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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sich ernsthaft Sorgen. Sein Vater hatte sich noch immer nicht aus Berlin gemeldet, trotz Eriks SMS und Nachricht auf dem Anrufbeantworterr.
    Erik stieg in der Laivastokatu im Helsinkier Stadtteil Katajanokka aus dem Auto und ging auf den Eingang des mächtigen, an der Wende zum 20.   Jahrhundert erbauten Hauses zu. Die Haustür befand sich in einem kleinen Bogengewölbe. Katja und die Kinder erledigten in der Innenstadt die letzten Einkäufe vor der Rückreise.
    Der Wind kam jetzt von Norden und sorgte zusammen mit dem nahen Meer für feuchte Kühle, als würde das Ende des finnischen Sommers exakt mit dem Ende ihres Urlaubs zusammenfallen. Zu Hause in England würde der Sommer noch weitergehen, aber an Urlaub war dann erstmal lange nicht zu denken.
    Der Leiter der Forschungsabteilung von Gendo rief wegen eines Details in der China-Offerte an, und Erik versuchte, das Telefonat kurz zu halten. Mit dem Ersatzschlüssel, den ihm sein Vater vor Jahren gegeben hatte, gelangte er ins Haus. Die sonst eher beruhigende Atmosphäre des frisch gestrichenen Treppenhauses wirkte jetzt irgendwie bedrohlich still. Der rote Teppich dämpfte die Schritte auf der Treppe zum zweiten Stock. Erik schloss die Wohnungstür auf und betrat die geräumige Wohnung seines Vaters. Alles war tadellos sauber und aufgeräumt wie immer. Auf dem alten Musterparkett lagen dicke Orientteppiche, die Möbel waren robuste, antike Stücke, an den Wänden hingen die Werke einiger zeitgenössischer finnischer Maler – nichts sonderlich Modernes, aber auch nicht bloß Landschaften.
    |36| In einer Ecke des Bibliothekszimmers stand der kostbarste Schatz des Hausherrn, ein polnisches Fernrohr aus dem Jahr 1784.   Gerahmte astronomische Karten und ein großes Gruppenfoto von den Mitarbeitern des Apollo-Programms im
Kennedy Space Center
zierten die Wände.
    In den Regalen standen Souvenirs aus Amerika, aber ansonsten war die Einrichtung komplett in Finnland angeschafft worden. Der Vater hatte sich die Wohnung nach seiner Pensionierung im Jahr 1983 gekauft, im selben Jahr, in dem Erik in Berkeley promovierte. Damals hatte er sich über den Umzug seines Vaters nach Helsinki gewundert, aber jetzt tat er das nicht mehr. Je älter man wurde, umso wichtiger wurden einem seine Wurzeln, das merkte Erik selbst. Er fühlte sich nicht als Amerikanerr, obwohl er seine Kindheit und den größten Teil seines Lebens in den Staaten verbracht hatte. Eher fühlte er sich als Skandinavier – und dabei durch seinen Vater mehr als Finne als durch seine Mutter als Schwede. Vielleicht hatte er nicht zuletzt deshalb eine Finnin geheiratet. Auch seinen Kindern wollte er die finnischen Wurzeln erhalten, darum besuchten Olivia und Emil jeden zweiten Samstag die finnische Schule in Kingston.
    Erik blieb vor einem gerahmten Foto stehen. Es war 1967 gemacht worden, während eines Wochenendurlaubs in Huntsville, Alabama, wo sie von Florida aus hingefahren waren, ein Jahr vor der Scheidung der Eltern. Erik war damals neun gewesen. Ein lachender kleiner Junge mit dem Kopf voller Locken. Die Hand seiner Mutter lag auf seiner Schulter, sein Vater lehnte an einem riesigen Buick Electra. Seine Eltern waren auf dem Foto ungefähr so alt wie er jetzt, um die fünfzig. Aber sein Vater sah wesentlich jünger aus, und seine Mutter sowieso. Eriks Haar hingegen wurde langsam grau. Zum Glück fand Katja das vorläufig noch charmant.
    Auf dem mit grünem Tuch bespannten Schreibtisch stand ein Computer. Erik schaltete ihn ein – vermutlich hatte sein Vater die Hotelreservierung per Internet vorgenommen. Er öffnete das E-Mail -Programm und sah sich die Betreffzeilen an. Der größte |37| Teil der eingegangenen Nachrichten stammte von ihm oder Katja, an einige waren Bilder von Olivia und Emil angehängt.
    Erik hatte selbstverständlich nicht die Absicht, die E-Mails seines Vaters zu lesen, aber eine Mail überraschte ihn doch, denn als Absender stand dort »Ingrid Stormare«.
    Warum hatte seine Mutter dem Vater eine Mail geschickt? War es nicht so, dass sie so gut wie nichts mehr miteinander zu tun hatten? Die Betreffzeile war leer, und Erik öffnete die Mail nicht. Was sich zwischen seinen Eltern abspielte, ging ihn nichts an. Nach der Scheidung hatte er seine Zeit paritätisch bei beiden verbracht. Als er erwachsen wurde, zog seine Mutter nach England, Erik folgte zwei Jahre später nach. Allerdings hatte sein Umzug nichts mit seiner Mutter zu tun. Der Grund war ein großes Genforschungsprojekt in

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