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Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2

Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2

Titel: Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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diesem Moment die dunkle Seite zu gewinnen. Am liebsten hätte ich Tom an der Kehle gepackt, seinen Kopf gegen das Fenster geknallt und ihm ins Gesicht geschrien: Halt deine Klappe, halt endlich deine verdammte Klappe. Jacob existiert nicht mehr. Er ist Vergangenheit.
    Stattdessen blieb ich sitzen, starrte Tom an und hörte einfach zu.
    »Er vermisst dich.«
    »Ich vermisse ihn nicht«, erwiderte ich.
    »Natürlich tust du das. Er ist dein Alter Ego.«
    »Nein.«
    »Oh, du machst es dir wirklich einfach. Das ist nicht der David, den wir alle hier kennen. Der Ritter aller Verzweifelten.«
    Ich sah mich selbst in seinen Worten und fühlte mich nur noch erbärmlich. Ja, ich trug eine Rüstung. Und auch wenn ich mich die letzten drei Jahre selbst zum Ritter stilisiert hatte, brauchte es offenbar nicht mehr als Minuten, meinen Panzer zu durchbohren. Das Kettenhemd, das mein Herz schützte, war plötzlich durchlässig geworden.
    Julia sah mich über den schwarzen Kasten hinweg an. Sie war Vic, die ich nicht beschützt hatte.
    »Ich habe keinen Bruder mehr.«
    »Oh doch«, Tom holte einen Umschlag aus der Innentasche des Mantels und wedelte damit durch die Luft. »Kein Brief, in dem er nicht deinen Namen erwähnt.«
    Ich erkannte die Adresse sofort. Sie war dieselbe wie der Absender auf den Postkarten, die Jacob mir ein Jahr lang jede Woche geschrieben hatte. Kurze Botschaften, von denen ich mir immer einbildete, sie kämen direkt aus der Hölle.
    Das Gefängnis lag in Hardin, ein kleines Kaff in der endlosen Prärie. Ich hatte es mir im Internet angesehen. Ein fensterloser Zementblock hinter Maschen- und Stacheldraht.
    Hi Dav,
    je länger ich hier bin, desto stärker wird mir bewusst, was ich getan habe. Manchmal wünsche ich mir, sie hätten zugelassen, dass ich mich erschieße. Dann wieder denke ich, dass es nur gerecht ist. Sterben wäre zu einfach gewesen für das, was ich getan habe. Warum besuchst du mich nicht? Ich weiß, dass du an mich denkst. Für mich allein bin ich nichts. Aber ich glaube, dass etwas von mir auch in dir steckt. Der gute Teil. Und ich wünsche mir irgendwie, dass dieser gute Teil weiterlebt.
    Jaco
    Ich hatte Jacob nie besucht und ihm nie zurückgeschrieben.
    Tom öffnete den Umschlag und zog ein bedrucktes Blatt hervor. »Er schreibt hier, dass er zum Sprecher der Gefangenen gewählt wurde«, sagte er. »Vor zwei Monaten hat er seine Ausbildung zum Rettungssanitäter abgeschlossen. Er scheint seinen Frieden gefunden zu haben. Und du?«
    Tom hatte mich fast am Haken. So wie er redete, schien Jacob zu dem geworden zu sein, was er rein biologisch war: mein eineiiger Zwilling. Die Parallelen schienen mir für einen Moment offensichtlich. Beide hatten wir uns in ein Gefängnis begeben. Seines hieß Hardin. Meines Das Tal .
    Beide übernahmen wir Verantwortung für andere. Er für seine Mitgefangenen und ich – ich hatte alles getan, um Jahrgangssprecher zu werden. Beide hatten wir die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert.
    Die Versuchung war so groß. Der Reiz, die alte Gemeinschaft mit Jacob wiederauferstehen zu lassen, quälte mich bis zum Äußersten. Der Stachel in meiner Seele. Es war, als lebte man jahrelang mit einer Kugel in seinem Körper, bis sie anfing zu wandern. Jedenfalls spürte ich sie in diesen letzten Minuten ganz deutlich.
    »Was? Was willst du von mir«, sagte ich, nein, stöhnte ich.
    Tom verließ seinen Platz, stellte sich vor mich und – oh, wie ich dieses Grinsen hasste. Wie es alle Aggressionen, die tief in mir lauerten, nach oben katapultierte.
    Jacobs Schuld.
    Nicht meine. Ich war ein Individuum, oder?
    Ich war NICHT Jacob!
    »Du kannst mich nicht provozieren. Ich lass es nicht zu, verstehst du?« Erst am Ende meiner Worte kapierte ich, dass ich geschrien hatte.
    Er antwortete ganz gelassen. »Würde ich ja gerne, David. Es ist nichts Persönliches. Es ist mir wichtig, dass du das weißt.«
    »Was ist es dann?«
    Die ganze Zeit über, während ich diese Unterhaltung, wenn man es überhaupt so nennen konnte, mit Tom führte, hatte sich bis auf Rose keiner im Raum geregt. Sie hatten einfach die Sache mir überlassen. Aber es war zu viel, verstanden sie das nicht? Ich fühlte mich ausgestoßen. Als ob ich nicht mehr zu ihnen gehörte. Das traf mich am härtesten – das und immer noch Julias Augen, die keiner Farbe zuzuordnen waren, die Hilflosigkeit und Ohnmacht ausdrückten.
    Die Leichen in der Great Falls High. Ich träumte von ihnen und im Traum ging ich wieder

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