Das Erbe der Azteken
sie dazu von einem Adler animiert worden waren, der auf einem Kaktus saß und eine Schlange im Schnabel hatte. Aber Professor Dydells MDI-Theorie – Migrational Displacement Iconography oder migrationsbedingte Bildsprachen-Verschiebung – besagte, dass dieses Bild auf einen Maleo zurückging, der auf einem Zibetbaum saß.
»Dann legen Sie mal los, Selma.«
Selma richtete die Fernbedienung auf den LCD-Bildschirm, und wenig später erschien ein Luftbild von Chicomoztoc Island, wie man es bei Google Earth finden konnte. Die Kamera zoomte hinaus, um auch die umliegenden Inseln und die Bucht einzufangen.
Selma drückte auf einen anderen Knopf.
Zuerst langsam, dann schneller werdend, veränderte sich das Bild entsprechend einer Zeitachse am Rand, auf der in Zehn-Jahres-Sprüngen rückwärts gezählt wurde. Der Meeresspiegel stieg an und sank; Küstenlinien wichen zurück und dehnten sich weiter aus; Urwälder wurden lichter und verdichteten sich. Eine Rauchsäule trieb über die Bucht, gefolgt von einer zweiten.
»Stopp«, rief Sam, und Selma hielt die Animation an. »Vulkane?«
Remi nickte. »Sieht so aus.«
Selma betätigte die Play-Taste. Wasserspiegel stiegen sprunghaft an und sackten wieder ab. Und dann bewegte sich das Festland.
»Jetzt fängt es an«, murmelte Remi.
»Geht es etwas langsamer, Selma?«, fragte Sam.
Selma drückte auf den entsprechenden Knopf der Fernbedienung.
Auf dem Zeitstrahl wurde das Jahr 782 n. Chr. angezeigt. Die Animation verlangsamte sich auf ein Jahr pro Sekunde. Sam und Remi verfolgten gebannt, wie die Landzungen, die die Bucht bildeten, aus dem Meer aufstiegen und sich aufeinander zubewegten, während alle anderen Inseln außer Chicomoztoc unter Wasser verschwanden. Als auf der Zeitachse das Jahr 419 n. Chr. angezeigt wurde, war die Bucht vollständig von Land umschlossen. Zu sehen war nur noch eine einzelne Insel, geformt wie die blütenähnliche Höhle auf der Zeichnung von Chicomoztoc in der Mitte eines Binnensees.
»Kein Wunder, dass ihnen das Marschland in der Mitte des Texcoco-Sees so verlockend erschien«, sagte Remi. »Sie kehrten in die Heimat zurück.«
Sam und Remi bedankten sich bei Selma und kehrten ins Solarium zurück.
»Was möchtest du zuerst in Angriff nehmen?«, fragte Sam.
»Was meinst du?«
»Welche Ausgrabung: das Auslegerboot auf Madagaskar, Chicomoztoc Island oder die Shenandoah? Sobald wir damit an die Öffentlichkeit gehen, dürfte es nicht allzu lange dauern, bis die ersten Expeditionen aufbrechen. Ich denke, wir sollten uns das Recht des ersten Zugriffs sichern.«
Remi überlegte einen Moment, dann zuckte sie die Achseln. »Was möchtest du?«
Sam lächelte. »Jedes Projekt hat seinen Reiz.« Er griff in die Hosentasche und holte einen Vierteldollar hervor. Er ballte die Hand zur Faust und legte das Geldstück auf den Daumennagel. »Zwei Würfe. Wir nehmen den Sieger.«
Remi nickte.
Sam Fargo schnippte mit dem Daumen, und die Münze wirbelte in die Luft.
– ENDE –
Danksagungen
Mein Dank gilt folgenden Menschen, ohne die dieses Buch nicht das geworden wäre, was es ist:
Sam Craghead vom Museum of the Confederacy, dessen Kenntnisse von unschätzbarem Wert waren; John Koivula und Tim Thomas für ihre sachkundigen gemmologischen und geologischen Beiträge; Rich Hartney für seine Hilfe bei unserer Bruchlandung; Doug Lyle und C. J. Lyons für die Beantwortung unserer medizinischen Fragen; Geoff Irwin und Peter Bellwood für ihre Bereitschaft, sich mit spekulativen anthropologischen Ideen auseinanderzusetzen; Tim Roufs und Sandra Noble für ihre mesoamerikanischen Kenntnisse; Jürgen Theiss für seine Hilfe, Sansibar und Tansania betreffend; Tom Chaffin, Autor von Sea of Gray, für seine frappierenden historischen Gedankenspiele; Victoria Lisi für ihren präzisen Zeichenstift; Neil, Peter, Tom, Sara und Pam für ihre Geduld, Standfestigkeit und ehrliche Kritik; dem Kid und seiner Frau für ihre Freundschaft und Unterstützung; und schließlich Steve Berry: Du bist wirklich ganz großartig, mein Freund.
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