Das Erbe Der Loge: Roman
den Nordturm.«
»Eben. Man brauchte das Uran zu diesem Zeitpunkt nicht, bis Israel und Deutschland wieder selbstständige Staaten wurden. Ben Gurion und Adenauer gelüstete es nach dieser Waffe, sodass man den Kasten 1953 um seinen Inhalt erleichtern konnte. Deutschland hatte Probleme, sich wieder zu bewaffnen, also machte man das Geschäft. Du, Israel, bekommst die Wiedergutmachung von uns, lieferst uns dafür kleinere Waffen, die unsere Polizei als Selbstschutz braucht. Das stört die Siegermächte nicht. Dafür erhältst du das Uran, um einen Versuchsreaktor zu bauen, der uns beiden nützt. Die nötigen Atomphysiker waren ohnehin fast alles Juden. Das konnte klappen und hat es auch. Israel hat seitdem einen Reaktor, der waffenfähiges Uran aufbereiten kann. Deutschland hat zum Glück darauf später verzichtet.«
Immer schneller liefen die einzelnen Bilder der letzten Wochen vor meinem geistigen Auge ab. Es schien alles zusammenzupassen.
1953 Absprache Adenauer, Ben Gurion. Wo der Kasten 1947 eingemauert worden war, wussten nur unser Vater, der Propst und der damalige Steinmetz, der Vater von Martin Hofmann, treues Mitglied der damaligen Kölner Loge.
Den Austausch des Urans in schwindelnder Höhe hatte unser Vater genutzt, um den nunmehr frei gewordenen Kasten mit dem eigentlichen Erbe der Loge zu bestücken. Das schwarze Codebuch, die präparierten Tarotkarten und den Anteil der Diamanten, die er nicht mehr benötigte, da sein Geschäft in Südafrika bestens lief. Es sollte wohl eine Art symbolischer Wiedergutmachung an seinen weniger erfolgreichen, verschollenen und toten Brüdern sein.
»Ja, sehr ehrenhaft«, murmelte Kögel.
Ich hätte ihm dafür den Hals umdrehen können. Er hatte offensichtlich mehr von den Ypsilon-Chromosomen von Joshua Krodensky alias Jakob Motzkin abbekommen als ich.
»Also suchen wir alle jetzt die Druckplatten?«, versuchte ich meine schlechter werdende Laune im Zaum zu halten. Es wurde Zeit, dass dieses Flugzeug landete. Ich begann wieder Züge an meinem Bruder zu entdecken, die ich von Anfang an gehasst hatte, auch wenn ich mir mein Wohlwollen zwischenzeitlich durch 100 000 Dollar hatte erkaufen lassen.
»So ist es«, nickte er selbstgefällig, »und ich weiß jetzt auch, wo sie zu suchen sind. Hannah und Kornbluth sind nämlich die Kontrahenten.«
»Wie bitte?«
»Mal ehrlich«, wandte sich Kögel in einem amüsierten Ton mir zu, »du hast doch geglaubt, dass ich der Tarot-Mörder bin. Nachdem dieser Graf aber starb, mit Karte, konnte ich es nicht mehr sein. Denn wir waren bei Kornbluth. Dem letzten noch lebenden Zeitzeugen der Loge. Und wer hat uns dahin geködert? Das war doch alles, seit du den Kasten publik gemacht hast, ein wohl durchdachtes Spiel... mit dem kleinen Ausrutscher des Mossad, der seine eigenen Vorstellungen von Problemlösung hat. Ich muss zugeben, sehr geschickt gemacht.«
Nein, nein und nochmals nein. Alles in mir sträubte sich dagegen, diese Version wahr werden zu lassen. Hannah war keine Killerin, die sich ein Fernduell mit einem Greis in Südafrika lieferte. Dafür war sie zu schlau.
Obwohl...?
32
Kögels Vorhaben rief bei mir nur Kopfschütteln hervor. Trotz der Handy-Observation meiner Aktivitäten konnte er nicht wissen, was ich wusste. Staatsanwalt Fröhlich würde sich als enttarntes Mitglied der Stiftung nie und nimmer zur Ausstellung dieses Durchsuchungsbefehls hinreißen lassen. Denn wenn Kögels Vermutung richtig war, würden die Druckplatten an diesem Ort höchste diplomatische Verwicklungen nach sich ziehen.
»Das dauert ja ewig«, knurrte ich Kögel an, der schwitzend aus dem Gericht kam und lachend ein Blatt Papier schwenkte.
»Es kann losgehen«, kroch er auf den Beifahrersitz. »War nicht einfach, Fröhlich zu überzeugen. Das ist fast eine Nummer zu groß für ihn, habe ich den Eindruck. Aber nun werde ich dir den richtigen Tarot-Mörder präsentieren. Such dir schon mal einen Verlag für die Story deines Lebens.«
»Nicht schon wieder«, stöhnte ich. »Immer wenn es einer beschreit, geht es schief. Also halt die Klappe. Ich glaube nicht mehr an die Supergeschichte. Verrat mir lieber mal, warum du auf diesen Ort kommst und die Druckplatten ausgerechnet dort liegen sollen.«
Kögel zog sich die Krawatte aus dem Hemd, öffnete den Kragen und wischte sich den Schweiß vom Hals.
»Erinnerst du dich noch, als wir das erste Mal am Grab von Goldrausch dem Älteren standen?«
»Auf dem ihr den verstorbenen Professor gefunden
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