Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2
werden will?«
»Jeder will beschützt werden.«
»Wer sind Sie? Jesus?«
»Ist das ein anderes Synonym für Psychiater?«
Rose hörte, wie David scharf einatmete. Panisch sah sie sich im Raum um. Sie konnten sich nur mit Blicken verständigen, aber sie spürte, dass alle dasselbe dachten.
Frage.
Dr. Bruneau hatte eine Frage gestellt.
Tom lachte. »Sie haben eine Frage gestellt.«
»Tut mir leid …«
»Sie haben gerade jemanden umgebracht.«
»Nein! Tu das nicht, Tom!«
Tom feuerte mit der Pistole in den Boden. Rose zuckte zusammen. Ihr schien es fast, als hätte sie sich bereits an dieses Knallen gewöhnt.
Chris stöhnte und Julia warf David einen alarmierten Blick zu. Er beugte sich hinunter, fühlte den Puls und nickte Rose beruhigend zu.
»Tom, Tom …« Die Stimme, die durch den Lautsprecher drang, war wieder ganz ruhig.
»Keine Sorge, das war nur ein Warnschuss«, erwiderte Tom und lachte. »Aber das kann sich ändern.« Er sah sich im Raum um und deutete mit der Pistole auf Ethan. »Du, herkommen.«
Ethan zögerte kurz und setzte sich dann schwerfällig in Bewegung. Bei Tom angekommen, stoppte er. Rose wurde zum ersten Mal bewusst, dass Tom klein war. Ethan überragte ihn um mehr als zwei Köpfe und war deutlich breiter. Im Grunde waren sie völlig ungleiche Gegner, aber die Macht besaß immer noch Tom.
»Also, Monique, ich habe gewählt. Sein Name ist Ethan.«
»Ich verstehe.«
»Nichts verstehen Sie.«
»Erkläre es mir.«
»Wie das Unerklärliche erklären?«
»Du könntest es versuchen, Tom.«
»Tom. Tom. Tom. Ist das Ihre Psychomasche? Immer schön den Vornamen des Täters nennen? Um Vertrauen zu schaffen? Eine Beziehung herzustellen?«
»Du hast mich durchschaut.«
Rose bemerkte, wie Robert eine andere Haltung einnahm. Er saß nach wie vor vorn am Pult, aber er hielt den Kasten nicht länger in seinen Händen, sondern hatte ihn offenbar in seinen Schoß gelegt und beugte sich nun darüber. Hatte das außer ihr noch jemand bemerkt? Julia saß noch immer auf dem Boden neben Chris und immer, wenn er leise stöhnte, sprach sie flüsternd auf ihn ein.
»Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst, Tom.«
»Ich bin ein Rätsel für Sie?«
»Ja, für uns alle.«
»Dann sind wir uns einig. Ich bin mir selbst ein Rätsel.«
»Dann sollten wir darüber reden.«
»Sie werden die Lösung nicht verstehen.«
»Versuchen könnte ich es.«
»Sie denken, Sie kennen die Lösung bereits, oder? Sie haben schließlich meine Akte gelesen.«
»Du wurdest abgelehnt. Du hast dich an den besten Schauspielschulen in den USA und Kanada beworben. Keine einzige hat dich genommen.«
»Und Sie denken, das ist der Grund? Gekränkte Eitelkeit? Halten Sie mich für so primitiv, so bemitleidenswert?«
Die Antwort kam sofort. »Nein.«
»Sie haben recht. Ein Schauspieler braucht wie der Soldat eiserne Disziplin.«
Rose hatte sich bereits so an den Dialog gewöhnt, dass sie unruhig wurde, als keine Antwort aus dem Lautsprecher kam.
»Sind Sie noch da?«
»Ja.«
Leises Rauschen.
»Du tust mir leid, Tom.«
»Es geht nicht um Mitgefühl, Monique. Es geht um Gefühl. Um das Erleben. Es geht um …« Tom setzte sich wieder in Bewegung und ging im Raum auf und ab. »Verwandlung. Ein Schauspieler will sich unaufhörlich in andere Menschen verwandeln, um sich am Ende immer wieder neu zu entdecken.«
»Ich glaube dir nicht, Tom. Das ist zu einfach.«
»Sie erwarten ein vollkommenes Geständnis?«
»Nein. Ich will, dass du damit aufhörst.«
»Das kann ich nicht. Das Publikum entscheidet, welcher Weg beschritten wird.«
»Das sind nicht deine eigenen Worte.«
»Ich kann nicht stehen bleiben. Ich kann nicht umkehren.«
»Du gehst auf dein Ende zu.«
»Und der Vorhang fällt.«
26. Im Zeichen des Feuers
Sie hätten diese Unterhaltung vermutlich noch ewig so weitergeführt. Aber Chris’ Zustand machte dem Ganzen ein Ende.
Ich hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Julias Finger schienen den Puls verloren zu haben. Sie tastete sich an Chris’ Handgelenk entlang und schaute panisch zu mir hoch. Ich konnte sehen, wie sein Gesicht blau anlief. Im nächsten Moment lag ich bereits auf den Knien.
»Er kollabiert. Wir brauchen einen Arzt.« Ich richtete mich auf und schrie in Richtung Kamera, obwohl ich wusste, wie sinnlos das war.
Julias Schluchzen ließ ich nicht an mich herankommen. Ich schob sie einfach zur Seite.
»Wir müssen ihn umdrehen.«
Hände kamen mir zu Hilfe.
»Auf drei«, hörte ich
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