Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
kann, während andere Geräte − oder Geschöpfe, da er den Unterschied nicht mehr feststellen kann, da er nicht mehr sicher ist, ob es überhaupt einen Unterschied gibt − ihn waschen und sich um die Wunden kümmern, die ihm der feste Griff der Umarmung in die Haut gekratzt, gerissen oder geschnitten hat. Andere Geschöpfe/Geräte kriechen wie Spinnenschaben über ihn und injizieren ihm Nährstoffe und genügend Wasser, damit er am Leben bleibt.
Selbst ohne die Macht gibt ihm seine Jedi-Ausbildung Möglichkeiten, die Schmerzen zu überleben; er kann seinen Geist durch einen meditativen Zyklus treiben, der eine Mauer der Disziplin zwischen seinem Bewusstsein und dem Weiß errichtet. Sein Körper leidet immer noch, aber er kann dafür sorgen, dass sich sein Geist außerhalb der Schmerzen befindet. Aber diese Mauer der Disziplin hält nicht ewig, und die Umarmung des Schmerzes ist geduldig.
Sie trägt seine geistigen Mauern mit der unbeseelten Beharrlichkeit von Wellen ab, die sich an einer Steilwand brechen; ihre geheimnisvolle Wahrnehmung lässt sie irgendwie wissen, dass er sich verteidigt, und ihre Anstrengungen sammeln sich langsam wie ein Sturm, der zum Orkan wird, bis sie seine Mauern zum Einsturz bringt. Erst dann, erst nachdem sie ihn erneut an die äußerste Grenze seiner Widerstandsfähigkeit getrieben und ihn dann über diese Grenze hinweg in eine ganz neue Galaxis des Schmerzes geschleudert hat, lässt die Umarmung langsam nach.
Er hat das Gefühl, als fräße das Weiß ihn − als fräße die Umarmung seine Schmerzen, aber nie so viel davon, dass er sich nicht erholen kann, um sie erneut zu nähren. Er wird beaufsichtigt und umsorgt wie der Wandertang auf einer chadianischen Tiefwasserranch. Seine Existenz ist zu einem Gezeitenrhythmus mörderischer Qual geworden, die heranflutet, einen Höchststand erreicht und sich dann wieder gerade so weit zurückzieht, wie es notwendig ist, damit er zu Atem kommen kann − die Umarmung achtet sorgfältig darauf, ihn nicht ertrinken zu lassen.
Manchmal, wenn er aus dem Weiß herabgesenkt wird, ist Vergere da. Manchmal hockt sie mit der starren Raubtiergeduld einer Falkenfledermaus neben ihm, ohne auch nur zu blinzeln, manchmal stolziert sie auf ihren rückwärts gebogenen Beinen umher wie ein Daktylusstorch, der durch einen Sumpf watet. Häufig ist sie unglaublich freundlich zu ihm, kümmert sich persönlich und mit merkwürdig tröstlicher Effizienz um sein wundes Fleisch; er fragt sich manchmal, ob sie mehr tun, mehr sagen würde, wenn es diese ununterbrochen beobachtenden, von der Decke hängenden Augenstiele nicht gäbe.
Aber meist sitzt oder liegt er da und wartet. Er ist nackt, und seine Hand- und Fußgelenke bluten. Nein, er ist mehr als nackt − er ist vollkommen haarlos. Die lebendigen Maschinen, die sich um seinen Körper kümmern, zupfen ihm auch alle Haare aus. Alle: an Kopf, Armen, Beinen, im Schambereich, in den Achselhöhlen. Augenbrauen. Wimpern.
Einmal fragte er mit seiner dünnen, schwächlich krächzenden Stimme: »Wie lange?«
Ihre Antwort war ein ausdrucksloser Blick. Er versuchte es noch einmal. »Wie lange … bin ich hier?«
Sie vollführte diese flüssige Wellenbewegung mit ihren biegsamen Armen, die er für gewöhnlich als Schulterzucken deutete. »Wie lange du hier bist, ist so irrelevant wie der Ort, an dem du bist. Zeit und Ort gehören den Lebenden, kleiner Solo. Sie haben nichts mit dir zu tun, und du nichts mit ihnen.«
Er erhält auf seine Fragen immer Antworten wie diese, und schließlich hört er auf, Fragen zu stellen. Fragen erfordern Kraft, und er kann es sich nicht leisten, seine Kraft zu verschwenden.
»Unsere Herren dienen strengen Göttern«, sagt sie beim zweiten, fünften oder zehnten Mal, als er erwacht und sie an seiner Seite findet. »Die Wahren Götter sagen, Leben ist Leiden, und geben uns den Schmerz, um diese Wahrheit zu beweisen. Die Domäne Shai war dafür berühmt, dass sie die Umarmung des Schmerzes benutzten, wie du oder ich ein Bad nehmen würden. Vielleicht hofften sie, wenn sie sich selbst bestraften, die Strafen der Wahren Götter vorwegnehmen und abwehren zu können. In dieser Sache, sollte man annehmen, wurden sie, äh, enttäuscht. Oder vielleicht haben sie die Schmerzen auch − wie es die Kritiker der Domäne Shai flüstern − nach einiger Zeit genossen. Schmerz kann eine Droge sein, Jacen Solo. Verstehst du das bereits?«
Vergere schien sich nie daran zu stören, dass er nicht
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