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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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sagte Krendel.
    » Wirklich gut«, sagte Willik. »Und weiter?«
    » Hier, lieber Willik, ist dein Armband«, sagte Chargos und hob es mit der anderen Hand hoch.
    Willik glotzte auf seinen Arm, auf das Armband , dann brachen alle in Jubel aus.
    Meister Grodon trat vor. »Ruhe!«, donnerte er. »Was sollte das?«
    Chargos runzelte verunsichert die Stirn.
    »Zauberkunststücke? Seit wann geben wir uns mit so etwas ab?«
    » Ich finde, es war beeindruckend, oder?«, fragte Chargos.
    Seine Kameraden schwiegen, denn niemand wusste, worauf der Meister hinaus wollte.
    Grodon streckte sich und sagte laut: »Das ist keine große Kunst. Es geht um Ablenkung. Wenn das Gehirn sich auf eine Sache konzentriert, hat es nicht mehr die Kraft, eine zweite Sache zu erfassen. Kein Wunder also, dass Chargos mit diesem Mummenschanz das Armband stahl. Jeder richtete sein Augenmerk auf sein Würfelspiel, das zwar beeindruckend, aber hohl war.«
    Chargos reichte Willik das Armband, der wesentlich beeindruckter wirkte als sein Meister , und auch Krendel trat ins Glied zurück, nicht ohne Chargos ermunternd zuzunicken.
    Meister Grodon wandte sich an Chargos. »Und darauf bist du stolz?«
    » Ja, Meister.«
    » Ich gestehe, die Sache mit den Würfeln war gut. Aber wir sind nicht hier, um zu beeindrucken oder auf Jahrmärkten aufzutreten, sondern wir sind Diebe. Wir leben im Schatten, wir sind dort, wo uns niemand vermutet. Wir sind schlauer als die meisten anderen, wir stehlen, beeinflussen und damit dienen wir dem Königshaus oder denen, die uns gut bezahlen. Nicht mit Jahrmarktspäßen, sondern mit ernsthafter Arbeit. Wir gehen dorthin, wo man sonst niemanden hinschickt. Wir öffnen Türen, wir lösen Rätsel, wir beschaffen Dinge, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, töten wir kalt, unerkannt und skrupellos.«
    Meister Grodon hatte die Realität ins richtige Licht gerückt. Milde drehte er sich wieder zu Chargos. »Hast du das begriffen?«
    » Ja, Meister.«
    » Dann gehe zurück ins Glied.«
    » Ein Wort noch, Meister!«, rief Krendel.
    Grodon starrte ihn an.
    »Verzeiht meine Dreistigkeit, aber ich muss sagen, dass ich sehr beeindruckt bin. Was Chargos soeben vormachte, hat es an unserer Schule noch nie gegeben.«
    Die Kameraden murmelten bejahend.
    Grodon nickte hart. »Und das war das letzte Wort in dieser Sache.«
    Stille kehrte ein.
    Mehr sagte er nicht.
    Und Chargos war es egal. Seine Beine zitterten. Sein Magen revoltierte. In seinem Kopf überschlugen sie die Gedanken. Er war froh, das Armband wieder los zu sein. Was er gespürt hatte, als er es in den Fingern hielt, war grauenvoll gewesen.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er Willik für einen ganz normalen Kerl gehalten, doch nun wusste er Dinge, die ihn innerlich erschütterten. Er wusste von den viel zu jungen Mädchen, dass Willik befummelt hatte und er wusste von der Katze, die Willik bei lebendigem Leibe verbrannt hatte, indem er sie an einer Schnur über das heimische Feuer band, als seine Eltern nicht daheim waren.
    Er blickte auf seine Finger und fragte sich, ob sich in den Fingerspitzen die Wahrheit befand, doch so war es nicht. Sie befand sich in ihm.
     
     
    Voller Zorn ging er am selben Abend auf Willik los und beschuldigte ihn. Und der junge Mann starrte ihn an.
    » Von was redest du?«
    » Das weißt du ganz genau.«
    » Nein, weiß ich nicht.«
    » Du lügst.«
    » Mann, ich sage die Wahrheit. Ich schwöre es. So etwas tat ich nie, Kamerad! Eine Katze? Bist du verrückt geworden?«
    Chargos vertiefte sich in Williks Augen und erkannte, dass sein Kamerad tatsächlich nicht wusste, was Chargos quälte. Entweder hatte er es vergessen, oder ...
    Er hat mich nicht entjungfert!
    So etwas tat ich nie, Kamerad!
    Bei den Göttern, beide Erfahrungen befanden sich bei Chargos. Er hatte sie dem Tierquäler genommen.
    Sie waren n ur noch bei ihm.
    In der folgenden Nacht fand er keinen Schlaf und starrte zum Neumond hoch, der ihm auch keine Antworten gab.
     
     
    Nicht lange nach diesen Ereignissen begriff Chargos, wo seine Gabe lag. Er konnte stehlen, was er wollte. Er war schnell wie eine Viper, geschmeidig wie eine Schlange, geschickt wie ein Magier, doch schließlich ging es nur um eines: Er hielt die Gedanken anderer Menschen fest.
    Waren sie zuvor bei denen gewesen, denen sie gehörten, waren sie später bei ihm. Er nahm ihnen Gedanken, und vielen nahm er damit die Schuld, die er dadurch auf sich lud. Und während all dieser Zeit strichen seine Finger stets über das

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