, steht in einem Brief, »daß ich mit der Milch fahren muß. Wie üblich bin ich bis soeben im Kuhstall gewesen und habe die Kälber gef ü ttert, und in der Zwischenzeit schreibe ich nun diese Zeilen an Dich, mein Liebling.«
    »Mein Liebling und meine Hoffnung« nennt er sie und glaubt keineswegs einem Redner, dessen Vortrag er kürzlich gehört hat und der bezweifelte, daß es wahre Liebe gibt. Einem solche Dummheiten einreden, das kann er bei jemand anders versuchen, aber nicht bei Samuel August.
    »Was wäre die Welt ohne Liebe. Es wäre wohl eine öde Wüste für den Wanderer durchs Leben, sich nie geliebt zu fühlen oder selber lieben zu dürfen oder können. Nein, Du und ich wollen einander lieben mit ganzer, ungeschmälerter Liebe, um uns

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