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Das Erbe des Alchimisten

Das Erbe des Alchimisten

Titel: Das Erbe des Alchimisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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– und den Geschmack ihres Blutes. Dann fällt mir plötzlich siedendheiß ein, daß ich nicht mehr diejenige bin, die ich so lange Zeit war. Eine heiße Welle der Angst schwappt durch meinen Körper, trotzdem bleibe ich stehen und warte auf die Männer.
    »Hey, Girl«, sagt der mit dem dunklen Haar mit starkem Südstaatenakzent. »Was machst du hier mitten in der Nacht?«
Ich zucke mit den Schultern. »Einen kleinen Spaziergang eben. Und ihr?«
Der Blonde kichert dümmlich. »Wie alt bist du, Mädel?«
»Warum?«
Der Dunkelhaarige bewegt sich langsam auf meine linke Seite zu. Er dehnt seine Finger, während er spricht: »Wir wollen nur wissen, ob du das Recht hast, hier zu sein.«
»Wenn ihr das meint: Ich bin alt genug zu wählen«, erkläre ich. »Allerdings nicht alt genug, um zu trinken. Ihr habt euch heute einen hinter die Binde gekippt, nicht wahr?«
Jetzt kichern beide. Der Blonde kommt einen Schritt näher. Er riecht nach Bier und Stärkerem. »Kann sein, daß wir ein bißchen zu tief ins Glas geguckt haben. Aber das soll nicht deine Sorge sein. Wir bringen immer noch zu Ende, was wir angefangen haben.«
Ich trete einen Schritt zurück. Möglicherweise ist es ein Fehler, auf diese Weise zu zeigen, daß ich Angst habe. »Ich will keinen Ärger«, sage ich – und meine es auch so. Trotzdem habe ich das unbestimmte Gefühl, es noch immer mit Leuten wie diesen beiden aufnehmen zu können. Schließlich beherrsche ich einige Kampfsportarten, auch jetzt noch. Ein paar schnelle Tritte in ihre Leiber, in Richtung ihrer Kiefer – etwas in der Art sollte die Mißstimmung zwischen uns beseitigen. Der dunkelhaarige Bursche kommt an meine linke Seite und wischt sich mit dem Ärmel über den Mund.
»Wir wollen auch keinen Ärger«, sagt er. »Wir wollen nur ein bißchen Spaß.«
Unsere Blicke treffen sich, und ich wünsche mir, daß ich noch immer in der Lage wäre, ihm meine Gedanken durchs Auge ins Gehirn zu brennen. Seymour hat recht gehabt mit dem, was er sagte – ich trauere dem, was ich verloren habe, immer stärker hinterher. Doch jetzt gebe ich mir Mühe, meine Stimme sicher und unerschütterlich klingen zu lassen.
»Manchmal muß man für ein wenig Spaß teuer bezahlen«, erkläre ich.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, entgegnet der Blonde. »Stimmt’s nicht, John?«
»Ich finde, sie wirkt ein bißchen kratzbürstig«, erwidert John.
Sie haben in meiner Gegenwart ihre Namen genannt. Das ist ein schlechtes Zeichen. Entweder sind sie zu betrunken, um soweit zu denken, oder sie haben tatsächlich vor, mich zu töten. Letzteres trifft vermutlich zu; schließlich planen sie, mich zu vergewaltigen. Ich trete einen weiteren Schritt zurück und bin versucht, nach meiner Waffe zu greifen. Doch eigentlich will ich sie nicht töten, zumal ich jetzt nicht mehr auf menschliches Blut angewiesen bin. Mir würde es reichen, sie k.o. zu schlagen.
Aber ich weiß nicht, ob ich wirklich eine Wahl habe. Schließlich will ich überleben.
»Wenn ihr mich anfaßt, schreie ich!« warne ich sie.
»Hier wird dich niemand hören«, erklärt John, während er den Arm nach mir ausstreckt. »Schnapp sie dir, Ed!«
Sie attackieren mich gleichzeitig, John von links, Ed von vorn. Aber es ist John, der mich als erstes packt. Für einen Betrunkenen hat er erstaunlich gute Reflexe. Bevor ich mich entwinden kann, hat er mich schon gegriffen und hält mich von hinten fest. Ich wehre mich kurz, dann rühre ich mich nicht mehr. Doch als Ed schließlich direkt vor mir steht, stoße ich John zurück, hole aus und hebe mit beiden Füßen vom Boden ab. Mit dem rechten ziele ich auf seinen Unterleib – und treffe. Er stößt einen Schmerzensschrei aus und krümmt sich.
»Die Hexe hat mich erwischt!« keucht er.
»Verflucht!« schreit John in mein Ohr. »Dafür wirst du bezahlen!«
Ich antworte mit einem Ausfallschritt nach hinten und reiße meinen linken Ellbogen hoch. Er trifft John am Kinn, und ich spüre, wie sein Griff sich lockert, als er nach hinten stolpert. Im nächsten Moment bin ich frei. Da Ed noch immer vornübergebeugt dasteht, tue ich ihm den Gefallen, ihn ins Gesicht zu treten und seine Nase zu brechen. Er sackt auf die Knie, das Gesicht dunkel vor Blut.
»Hilf mir, John«, murmelt er.
»Hilf ihm, John«, wiederhole ich spöttisch, als John sich wieder aufgerichtet hat und mich mit einem todesverheißenden Blick ansieht. Mit dem kleinen Finger winke ich ihn heran. »Komm schon, John. Komm und hol dir das Mädel, mit dem du soviel

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