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Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition)

Titel: Das Erbe der ersten Menschheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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ließ.
    Als Walter Anne entdeckte, nahm er seine Sonnenbrille ab und lächelte. „Herzlich willkommen in Florida.“
    So förmlich kannte Anne ihn gar nicht. Sie hatte Walter beim Astronautentraining im tropischen Kourou vor zehn Jahren nur in Shorts und T-Shirt gesehen und später dann in Astronautenkleidung. Jetzt wirkte er wie ein zu groß und breit geratener Gentleman, der ihr auch noch politisch korrekt die Hand hinhielt.
    Anne ging an der ausgestreckten Hand vorbei, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Walter einen Kuss auf die Wange. „Wenn man sich gegenseitig das Leben gerettet hat, gibt man sich nicht mehr die Hand.“
    Walter schüttelte den Kopf. „Ihr spinnt immer noch, ihr Europäer.“
    Anne musste lachen. Walter hatte sich kein bisschen verändert, trotz Anzug. „Wenn du tatsächlich ein Gentleman sein willst, würdest du jetzt mein Gepäck nehmen und mich führen.“
    Walter tat so, als müsste er nachdenken. „Wie du dich sicher erinnerst, bin ich sehr für Gleichberechtigung, aber bei dir mache ich mal eine Ausnahme.“
    Walter nahm Annes Gepäck mit einer Leichtigkeit, als hätte sie nur Luft in ihren Koffern.
    „Was macht das Ergebnis eures Experiments?“, fragte er auf dem Weg zum Auto.
    Anne wusste, dass Walter auf den Rückflug vom Mond anspielte, auf dem sie und Olaf das nachgeholt hatten, was sie jahrelang versäumt hatten. Walter hatte den Flug überwacht und ansonsten diskret mit Kopfhörern seine Musiksammlung hinauf- und hinuntergehört.
    „Oh, Benny wächst und gedeiht. Er ist sehr aufgeweckt und wäre am liebsten mitgeflogen.“
    „Ob das an seiner Zeugung im Weltraum liegt?“ Walter machte ein zweifelndes Gesicht. „Oder an seiner Mutter? Wahrscheinlich an beidem“, sagte er grinsend.
    Anne stieß Walter mit ihrem Ellenbogen in die Seite. Ach, es tat so gut, wieder an die alten Zeiten erinnert zu werden. Es fühlte sich an, als wäre die Rückkehr von ihrer Mondexpedition erst letzte Woche geschehen. Dabei waren so viele Jahre vergangen. Jahre, die so voll gewesen waren, dass Anne kaum zur Ruhe gekommen war. Familiengründung, Forschung an den Folien der Lantis, Vortragsreisen, Navigationsausbildung für künftige Astronauten, von denen es zurzeit kaum genug geben konnte. Am besten kam in ihren Kursen die Reihe „mondisch denken“ an, in der es darum ging, sich in seinem Denken ganz auf die Gegebenheiten einer fremden Welt einzulassen.
    Langeweile hatte Anne niemals gehabt - nur Sehnsucht. Und die jede Minute. Anne wollte ein zweites Mal auf den Mond. Sie MUSSTE alles über die Lantis wissen. Dieses Verlangen tat fast körperlich weh - und jetzt, auf den ersten Schritten zu diesem Ziel hin, ließen die Schmerzen ein wenig nach.
    Walter verstaute Annes Gepäck im Kofferraum seines großen Audi-SUV. Es verschwand fast darin.
    Anne klopfte auf den Kotflügel, so wie Walter damals auf die Außenwand der europäischen Rakete. „Du vertraust europäischem Blech? Und das freiwillig?“
    „Fährt mit bestem amerikanischem Strom“, frotzelte Walter zurück. „Dann geht sowas.“
    „Na dann“, sagte Anne und stieg ein.
     
    Das europäische Blech brachte Anne und Walter sicher zum wiederaufgebauten Weltraumbahnhof Cape Canaveral - genauso , wie das amerikanische Blech die beiden Astronauten wenige Wochen später auf den Weg zum Mond flog.
    Die Raumkapsel bot nur unwesentlich mehr Platz als Walters Audi. Man hatte jeden Kubikzentimeter für Ausrüstung ausgenutzt. Sie hatten nur diese eine Chance, und da niemand wusste, was auf die beiden wartete, musste man auf alles vorbereitet sein. Das war der eine Grund, dass sie nur zu zweit flogen. Der andere war: Zwei Leben zu riskieren, war genug. Ein drittes musste nicht sein.
    Olaf wusste nichts von diesem Risiko. Anne hatte zwar eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben, aber gegenüber ihrem Mann hätte sie trotzdem geredet - wenn sie es gewollt hätte. Das Schweigen war ihr nicht leicht gefallen. Sie liebte ihre Familie. Aber dann waren da die ganzen Argumente, wie wichtig dieser Flug war, und diese Argumente waren nicht nur theoretisch. In welcher Welt sollten ihre Kinder aufwachsen? In einer, die zerstritten war, und in der jeder gegenüber jedem seinen eigenen Vorteil suchte? Oder in einer Welt mit einer großartigen Perspektive? Und dann gab es noch tief in ihrem Inneren diesen unwiderstehlichen Sog. Sie musste diesen Weg gehen, um jeden Preis der Welt. Er gehörte zu ihrem Leben wie der erste Atemzug nach ihrer

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