Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
anzugreifen, hätte er sie ohne Zögern niedergeschossen.
Sie tat nichts dergleichen, und der Augenblick verging ereignislos − aber es hatte Jag immer noch widerstrebt, die Hand von der Waffe an seiner Seite zu nehmen. Es war ihm beinahe so vorgekommen, als hätte sie gespürt, dass er sie ansah, und ihr Blick hatte sich ihm zugewandt. Als er zurückstarrte, war sie plötzlich wieder sie selbst gewesen, und er war sich ein bisschen dumm vorgekommen. Was immer es sein mochte, was er in ihrem Blick gesehen hatte, war verschwunden und einer subtilen Unsicherheit gewichen.
Tahiri niederschießen? Was hatte er sich dabei nur gedacht? Sie war nur ein kranker Teenager, der unbedingt ein bisschen Ruhe brauchte und zusammen mit vielen anderen müden Kriegern auf diese Mission mitgekommen war. Leia und Jaina glaubten, dass es ihr schwerfiel, über Anakins Tod hinwegzukommen, dass sie ihre Trauer so lange heruntergeschluckt hatte, dass sie nun in seltsamer, dunkler Gestalt aus ihr hervorbrach. Als Jag fragte, ob es wirklich eine so gute Idee war, sie auf diesen Einsatz mitzunehmen, hatte Leia entschlossen erklärt, die Mission sei genau, was Tahiri brauchte: eine klare Richtung, vorgegeben von Personen, denen sie vertrauen konnte. Wenn dennoch etwas schiefgehen sollte, würden sie ohne Zögern für sie da sein. Ende der Geschichte.
Jag hatte keinen Grund zu bezweifeln, dass es sich wirklich um das Ende der Geschichte handelte. Dennoch, er wurde diesen Ausdruck, den er auf Tahiris Gesicht gesehen hatte, einfach nicht los, und er hatte während des langen Sprungs nach Galantos immer wieder darüber nachgedacht. Ihm war nicht näher bekannt, was die Yuuzhan Vong auf Yavin 4 mit Tahiri gemacht hatten, aber jeder wusste, dass die Vong biologische Technologien einsetzten, die allem, was der Galaktischen Allianz zur Verfügung stand, weit überlegen waren. Konnte es möglich sein, dass dieses Aufblitzen von Bösartigkeit, das er bei ihr bemerkt hatte, damit irgendwie in Verbindung stand? Es war unmöglich, das sicher zu sagen. Aber was immer hinter der zerbrechlichen Fassade der jungen Frau vorging, er würde mehr Informationen brauchen, bevor er handeln konnte. Und um das zu tun, würde er sie ständig sehr genau im Auge behalten müssen …
»Ich denke daran, mich freiwillig zum Bodendienst zu melden«, sagte er zu Jaina. »Ich habe noch nicht viel von der Galaktischen Allianz gesehen, außer aus dem Orbit.«
»Du hättest dir keinen schlechteren Platz aussuchen können, um dein Interesse zu zeigen, Jag«, sagte sie. »Es sieht aus, als hätte jemand aus dem Orbit einen Erzfrachter voller Schneematsch abgeworfen.«
Er lachte. »Na, das ist doch mal etwas anderes. Möchtest du mitkommen?«
»Verlockend, aber nein danke. Wenn es dich nicht stört, werde ich mich lieber hier oben um alles kümmern. Jemand muss das tun, und sei es nur, falls die Yevetha zu Besuch kommen«
Er glaubte, einen milden Tadel in ihrer Stimme wahrzunehmen. »Kein guter Anfang, wie?«, sagte er, denn er wollte auf keinen Fall den wahren Grund für sein Interesse, mit zum Planeten zu kommen, preisgeben. »Wir arbeiten erst seit ein paar Tagen zusammen, und schon bringe ich den Dienstplan durcheinander.«
»Nein, das ist schon in Ordnung, Jag. Du kannst dich ruhig für solche Dinge melden, wenn du es wirklich willst. Tatsächlich hatte ich selbst gehofft, dass wir den Dienstplan ein wenig abändern könnten, um dafür zu sorgen, dass wir hin und wieder gleichzeitig nicht im Dienst und auf der Selonia sind.« Nun klang es eher, als wollte sie ihn necken. »Aber wenn du es erfreulicher findest, im Schneematsch herumzustapfen, statt Zeit mit mir zu verbringen …«
Er lächelte. »Du weißt, dass das nicht stimmt«, sagte er. »Ich dachte nur, wir könnten beides miteinander verbinden.«
Ihr Lachen war halb schockiert, halb entzückt. »Du hast zu viel Zeit auf dieser Sicherheitsliege zugebracht, Pilot. Ich werde dich auf jeden Fall bei deiner Vorgesetzten melden, wenn ich das nächste Mal Zwillingsführer bin.«
Dann schaltete sie das Kom aus. Zufrieden, dass er nun seinen Namen dem Landetrupp hinzufügen konnte, ohne ihr Misstrauen − oder ihren Zorn − zu wecken, wandte er seine Gedanken dem Rendezvous mit dem Rest der Staffel zu. In dieser Hinsicht hatte Jaina vollkommen recht: Was immer er von Tahiri befürchtete, seine Aufgabe bestand zuallererst darin, sich um die Staffel zu kümmern und für die äußere Sicherheit der Mission zu sorgen.
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