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Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter

Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter

Titel: Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stover
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Anakins Leiche treibt auf einem brennenden See der Qual, die schlimmer ist als alles, das Jacens Körper zustoßen könnte.
    Jacen weiß − auf intellektuelle, distanzierte, abstrakte Weise −, dass er einmal außerhalb des Weiß existierte. Er weiß, dass er einmal Glück, Freude, Bedauern, Zorn, sogar Liebe empfand. Aber das sind nur Gespenster, Schatten, die unterhalb des Tosens der Schmerzen wispern, dieser Schmerzen, die alles erfüllen, was er ist, alles, was er je sein wird; die schlichte Tatsache, dass das Weiß einen Anfang hatte, lässt nicht unweigerlich auf ein Ende schließen. Jacen existiert außerhalb der Zeit.
    Wo Jacen ist, ist nur Weiß und die Macht.
    Die Macht ist die Luft, die er atmet − ein kühler Hauch geistiger Gesundheit, eine sanfte Brise aus einer gesunden Welt −, obwohl er sie ebenso wenig greifen kann, wie er den Wind halten könnte. Sie umgibt ihn, erfüllt ihn, akzeptiert sein Leiden und sorgt dafür, dass er nicht den Verstand verliert. Sie erinnert ihn mit einem Flüstern daran, dass Verzweiflung zur Dunklen Seite gehört, und dieses Flüstern gibt ihm die Kraft weiterzuleben.
    Wie in sehr weiter Ferne spürt er in dieser kühlen Brise auch einen Knoten von Zorn, von finsterer Wut und Verzweiflung, der sich noch fester zusammenzieht, komprimiert bis zur Dichte eines Diamanten und darüber hinaus, bis er sich schließlich selbst pulverisiert. Er spürt durch die Verbindung, die seit ihrer Geburt besteht, wie seine Zwillingsschwester in die Dunkelheit stürzt.
    Jaina, fleht er in einer stillen Ecke seines Herzens. Tu es nicht. Jaina, halte durch …
    Aber er kann sich nicht erlauben, sie in der Macht zu berühren; er kann sie nicht bitten, seine Qualen zu teilen − sie leidet bereits so sehr, dass noch mehr Leid sie nur tiefer in die Dunkelheit treiben würde. Und so wird auch die Verbindung zu seiner Zwillingsschwester für ihn zu einer Quelle der Pein.
    Jacen ist zu einem Prisma geworden, das das glitzernde Spektrum des Schmerzes zu reiner, glühender Qual bündelt.
    Diese Qual ist weiß.
    Schneeblind in einem ewigen Eismittag des Leidens hängt Jacen Solo in der Umarmung des Schmerzes.
     
    Durch die Berührung einer Hand an seinem Kinn sickerte Zeit ins Weiß. Es war keine Menschenhand, auch nicht die eines Wookiee, nicht die eines Familienmitglieds oder guten Freunds − es waren vier Finger, fest wie die Klauen eines Kaptors −, aber die Berührung war warm und feucht und irgendwie nicht unfreundlich. Die Schmerzen zogen sich in seinen Hinterkopf zurück, bis er wieder denken konnte, obwohl er spürte, dass sie dort weiterhin lauerten, warteten. Er wusste, dass sie ihn wieder überwältigen, sich wieder in Wellen an ihm brechen würden, aber im Augenblick …
    Die Qualen verebbten langsam, und Jacen konnte die Augen öffnen.
    Die Hand, die ihn aus dem Weiß geholt hatte, gehörte Vergere. Sie stand unterhalb von ihm und blickte mit ihren großen Augen zu ihm auf, die Finger immer noch an seiner Wange.
    Jacen hing horizontal und mit dem Gesicht nach unten zwei Meter oberhalb eines Bodens aus nassem, glatt aussehendem Grün und Braun − die Oberfläche war von Knoten und Ranken durchzogen, oder waren das Sehnen und Adern? Die Wände sonderten ölige Feuchtigkeit ab, die vage organisch roch: Banthaschweiß und Falkenfledermauskot. Aus der Dunkelheit über ihm hingen Tentakel wie bewegliche Augenstiele herab, die Enden mit glühenden Kugeln versehen, die ihn anstarrten, während die Tentakel sich verflochten und tanzten und sich umeinander drehten.
    Er verstand: Der Feind sah zu.
    Etwas, das sich wie Klauen anfühlte, hielt seinen Schädel scharf und unnachgiebig von hinten fest; er konnte den Kopf nicht drehen, um zu sehen, was das war. Seine Arme waren weit zur Seite gezogen und so verdreht, dass seine Schultern in ihren Gelenken kreischten. Ein einziger fester Griff drückte seine Fußknöchel zusammen, ließ Knochen gegen Knochen knirschen …
    Aber der größte Schmerz ging nun davon aus, Vergere zu sehen und sich daran zu erinnern, dass er ihr vertraut hatte.
    Sie zog die Hand zurück und bewegte die Finger, während sie sie mit einem Ausdruck anstarrte, der bei einem Menschen vielleicht ein Lächeln gewesen wäre − als wäre ihre Hand ein fremdartiges Werkzeug, das sich vielleicht auch als Spielzeug benutzen ließe.
    »Unsere Herren«, sagte sie beiläufig, als setzte sie ein lange zuvor begonnenes freundschaftliches Gespräch fort, »halten es nicht für

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