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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Scheiterhaufen löschten. Fieberhaft dachte sie über Rettungsmöglichkeiten nach. Leitern mochte es auf der Burg geben, aber sie reichten sicher nicht bis hinauf zum Söller. Und abseilen? Dazu fehlte es wahrscheinlich schon an Tauen – und an Bogenschützen, die das Seil hinaufschicken konnten. Aber dann flackerten die Flammen in Teilen des Gebäudes so hoch auf, dass sie die Burganlage erhellten. Und Geneviève erkannte ein dunkles, haushohes Gerüst im Widerschein der Glut. Stabil, riesig – und bislang völlig unbeschädigt.
    »Das Katapult! Wartet hier, Exzellenz, ich muss zu den Männern!«
    Geneviève ließ den verwirrten Bischof mitten in seinem Gebet stehen und rannte stolpernd um die Mauern herum zum Burgtor. Das Katapult war die einzige Lösung. Aber es stand bestimmt fünfzig Ellen vom Turm entfernt – alles würde davon abhängen, ob es sich bewegen ließ.
    Als Geneviève keuchend den Burghof erreichte, sah sie die Männer mit Leitern hantieren. Sie hatten die Burgmauer erstiegen und versuchten nun, die Leitern hochzuziehen und an den Turm zu lehnen. Geneviève erkannte auf den ersten Blick, dass sie trotzdem zu kurz sein würden. Der Großteil der Leute war weiterhin mit Löschversuchen beschäftigt. Geneviève rief Conrad von Neuenwalde und seine Frau an, die die Eimerkette befehligten.
    »Zieht die Leute hier ab, das hat keinen Zweck. Wir müssen das Katapult an den Turm fahren und den Wurfarm herüberführen. Hat das Ding Räder?«
    Die Kampfmaschine hatte Räder – mannshohe Holzkonstruktionen, die Felgen metallbeschlagen. Geneviève hatte keine Ahnung, wo man ansetzen müsste, um sie zu bewegen, aber die Ritter des Bischofs griffen sofort zu. Sie hatten Erfahrungen mit Katapulten, und auch die Bauernburschen und die Knechte, durchweg kräftige Kerle, verstanden gleich, worum es ging. Die Männer hatten blitzschnell Seile um die richtigen Teile der Maschine gelegt und zerrten und schoben sie vorwärts. Geneviève zögerte nicht, sich zu beteiligen – und auch die Ritter auf der Burgmauer mussten inzwischen begriffen haben, dass hier eine wirkliche Rettungsmöglichkeit nahte. Rüdiger war gleich da und stemmte seine gesunde Schulter gegen das Katapult, um zu schieben, die anderen eilten die Leitern hinunter und halfen beim Ziehen.
    »Wenn wir bloß nicht zu spät kommen«, keuchte Geneviève.
    Herr Conrad warf einen skeptischen Blick auf die Kampfmaschine. »Hoffentlich können wir den Wurfarm so handhaben, dass er den Turm nicht zerschlägt, sondern eine Brücke bildet«, meinte er. »Ganz nah an den Turm ranfahren können wir die Blide nicht, dann fängt sie auch Feuer. Aber damit sich der Arm zum Söller herübersenkt, müssten wir sie eigentlich abfeuern …«
    Genevièves Blick traf Sophias, die eben die Seilwinde taxierte.
    »Da macht Euch keine Gedanken«, sagte sie mit ihrer sanften Stimme. »Das überlasst einfach uns …«
    Die Mädchen brauchten natürlich Hilfe, um die Winde zu betätigen. Sie allein hätten das Abschnellen des Schussmechanismus nicht stoppen können, das sie auslösten, indem sie die Sperren lösten.
    »Ihr müsst es bremsen, ganz langsam eine Umdrehung nach der anderen zulassen!«, befahl Rüdiger den kräftigsten Männern, die Geneviève an der Winde platziert hatte.
    Mit seiner geschwächten Hand war der Ritter selbst nicht sehr nützlich, konnte aber sicherstellen, dass die Männer den weiblichen Kanonieren wirklich gehorchten.
    Und dann, als die Flammen längst aus dem zweiten Stock des Turmes loderten, senkte sich der Wurfarm der riesigen Blide sanft und langsam auf die Zinnen des Söllers.
    Die Winde kam zum Stillstand.
    »Arretieren!«, befahl Geneviève. »Nicht dass noch etwas schiefgeht. Sie müssten jetzt rüberklettern können …«
    Tatsächlich lösten sich Gerlin und Salomon auf dem Söller aus ihrer Starre. Die vorherigen Bemühungen der Retter hatten sie kaum beachtet, sondern sich nur aneinander festgehalten und den Tod erwartet.
    »Ich helf ihnen!«, bot einer der Bauernjungen an.
    Wieselflink band er sich ein paar Stricke um die Taille und kletterte am Katapult hoch wie ein Eichhörnchen. Oben nahm er Gerlin in Empfang, die rasch auf die Wurfschale geklettert war, sich aber nicht recht traute, an dem gewaltigen Wurfarm herunterzurutschen. Der junge Mann sicherte sie mit einem Seil, was ihr Mut machte. Gerlin schob sich abwärts, während der Bursche Salomon auf die Wurfschale zog und ihm half, trotz des steifen Beins und der schwachen Schulter

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