Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe des Alchimisten

Das Erbe des Alchimisten

Titel: Das Erbe des Alchimisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
ist vorbei.« Ich drücke seinen Arm und ziehe Seymour näher an mich heran. »Laß zu, daß es vorbei ist. Ich brauche dich jetzt mehr als jemals zuvor, das weißt du.« Ich lehne meine Stirn an seine Schulter. »Du mußt mir beibringen, wie man ein Feigling wird.«
Zumindest über diesen kleinen Scherz kann er lachen. »Können wir jetzt Sex miteinander haben?« fragt er gleich darauf.
Ich hebe den Kopf und küsse ihn auf die Wange. »Klar. Wenn wir beide ein bißchen älter sind.« Dann schüttele ich ihn in gespieltem Entsetzen. »Wie kannst du es wagen, mir so eine Frage zu stellen? Wir sind bisher noch nicht mal miteinander ausgegangen.«
Ich sehe, daß er sich bemüht, mit der Zerstörung seiner Welt zurechtzukommen, den Verlust des Zaubers zu akzeptieren. Er versucht zu lächeln. »In einem der Kinos läuft gerade ein Vampirfilm. Wir könnten ihn uns ansehen, Popcorn essen und anschließend Sex machen.« Offenbar wartet er auf eine Antwort. »Das machen die anderen Leute in unserem Alter samstags abends«, fügt er hinzu.
Plötzlich erinnere ich mich. Es hat lange gedauert, aber jetzt ist es wieder da. Irgend etwas mit meinem Kopf scheint nicht in Ordnung zu sein. Wie konnte ich so etwas nur vergessen? Ich wende mich ab und atme tief durch. »Verflucht!«
»Was ist?« fragt er. »Magst du kein Popcorn?«
»Wir müssen die Stadt verlassen! Auf der Stelle!«
»Warum?«
»Vor ein paar Minuten war jemand hier. Ein junger Mann, er hat an die Tür geklopft.«
»Wer war es?«
»Keine Ahnung. Ich habe nicht aufgemacht. Aber dieser Mann wußte meinen Namen, denn er nannte mich Sita. Und er forderte mich hartnäckig auf, die Tür zu öffnen.«
»Warum hast du’s nicht getan?«
»Weil ich nicht wußte, wer er war! Weil ich jetzt ein Mensch bin!« Ich verstumme und runzle die Stirn. »Seine Stimme kam mir bekannt vor. Ich bin sicher, daß ich ihn kenne, aber ich weiß nicht, woher.«
»Wie kommst du darauf, daß er gefährlich sein könnte?«
»Weißt du das wirklich nicht? Niemand auf der ganzen Welt außer dir kennt mich unter dem Namen Sita!« Ich atme tief durch. »Er sagte, daß er zurückkommen würde, und dabei lachte er. Er klang so verflixt sicher.«
Seymour überlegt. »Könnte es sein, daß Arturo die Explosion überlebt hat?«
»Nein.«
»Aber er war ein Hybride. Halb Mensch, halb Vampir. Es wäre doch denkbar. Laß diese Möglichkeit nicht außer acht.«
Ich schüttele den Kopf. »Noch nicht einmal Yaksha hätte diese Explosion überlebt.«
»Aber du hast es getan.«
»Es ist mir in letzter Sekunde gelungen zu entkommen, das habe ich dir doch schon gesagt.« Ich wende mich in Richtung Küche auf der Suche nach meinen Autoschlüsseln. »Je eher wir verschwinden, desto besser.«
Seymour packt meinen Arm. »Da bin ich nicht deiner Meinung. Du sagst doch, es gebe keine Vampire mehr. Warum fürchtest du dich dann so vor dieser Person? Laß uns lieber hierbleiben und herausfinden, wer er ist.«
Ich überlege. »Die Regierung muß gewußt haben, daß Arturo dieses Haus benutzt. Und vermutlich sind die Aufzeichnungen über solche Dinge nicht unbedingt ausschließlich in der Armeebasis aufbewahrt worden, die ich zerstört habe. Vielleicht wird dieses Haus längst wieder bewacht.«
»Aber du hast doch gesagt, daß du den Mann kanntest.«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Irgend etwas in seiner Stimme war mir vertraut, aber…«
»Was?« fragt Seymour, als ich den Satz nicht beende.
Ich versuche mich zu erinnern – mit meinem nun menschlichen und damit soviel weniger leistungsfähigen Gedächtnis. »Der Ton seiner Stimme hat mir einen Schauer über den Rücken gejagt.«
Jetzt will Seymour zeigen, daß er mir in der menschlichen Welt etwas an Erfahrung voraus hat: »Im wahren Leben steht nicht alle paar Minuten jemand vor deiner Tür, um dich zu töten. Manche Leute klopfen nur, weil sie dir einen Staubsauger andrehen wollen.«
Ich bleibe bei meiner Überzeugung: »Wir müssen sehen, daß wir hier wegkommen!« Ich nehme die Schlüssel vom Küchentisch, schaue aus dem Fenster, und mir fällt nichts Besonderes auf. In der Ferne werden langsam die Lichter des Las Vegas Strip eingeschaltet und bilden einen bunten, glitzernden Streifen in der ansonsten unbewohnten Wüste. Vor kurzem ist hier eine Bombe explodiert, aber die Menschen frönen weiter ihren Lastern. Natürlich hat der Wind den radioaktiven Niederschlag in eine andere Richtung geweht, aber ich habe ohnehin kein Recht, über andere zu urteilen. Ich war selbst

Weitere Kostenlose Bücher